Einmal mehr stellt B-Routinier Sidney J. Furie („Iron Eagle“, „Partners in Action“), der sich aktuell zum Stammregisseur aller neuerer Dolph Lundgren-Klopper („Detention“, „Direct Action“, „The Controller“) entwickelt hat, dass er, wenn denn ein ordentliches Budget vorhanden ist, klar überdurchschnittlich inszenieren kann. „The Rage“ entstand unter Peter R. Simpsons B-Schmiede Norstar Entertainment, die sich im B-Action-Milieu unter anderem mit „Jungleground“ oder „No Contest“ einen Namen gemacht hat.
Überraschend hochwertig ist die leider nicht an ihre schauspielerischen Grenzen gehende B(e)setzung. Neben Prügel-Ass Lorenzo Lamas („CIA Code Name: Alexa“, „Snakeeater“), der hier übrigens nur zur Waffe greift, sind der seit dem Ende der „SeaQuest DSV“ nur noch in B-Ware anheuernde Roy Scheider („Jaws“, „Blue Thunder“), Maniac Gary Busey („Predator 2“, „Drop Zone“), die Fans der leider völlig unterschätzen Science-Fiction-Serie „Space: Above and Beyond“ bekannte Kristen Cloke („Final Destination“) und in einem Miniauftritt auch noch David Carradine („Kung Fu“, „Kill Bill“) zu bewundern.
Der Plot selbst geht, auch wenn er später bezüglich der Figuren mit diversen Unglaubwürdigkeiten zu kämpfen hat, soweit in Ordnung. Lamas macht das, was er eigentlich am besten kann. Er spielt einen heruntergekommenen FBI-Agenten namens Nick Travis, der nur noch auf seinen Abschuss durch seinen Vorgesetzten John Taggart (Scheider als das übliche Chefarschloch) wartet. Der setzt ihm die junge, diensteifrige Agentin Kelly McCord (Cloke) vor die Nase, damit auch sofort jemand zur Stelle ist, wenn Travis die Vorschriften verletzt. Keine gute Ausgangsposition um also den irren Kriegsveteranen Art Dacy (Busey) und dessen meuchelnde Heerschar unschädlich zu machen.
Furie kurbelt sein selbst geschriebenes Drehbuch flott herunter, fabriziert jedoch nur wirklich Glanzvolles, wenn es an die Verfolgungsjagden geht. Davon gibt es etwa eine Handvoll im Film und die tragen, weit über Genredurchschnitt angesiedelt, deutlich seine Handschrift. Gleich zu Beginn (Wobei ich mich da frage, ob die schießwütigen Cops auch daran gedacht haben, dass sich so ganz nebenbei auch noch eine Geisel im Fahrzeug befindet, die gern überleben möchte) gibt es einen fackelnden, durch eine Tribüne fliegenden, sich überschlagenden Van mit allem drum und dran. Also genau das, auf was der B-Action-Fan abfährt. Das wirkliche, später folgende Highlight erfolgt dann auf einer kurvenreichen Passstraße. Unser Agentenduo wird dabei von einem riesigen, mit Baumstämmen beladenen Sattelschlepper verfolgt (als ob man mit der Karre so ein Vehikel nicht abhängen könnte), der sie dann irgendwann zwischen seine Achsen bekommt, zur Hälfte das Auto zermalmt (praktisch, dass die Reifen die Karosserie wie ein Schneidbrenner zerlegt *gg*) und seine ganze Ladung verliert. Wahrlich eine von Furie furios (man verzeihe mir das Wortspiel) eingefangene, spektakuläre Carchase-Sequenz mit einer Wahnsinnskameraarbeit. Kameramann Donald M. Morgan (u.a. verantwortlich für die luftigen Aufnahmen in „Terminal Velocity“ und „Under Siege 2: Dark Territory“ ) muss sich da mehrmals gehörig zwischen die Achsen geklemmt haben.
Spätere Blechschäden, wie die beliebten aufeinander zufahren und ballern was das Zeug hält Szenen, halten leider nicht ganz soviel Professionalität bereit. Man hinterfrage doch mal, wie John und Kelly so fix aus dem explodierenden Auto aussteigen und im schützenden Graben in Deckung gehen können.
Abseits dieser fulminanten Eyecatcher gibt es jedoch leider nur standardisierte Genreware. Dem wahnsinnigen Psychopath Art Dacy (Busey mal wieder over the top) trieft der Irrsinn aus jeder Schmalzlocke (Ok, wüsste jetzt ehrlich gesagt auch nicht, wie sich mein Gemüt entwickeln würde, wenn mir eine vietnamesische Vagina meinen Dödel tranchiert hätte) und deswegen schlitzt er munter vor sich hin, während die Bürostute Kelly so völlig unerfahren im Feld erst mal Vertrauen zum misstrauischen Nick aufzubauen versucht. Es folgt darauf das übliche Prozedere, dass die beiden sich vertrauen und auf einmal den immer mal wieder auftauchenden und die Ermittlungen so gut wie möglich behindernden Taggart (der bekommt später sein Fett weg) nicht leiden können. Etwas unerklärlich, wenn auch, weil es nun mal dazugehört, erwartend, dann aber Kellys Ambitionen daraus gleich eine Liebeskiste zu schmieden. Später gibt es dann noch die nicht minderberühmte „Oh Schock, ich habe meinen ersten Menschen erschossen“ – Szene und eine höllisch konstruierte Kurzentführung Kellys durch Art, weil der nach einem wirklich hirnrissig provozierenden Interview von Kelly gern mal seine blutigen Wichsgriffel in sie stecken möchte. Mit Ende dieser Angelegenheit hat man dann auch seine Militärakte und Art muss zu sehen, dass er sein eigentliches Ziel wieder in den Fokus rückt. Das ist übrigens ein echter Brüller: Aufgrund seines sexuellen Unfalls mit anschließender Guillotinierung der etwas zu scharfen Braut während des Vietnamkriegs wurde er vom Militär fallen gelassen. Als Ex-Megageheimspecialforcessupersoldat will er sich nun aber komplett von oben (damaliger Außenminister, Generalkommandeur, etc.) nach unten durchrächen. Als ob die was dazu könnten. Aber so sind sie eben die Maniacs...
Am Schluss enttäuscht Furies Inszenierung leider etwas. Die Logik hat sich hier sowieso schon verabschiedet, denn die zwischendurch von Taggart inhaftierten Nick und Kelly haben sich befreit und schmieden mit dem immer wieder unterstützend zur Seite stehenden Dorfsheriff (Woher hat der eigentlich nachher das S.W.A.T. - Cap?) einen Plan, wie sie Art und seine Henchmen ausschalten können. Auf einem hinter der Grenze stattfindenden Veteranentreffen kommt es dann zum Showdown. Da hat zwar keiner der Beteiligten mehr Befugnisse, doch da greift man halt einfach zum alten Hut der Bürgerpflicht (Verhinderung von Verbrechen). Schön, wie einfach man es sich immer im B-Bereich machen darf.
Das nächtliche Finale hat noch mal einen schönen Carstunt zu bieten, fällt ansonsten aber mau aus. Viel wirres Geballer (blutige Shootouts gibt es im Film übrigens nicht) und zig Explosionen, die leider stark danach aussehen, als hätte Furie Leuchtgranaten billig im Hunderterpack erstanden. Abrunden tut die Chose dann noch eine soweit ordentliche, spritzige Bootsverfolgungsjagd mit viel Beschuss und ein wirklich spektakulärer Stunt, bei dem eine menschliche Fackel nach einer Explosion meterhoch und –weit durch die Luft gewirbelt wird. Dass Kelly nun aber gleich noch eine sehr fertige Figur bewusst ertrinken lässt (Paddel übern Schädel), wirkt dann noch etwas befremdlich. Ich würde es Mord nennen...
Fazit:
Deutlich überdurchschnittlich inszenierter von, man muss inzwischen wohl schon Altmeister schreiben, Sidney J. Furie, der einmal mehr unter Beweis stellt, dass er bei vorhandenem Budget ein Meister seines Fachs ist und hier einige wirklich sehenswerte Carchases zelebriert. Der Plot ist soweit sogar relativ spannend, die Entwicklung der Beziehungskiste Nick/Kelly jedoch nur Konfektionsware von der Stange. Dafür chargiert Gary Busey aber reichlich und steht nur einen Schritt vor der Selbstparodie. Der Rest gibt sich schauspielerisch zumindest keine Blöße, hat teilweise mit aber, sagen wir mal zweckmäßigen Dialogen zu kämpfen. Bleibt für den B-Action-Fan dank Furies toller Inszenierung die Empfehlung.