Elijah Wood spielt einen Journalistik-Studenten, der zu Unrecht aus Harvard entlassen wird und aus Scham vor seinem Vater zu seiner Schwester nach England zieht. Dort lernt er den Bruder ihres Verlobten, gespielt von Charlie Hunnam kennen, der ihn mit zu einem Fußballspiel nimmt. Zusammen mit ihm und seiner Gruppe aus knallharten Hooligans gerät Wood in eine brutale Schlägerei, nach der er allmählich Gefallen an Gewalt findet.
Wöchentlich hört man über brutale Ausschreitungen diverser Fans nach Spielen von englischen, schottischen und italienischen Vereinen und auch in Deutschland gibt es Grund zur Sorge vor den brutalen Schlägern, Dynamo Dresden spielte ja nicht umsonst mehrfach vor leeren Kulisse. Das Thema Gewalt und Feindschaft in Bezug auf diese Hooligans wurde bisher kaum filmische aufgearbeitet, auch wenn "Fight Club" oder "American History X" durchaus in die Richtung gingen, sich aber an anderen Szenen und Gruppierungen orientierten. Bei dieser guten und unaufgebrauchten Grundidee steckte von Anfang an viel Potential in dem Film und dabei heraus kam ein wirklich starker Genrebeitrag.
Die Grundidee um den jungen und eher zurückhaltenden Studenten, der sich eigentlich immer alles gefallen lässt, vor seinem Vater kuscht und von Harvard fliegt, weil er seinen Kameraden verteidigen will, ist gut. Nach dieser gelungenen Charakterkonstruktion wird der Übergang zum brutalen und knallharten Hooligan, der weder Schmerz noch Tod scheut, um seine Kameraden zu unterstützen langsam und anschaulich dargestellt. So zeigt Regisseur und Autor Lexi Alexander verständlich und einfühlsam, wie schnell ein normaler Mensch in dem Strudel aus Gewalt versinken kann. Die übrigen Hooligans werden dabei keinesfalls über einen Kamm geschert und werden, ohne dabei Klischees zu verwenden, mit Ecken und Kanten vorgestellt. Vor allem bei dem Anführer gibt man sich dabei sichtlich Mühe, nicht nur den brutalen Schläger zu zeigen, sondern auch den engagierten Lehrer, den guten Kumpanen und den freundlichen Familienmenschen. Das Ende ist ebenfalls gut gelungen, überrascht mehrfach und kann, obwohl es mit dem Pathos vielleicht ein bisschen übertrieben wird, voll und ganz zünden und sorgt durch seine Verstörende Wirkung dafür, dass der Zuschauer den Film nicht so schnell vergisst, auch wenn die Gewalt teilweise als Schule der Männlichkeit dargestellt wird, was teilweise einen faden Beigeschmack hinterlässt, aber auch nicht weiter stört.
Gerade bei einer solchen Thematik ergeben sich mehrere Möglichkeiten, die Kampfszenen möglichst erschütternd in Szene zu setzen. Statt mit melancholischer Musik mit aller Macht Mitgefühl für die armen Hooligans aufzubauen, die ja eigentlich keine andere Wahl haben, als sich gegenseitig zu verstümmeln, setzt Alexander auf knallharte Rockmusik und baut damit eine wirklich aggressive Atmosphäre auf und so liegt die Gewalt förmlich in der Luft. Diese knallharten und alles in allem relativ realistischen Kampf-Szenen stellen klar die Höhepunkte des Films dar und verstören zutiefst und vermitteln dem Zuschauer mit den schnellen Handkamerasequenzen zusätzlich Nähe zum Geschehen. Ansonsten lässt sich Alexander bei den dramatischen und emotionalen Momenten die nötige Zeit, genauso wie bei der Charakterkonstruktion, lässt seinen Film aber zu keinem Zeitpunkt auf der Stelle treten und zeigt schon bei seinem Regie-Debüt überraschend viel Routine und Feingefühl. Von der Kulisse, über die Kampfszenen, bis hin zur eigentlichen Handlung bleibt der Film damit von der ersten bis zur letzten Minute knallhart und realistisch, womit er durchaus verstören kann.
Elijah Wood kennt man ja eigentlich als beliebtes Allzweck-Opfer und Quotenweichei aus "Herr der Ringe", das sich so allmählich nach Mordor schleppt und ohne Unterstützung keine zwei Meter weit kommt und auch ansonsten war er in eher kindlichen Rollen in diversen Familienfilmen wie "Oliver Twist" und "Flipper" zu sehen. Allein der Gedanke, dass Wood einen Hooligan spielen soll ist eigentlich schon lächerlich und dennoch funktioniert die Idee ganz gut, da so der Wandel vom braven Studenten zum Schläger noch besser dargestellt werden kann, zumal man es gerade von einem solchen Protagonisten niemals erwartet hätte. Stellenweise stolpert er leicht orientierungslos durch den Film und versteckt sich hinter seinem typischen, leeren fast grenzdebilen Blick, aber alles in allem ist seine Leistung akzeptabel. Charlie Hunnam spielt ebenfalls überzeugend und brilliert sowohl als brutaler Hooligan, als auch als sympathischer Lehrer und stellt diese ambivalente Seite seiner Person so stark dar. Der übrige Cast, zu dem unter Anderem Claire Forlani gehört, ist ebenfalls gut.
Fazit:
"Hooligans" ist von Anfang bis Ende knallhart und realistisch und kann so durchaus fesseln und verstören. Die realistischen und brutalen Kampfszenen und die hervorragende Story, die die Faszination an dem Leben in einer Gang und der Gewalt hervorragend darstellt, brennen sich förmlich in das Gedächtnis und da stört auch der stellenweise übertriebene Pathos und die hölzerne Leistung von Elijah Wood nicht weiter.
88%