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Einzige filmische Regiearbeit von Catherina Tsang, ein Urgestein von TVB, die ursprünglich und dies bereits 1970 und damit noch bei Radio Television Hongkong als Hörspielsprecher, Schauspieler und Moderatorin angefangen und sich dann ab '74 als Regieassistentin peu à peu und dies in einer Männerdomäne empor gearbeitet hat, Tsang, welche im Übrigen die Cousine von Eric Tsang ist, ist derzeit stellvertretende Geschäftsführerin des Senders, zu der Zeit von Kung Fu Cop war sie als TV-Drama-Produzentin tätig, und damit auch bereits in einer erhöhten Funktion tätig. Interessanterweise oder ironischerweise ist der hiesige, vom Titel her doch eher gängig klingende Fernsehfilm auch die einzige entsprechende Arbeit von Louis Fan ((Siu-Wong); zwei 'Ausnahmerscheinungen' demnach, ob dies auch für das Endprodukt selber gilt?:

Polizist Jun [ Louis Fan ] hat eines Tages einen Einsatz gegen Schmuggler an der Grenze, und wird nur durch den Kriminellen Zhen Jian [ Patrick Tam ] vor dem sicheren Tod bewahrt. Als dieser nach seiner Verhaftung und dem Absitzen der Strafe nach HK zurückkehrt, gerät er dort unschuldig erneut in Verstrickungen der Gangster, sodass Jun seinen Vorgesetzten Ju Dui [ Chu Tit-Wo ] um eine Überstellung und Zusammenarbeit mit dem lokalen Chefinspektor Xian [ Chin Ka-Lok ], um die Unbescholtenheit von Zhen zu beweisen.

Fan ist heute noch, seit einer geraumen Zeit aber im chinesischen Streamingmarkt unterwegs, Mitte der Neunziger wurde es noch in HK und dort in eher kleineren (= genauso kleinen) Werken, wenn auch noch im Kino (unter ferner liefen) probiert, seine eigene Klientel und Nische hat er auf jeden Fall gefunden, er ist aktiv und beständig seit Jahrzehnten schon gewesen. Die Eröffnung hier ist eher ungewöhnlich, eine Vorstellung bzw. ein Ausschnitt von den Dreharbeiten, eine Befragung des Darstellers während einer der Pausen, dazu die kommenden Attraktionen eingeschnitten, sprich die Actionszenen. Von der Realität in die Fiktion, das Bildformat auch verändert, aufgezogen, herangezoomt. Eine volle Gesellschaft, Guangzhou 1993, sowohl auf den Straßen als auch in den Gebäuden, Massen an Menschen allerorten, eine private, aber größere Feierlichkeit. Begebenheiten und Ereignisse, die erstmal nichts mit der späteren Geschichte zu tun haben, eine zufällige Konfrontation mit paar kleineren Gaunern, das erste Aktivieren der Stuntcrew und die Präsentation einer körperlichen Fähigkeit.

In der VRC wird dies erzählt, man merkt schon Bevorteilung und Benachteiligung, das Vorhandensein von Missgunst und Neid, die Menschen hier genauso drauf wie woanders: Jeder sucht seinen eigenen Vorteil und sieht zu, wo und wie er am besten bleibt. Die allererste Actionszene, das Einfangen der Strauchdiebe war übrigens nicht der Rede wert, es kommen aber noch größere und mehr. Eine Schmuggeloperation an der dunklen Grenze wird angeleiert, da auch in Mandarin palavert, Befehle erteilt, Anordnungen ausgegeben, das kriminelle Vorgehen gesteuert. Die Patrouille aber auf der Wacht, der Grenzschutz aktiv, das Flutlicht angeschaltet und in die Operation interveniert; Kung-Fu Cop ist hier jeder, zumindest die Staatsbeamten, die Männer in Uniform. Eine wilde Auseinandersetzung in der Nacht samt Martial Arts Einlagen und einer explodierenden Tankstelle, die einsam und verlassen in der Isolation herumstand, aber immer noch genug Benzin für eine weitreichende Flammenhölle in sich führte; eine der Szenen aus dem Vor- und Zwischenspann auch; zurecht als Exklusivität gekennzeichnet und hervorgehoben inkludiert.

Die Pflichterfüllung ist damit noch nicht zu Ende, sondern erst am Beginn, eine personelle Konstellation in Andeutung, zwei verschiedene Männer aus verschiedenen Ländern, und auf jeweils der anderen Seite des Gesetzes auch, aber verbunden durch ein Ereignis und eine Hilfe in der Not. Eine gewisse Annäherung, eine kleine Sympathie zueinander, eine Empathie, gemeinsame Blessuren, vielleicht auch eine gemeinsame Zukunft, zumindest einer in der Kooperation miteinander, einer länderübergreifenden, einer die Zukunft vorweg nehmenden Koordination. Erste cineastische Gehversuche in die Richtung waren damals durchaus üblich, Police Story 4: Project S a.k.a. Mega Cop, auch mit Fan in einer Nebenrolle, Rock ’n’ Roll Cop, usw., hier in der Variante für die Fernsehzuschauer und die der Auswertung auf Video CD und anderweitig Heimmedien. Hier ebenso eine Annäherung, eine Männerfreundschaft, mit Patrick Tam auch ein gleichwertiger Partner, der Darsteller weiterhin fest im Geschäft, im Grunde sogar mit der etwas besseren Karriere.

Was die beiden Gestalten hier auf Dauer zueinander und zusammen führt, wird dann erstmal im Gespräch geklärt, das ist mäßig interessant, entspannte Wortwechsel, dann geht's nach Hongkong. Ein Gefallen zuerst, eine Wiedergutmachung, eine Hand wäscht die andere, man lässt sich ein bisschen Zeit. Man hat es ein wenig auf Emotionen und Stimmungsbilder abgesehen, auf ein Rekapitulieren, ein Resozialisieren, eine Resolution. Es wechseln die Jahre und auch die Perspektiven, nach etwa einer halben Stunde wird dann wieder zum Ausgangspunkt zurückgekommen, aus alten Fehlern nichts gelernt. Ein Drogendeal am Hafen, eine Schießerei, viele Tote, eine B-Picture Besetzung, eine Ehrerweisung. Die Mühlen mahlen langsam, aber stetig, die Bürokratie arbeitet. Das weiße berauschende Pulver hier das Problem der Geschichte, auf beiden Gegenden der 'Heimat', das Übel der Zivilisation, das Verlangen nach Rausch und Betäubung.

Eine fußläufige Verfolgungsjagd durch die Innenstadt löst die Aufmerksamkeit der Bevölkerung aus und ein Hupkonzert, über die Überführung, rein in die U-Bahn, ein langer Sprint, Sprünge, Stürze und Stunts, neben Fan ist jetzt vor allem auch Chin Ka-Lok aktiv und physisch auf gleicher Augenhöhe, das Tempo antreibend. Die Bewegungen werden flotter, die Kompetenzen sind einseitig. Als Fremder zu Gast, als Kommunist im Kapitalismus, als Volksgenosse in der (noch) britischen Kronkolonie, es wird sich gegenseitig lektoriert und selektiert. Die Inszenierung von Tsang steht ihren Kollegen nichts nach, man weiß nur nicht, was sie ausgerechnet hierfür interessiert (oder qualifiziert?), es ist eine Genregeschichte mit etwas mehr an Aktualität und Behandlung, es ist nun aber keine besondere Bedeutung oder Herausforderung.

Eingangs wäre eine Kürzung möglich, dann steigert sich die Aggression, eine konfrontative Dreiecksfigürlichkeit, eine Falle am Schuttplatz, eine allgemeine Gefährlichkeit. Die Schnittfrequenz bei den Nahkämpfen und dem Einsatz der Waffen fast ein wenig hoch, aber aufgrund fähiger Besetzung nicht ohne Wirkung; junge Leute mit zuweilen Ausbildung von Kindesbeinen an, Tam jetzt nicht, aber Fan und Chin sind erwiesenermaßen Experten auf ihrem Gebiet, letzterer war zu Beginn auch als Stuntman und ist jetzt bei millionenschweren Großprojekten als Choreograf und Action Director aktiv. So taucht auch hier mal aus heiterem Himmel eine schießwütige Spezialeinheit auf, eine Mehr-Parteien-Hatz auf zwei und vier Rädern, beruflich und privat konfrontierend, Konflikte auslösend, Konferenzen, weniger Kommentare zum zeitgenössischen Geschehen; mehr Entschuldigungen und Danksagungen, auch die Friedenspfeife herausgeholt, ein gemeinsames Projekt, ein gemeinsamer Feind. Schüsse fallen insgesamt dennoch reichhaltig, Treffer werden entweder nicht vollbracht oder eher weggesteckt, das zweite Drittel des Filmes aber eine längere Flucht mit diversen Auseinandersetzungen, insgesamt problemlos (und auch vor dem Rachefeldzug im Showdown) dem Actionmilieu zugehörig. Staubbomben und Macheten werden gezückt, später auch wieder Handkante und Beinarbeit vollzogen, ein reichhaltiges Attentat im Krankenhaus, Korruption überall, und das zur Weihnachtszeit.








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