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Irrsinnig komische Meisterdetektiv-Parodie, in der sich namentlich verfremdet Sam Spade (hier: Sam Diamond), Nick „Der dünne Mann“ Charles (hier: Dick Charleston), Charlie Chan (hier: Sidney Wang), Hercule Poirot (hier: Milo Perrier) und Miss Marple (hier: Jessica Marbles) mitsamt je einem Begleiter die Ehre geben, um in dem Schloß eines exzentrischen Millionärs (Truman Capote!) einen Mord aufzuklären, der noch gar nicht begangen wurde. Im gesamten Film wird kein einziger Dialog gesprochen, der nicht auf irgendeinen Gag hinausläuft, keine Zote ist zu billig, um sie nicht zu reißen. Das reicht von plumpen Wortspielen über sexistische und rassistische Beleidigungen bis hin zum absoluten Gaga-Nonsens, der auch mal die Metaebene erklimmen kann (Sam Diamond aka George Loomis aka Peter Falk als Columbo).

Bunter zusammengewürfelt könnte das Ensemble nicht sein. Es bleibt kein Auge trocken, wenn Peter Falk als rauhbeiniger Bogart-Verschnitt alles beleidigt, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist, Peter Sellers sich mit hirnrissigen chinesischen Sprichwörtern und fragwürdigem, weil grammatikalisch holprigem Englisch (oder Deutsch, je nach Sprachfassung) durch den Film blödelt, David Niven stets höflich und seriös trotz aller Kuriositäten vor seiner Nase die Ruhe bewahrt und James Coco als arroganter Franzose... äh... Belgier immer auf der Suche nach was zu essen ist. Nur die resolute Elsa Lanchester kommt in dem Trubel etwas zu kurz, was aber nicht stört, weil auch die mitgebrachten Begleiter nicht bloß Staffage bilden, sondern mit Pointen um sich werfen, allen voran Maggie Smith als Charlestons Gemahlin, James Cromwell als Perriers Chauffeur und die 93-jährige Estelle Winwood als Miss Marbles’ im Rollstuhl sitzende Pflegerin (!). Wenn sich neben Capote noch mit dem altehrwürdigen Alec Guinness ein blinder Butler und mit Nancy Walker eine taubstumme Köchin dazugesellen, sollte man spätestens wissen, woran man hier ist. Keiner der Darsteller ist sich für jeden noch so blödsinnigen Spruch zu schade (selbst diejenigen, von denen man einen solchen, flacher orientierten Humor gar nicht erwarten würde), im Gegenteil: Jeder hat Freude daran, mal so richtig die Sau rauszulassen. Bei der Suche nach seiner Lieblingsfigur kann man also aus den Vollen schöpfen. Die Auswahl ist reichlich.

Die Story an sich ist eine reine Nummernrevue mit typischen Versatzstücken klassischer Trivialkrimigeschichten: ein düsteres Schloß mit Spinnweben, Gewitter und Nebel, doppelte Räume, Frauengeschrei ein mit schwarzen Handschuhen umgehender Killer, dessen Gesicht nicht gezeigt wird und der allgegenwärtig ist, ein mysteriöser Mord, diverse weitere Mordanschläge und die Aufklärungsarbeit. Dabei macht sich Autor Neil Simon allerdings einen Riesenspaß daraus, sie heftig zu veralbern, indem sich etwa die Spinnweben als Zuckerwatte oder der Nebel sich als Trockeneis herausstellt. Schon vor den Mordfall stellen die Detektive ihre meisterhaften Fähigkeiten unter Beweis und versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen, wer denn nun der Beste seines Fachs ist, ehe sie auf der Suche nach dem Täter die hanebüchensten Schlußfolgerungen aus ihren Ärmeln schütteln und alberne Motive konstruieren, die tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Folglich kann es nicht verwundern, daß am Ende auch jeder seine ganz persönliche Lösung des Falls präsentiert und damit danebenliegt, weil die Auflösung noch unlogischer ist als alles, was vorher so zusammenermittelt wurde.

Sollte jemand auf der Suche nach einer endlos zitierfähigen Komödie sein, so liegt er bei „Eine Leiche zum Dessert“ genau richtig. 90 Minuten lang, gefühlte 900 Gags, voller Chaos und geballtem Schwachsinn, das aber auf eine sehr positive Art. Auch oder vor allem in der deutschen Synchronisation ein Genuß. 10/10.

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