Review

Wenn Amis zu Russen werden…

…dann behauptet EMS gleich, der vorliegende Film sei Russlands Antwort auf RED HEAT.
Nicht ganz wahr, denn es handelt es sich hier immer noch um eine amerikanische Produktion, die das Geschehen größtenteils aus der Sicht eines Amerikanischen Sergeants zeigt.
Einer der amerikanischern Schauspieler, Richard Tyson muss dann schließlich die Rolle des bösen Russen Nikolai übernehmen, und herrlich akzentreich russisch sprechen.

Trotzdem ist der Vergleich mit Red Heat nicht ganz unangebracht, denn hier verschlägt es den nach Rache dürstenden Detective Sergeant Roger Chambers (Michael York) nach Russland, um dort den Mörder seines Sohnes angemessen zu bestrafen…mit dem Tod!
Der Moscower Polizist Vlad (Alexander Nevsky) hat bei einem polizeilichen Einsatz seinen Freund verloren, wie es der Zufall will, auch ein Opfer von Nikolai.
So hat man auch hier mal wieder zwei Polizisten, die dank ihrer persönlichen Betroffenheit auf ihre Vorbildsfunktion scheißen, und auf persönlichen Rachefeldzug gehen.
Nur ist diesmal der Amerikaner der Fremde, und muss sich mit fremder Kultur und Sprache rumschlagen.

Anders als in Red Heat jedoch, nimmt der Film nicht wirklich Buddy-Movie Artige Ausmaße an, denn die Grundstimmung ist stets gedrückt und eher humorlos.
Unsere beiden Hauptcharaktere halten anfangs nicht viel voneinander, und dabei bleibt es auch, denn hier ziehen sich Gegensätze nicht gerade an, die beiden verhalten sich eher distanziert zu einander.
Als den beiden später klar wird, dass sie dasselbe Schicksal teilen, arbeiten sie zwar zusammen, doch da wird die Chemie zwischen den beiden auch nicht besser.
Es liegt einfach sowohl an den Schauspielern, als auch an deren Charakteren.
Der viel zu alte und etwas verzweifelte Michael York passt nicht wirklich zum Muskel Koloss Alexander Nevsky.
Beide können auf schauspielerischer Ebene nicht großartig begeistern.
Während das Drehbuch von Nevsky gar nicht erst verlangt große charakterdarstellerische Glanzleistungen abzulegen, kann er zumindest durch Charisma und sympathischer Art zufrieden Stellen.
Michael York dagegen zeigt nicht einmal Ansätze von Trauer, als er erstmals über seinen frisch gestorbenen Sohn spricht.
Obendrein ist fraglich, wie dessen Figur Roger Chambers den Detective und Sergeant Titel abstauben konnte. Er verhält sich stets unprofessionell, rennt ständig weg, lässt sich gefangen nehmen, erzählt anfangs immer wieder dieselben dämlichen Ausreden (ich habe die Waffe auf der Straße gefunden) und kommt bei drohender Gefahr nicht einmal auf die Idee seine Mitmenschen im selben Raum zu warnen.
So was ist nicht gerade eines Polizisten diesen Ranges angemessen.
Zumindest kann aber auch er sich mit recht sympathischer Ausstrahlung, wenn auch nicht gerade mit einem hübschem Gesicht, gerade noch so vor der bodenlosen Performance retten.

Nun denn, mit geballter Schauspielkraft wollte der Film eh nicht ankommen, auch hier sind Actionszenen das klare Augenmerk, und hier muss ich doch zugeben angenehm überrascht worden zu sein.
Die ganzen Ballerszenen entpuppen sich alle als recht schick, fetzig und gut choreographiert. Auch hier, besonders in der Anfangsschießerei im Gebäudewrack lassen sich solide Woosche Einlagen erkennen. Die ganzen Kameraden ballern bevorzugt beidhändig durch die Gegend, fangen ihre Waffen im letzten Moment in der Luft auf und rutschen dabei über Böden.
Trotz des sehr verdächtigen C-Looks des Filmes, können sich all diese Szenen wirklich sehen lassen, und sehen ganz sicher nicht billig aus. Auch auf schrecklich trashige CGI Explosionen wurde verzichtet, und stattdessen eine ordentliche Explosion der alten Pyro-Technik Schule auf den Bildschirm gezaubert, auch wenn es die einzige im Film ist.

Doch die Ballerszenen machen wirklich Laune, vor allem, wenn Vlad mit halber Armeeausrüstung eine Luxusyacht im Alleingang stürmt, ganz cool durch die Gänge streift, und im richtigen Augenblick dann die Waffen sprechen lässt.

Ich betone ganz klar die „Ballerszenen“, denn bei den Kampfszenen sieht die Sache schon weniger rosig aus. Abgesehen davon, dass sie hier in diesem Film eher Fehl am Platz wirken, ganz besonders schlimm beim Glatzköpfigen Sadisten, der plötzlich in Shaolin Pose geht, sehen sie auch nicht wirklich gut aus.
Das Problem ist as übliche. Hektischer Schnitt, lahme Bewegungen.
Zumindest ist dieses Handgemenge auch schnell wieder vorbei und insgesamt klein an der Zahl.
Der Schwertkampf dagegen sieht wieder etwas besser aus, obwohl dieser rein inhaltlich gar nicht hätte sein müssen.
Vlad hat den bösen Nikolai bereits mit der Waffe im Visir, doch unser reifer, höchst professioneller Detective Chambers muss die Sache ja selber anpacken, fordert Vlad auf die Waffe zu senken, damit er mit Nikolai noch mal ein Schwert Duell austragen kann…
Hmm, na ja, irgendeinen Sinn musste ja das Fechttraining mit dem Sohnemann am Anfang vom Film ja haben.

Doch insgesamt muss ich sagen, größtenteils gut unterhalten worden zu sein.
Anfangs von den Actionszenen überrascht, lief dann auch die Story recht spannend ab, die Jagd nach dem Mörder, die kleinen polizeilichen Ermittlungen, und gewisse Gespräche gingen ohne große Längen von der Bühne.
Nur bei den gegen Ende des Filmes angekündigten Nuklear Raketen wird es kriminell.
Denn es bleibt bei dieser Erwähnung. Der Raketenstart, der das Cover so obligatorisch schmückt ist nirgends im Film zu sehen, und ebenso wenig wird er zur ernsthaften Bedrohung, die auf irgend eine Art und Weise Einfluss auf die Helden nimmt; außer eben, dass sie anfangs schockierte Gesichter ziehen…das wars…

Naja am Ende des Filmes, nach der letzten Actionszene wird es zumindest auch mal ganz witzig (wenn man mal Vodka Saufen und dem Schachspielen absieht), wenn auch höchst wahrscheinlich ungewollt.
Da sitzen Roger und Vlad im Flughafen, ähnlich wie Belushi und Arnold in Red Heat, tauschen sich über ihre Zukunftspläne aus, Roger bekommt von Vlad sogar seinen Ring zurück, die ihm der böse Oleg entwendete.
Natürlich wollen sich beide irgendwann wieder sehen, und da fällt Vlad doch glatt ein, dass ein gewisser Arnold Schwarzenegger irgendwo in Los Angeles wohnhaft ist.

Vlad: Kennen sie Arnold Schwarzenegger?
Roger: Wer? Ach sie meinen diesen Gouverneur?

Wow, selbst in den USA gibt es Leute, die den Arnold kennen!!!

Roger: Ja, wenn sie vorbeikommen, dann könnten sie zusammen mit ihm trainieren!!

Jup, so schauts aus xD
Besonders lustig an der Szene ist, dass der gute Michael York im Deutschen von Thomas „A.Schwarzenegger“ Danneberg synchronisiert wurde. LoL

Nun denn, insgesamt war das doch ein recht unterhaltsamer Film, eine 1/10 ist da doch sicherlich zu tief gegriffen.
Ich habe schrecklich öden Action Trash erwartet, und wurde von kompetenter B-Action im C-Look angenehm überrascht. Mit einem James Bond artigen Intro und dazu recht stimmiger E-Gitarren Musik, die sich noch über weite Teile des Filmes erstreckt, habe ich auch nicht gerechnet. Die Schauspieler gehen trotz einiger Defizite, insbesondere Michael York und sein dämlicher Roger Chambers, doch schon in Ordnung, und die Story ist zwar auch nicht originell, wird aber recht spannend erzählt, und so kann ich am ende zumindest nicht behaupten, mich gelangweilt zu haben.

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