In den 1980ern und 1990ern drehte Cirio H. Santiago in erster Linie Vietnam- und Endzeitfilme mit viel Geballer und wenig Handlung, wobei er häufig mit den gleichen Leuten in Sachen Cast und Crew zusammenarbeitete, wie etwa Schauspieler und Drehbuchautor Frederick Bailey, der neben „Equalizer 2000“ unter anderem „Silk“, „Wheels of Fire“ und „Demon of Paradise“ schrieb.
Auch hier ist mal wieder Postapokalypse á la „Mad Max“ angesagt: Ein kurzes Intro klärt auf, dass die Menschheit mal wieder am Allerwertesten ist und dass es nach einer Eiszeit die große Hitzewelle gab, weshalb selbst Alaska jetzt eine Wüste ist. Dort spielt „Equalizer 2000“ auch und steigt schnell mit dem ersten Gefecht ein, wobei man erst nach und nach kapiert, dass sich dort die Soldaten des Regimes, genannt Ownership, mit Rebellen zoffen und dass Held Slade (Richard Norton) eben zur Ownership gehört. Der intrigante Lawton (William Steis) lässt Slade in den Friendly-Fore-Mörserhagel der Ownershiptruppen laufen, woraufhin Slades Offizier-Daddy hinüber ist und Slade den Rebellen in die Hände fällt.
Slade befreit sich aus der Gefangenschaft, trifft auf der Flucht die Rebellin Karen (Corinne Wahl) und wird von ihr schwer verletzt in ein anderes Rebellencamp gebracht. Dort hilft er den Equalizer 2000 fertig zu bauen, ein MG mit mehreren drangeklebten Raketen- und Granatwerfern, der beim Sturz des Ownership-Regimes kriegsentscheidend sein könnte…
Wenig überraschend mutiert „Equalizer 2000“ in der Folge zu rasch aufeinanderfolgenden Scharmützeln, bei denen sich die verschiedenen Gruppierungen (Ownership und diverse Rebellenfraktionen) bekriegen und die Waffe mehrfach den Besitzer wechselt. Hin und wieder wird auch mal wer gefangengenommen, Hauptsache aber es ist ordentlich was los. Mit einer komplexen Hintergrundgeschichte oder viel Gespür für Dramaturgie hat das wenig zu tun, selbst die Tode von wichtigen Figuren inszeniert Santiago zackig und fast schon im Vorbeigehen, drückt dabei aber immerhin mächtig aufs Gas und setzt auf reichlich Dauerfeueraction.
So nehmen Explosionen und Maschinengewehrfeuer auf der Tonspur hier mehr Platz ein als Dialoge und die Action setzt mehr auf Klasse als auf Masse. Manche Feuergefechte sind etwas statisch, schneiden lediglich Aufnahmen des ballernden Helden gegen umfallende Fieslinge, aber an anderer Stelle sind für Santiago-Verhältnisse überraschen elaborierte Shots zu sehen: Etwa ein Autosprung über eine Schlucht, eine Verfolgungsjagd, in der Slade in einem Auto sitzend und auf dessen Motorhaube stehend auf die Verfolger ballert, oder Schlachtszenen, in denen die Kamera das Gefechtsfeld abfährt und dementsprechend viele Statisten, Einschüsse und Explosionen arrangiert werden. Neben Pistolen, Gewehren und Bögen kommen auch Flammenwerfer zum Einsatz, was für einige aufwändige Feuerstunts gut ist, auch wenn man „Equalizer 2000“ immer noch anmerkt, dass Santiago kein feinsinniger Arrangeur sondern ein grobschlächtiger Handwerker ist.
Dementsprechend darf man sich auch über ein paar handwerkliche Fehler (etwa eine Fliege auf der Kameralinse in einer Szene) nicht wundern, auch nicht über manche Logiklücken, wie etwa folgende Frage: Warum verzieht sich Lawton mit dem Equalizer 2000 in die Ownership-Festung, als die Rebellen angreifen, wo doch die Waffe den Kampf entscheiden könnte? Manche Szene wirkt in den Film geworfen, weil sie erst später erklärt wird (etwa der Angriff auf das Bergvolk, das man später zur Unterstützung braucht), und die Figuren sind nicht mehr als Archetypen, aber das sind sie ja selten bei in der nächsten Kiesgrube gedrehten „Mad Max“-Plagiaten wie diesem hier, wobei die Ausstattung mit aufgemotzten Alt-Autos und bikermäßigen Lederoutfits Endzeitflair zu verbreiten weiß und noch etwas aus dem schmalen Budget herausholt. Herzzerreißend naiv dagegen die Szene, in der siegreichen Rebellen am Ende kurzerhand Bögen, Speere und Knarren ins Feuer werfen, weil ja alles gut ist und in der harten postapokalyptischen Zukunft anscheinend Selbstverteidigung mehr vonnöten.
Auch Richard Norton in der Hauptrolle ist ein Glücksgriff, hat der harte Australier doch einiges an Charisma und weiß so den Film zu tragen, auch wenn er natürlich schauspielerisch kaum gefordert wird und seine Martial-Arts-Kenntnisse kaum gefragt sind. Die Choreo der Nahkämpfe ist auch nur ganz okay, was aber mehr ist, als man von manch anderem Santiago-Actioner sagen kann. Corinne Wahl ist recht brauchbar als toughe wie hübsche Endzeitamazone und in einer Nebenrolle kann Robert Patrick als schleimiger Fiesling auftrumpfen, während William Steis als Oberschurke leider blass bleibt.
Die Handlung ist bloß rudimentär vorhanden und mit Logik oder Dramaturgie hat „Equalizer 2000“ es auch nicht so, dafür hat der Film eine brauchbare Endzeitatmosphäre und reichlich Dauerfeueraction, die für Santiago-Verhältnisse ziemlich schick geworden ist, so wie auch dieser Film einer seiner besseren ist. Nichts für Feinschmecker, aber wenn man mal Bock auf die ganz besonders grobe Action-Bratwurst hat, dann schmeckt „Equalizer 2000“ schon.