Filme mit weiblichen Killern und „Nikita“-Anleihen sind in Hongkong ja allseits beliebt und auch „The Huntress“ schlägt in diese Kerbe.
Yin Ying (Almen Wong), genannt Cat, ist eine Auftragsmörderin dieser Art, hat aber wie alle Heldinnen doch noch ein bisschen Herz bewahrt. So wird dann auch bei einer Straßenschießerei zwischen Polizei und Gangstern eingeschritten, um eine getötete Passantin zu rächen, weil deren Tochter nach dem Mord plärrt – ist ja egal, ob man dabei enttarnt wird. Die Ballerei ist dann auch solide in Szene gesetzt, macht aber nicht vergessen, dass man hier die Logik reichlich schnell über Bord wirft.
Bei dieser Schießerei ist auch der Cop John Cannon (Michael Wong) anwesend, der von Cat fasziniert ist. Also verfolgt er Cat aus mehr als rein beruflichem Interesse und unerwartet entsteht zwischen beiden eine Bindung…
„The Huntress“ erweist sich als wenig einfallsreicher Romantik-Action-Thriller-Mix, der stark bei John Woo und Co. klaut, aber gegen die Vorbilder gewaltig abstinkt. Größter Kritikpunkt ist die schlappe Handlung, die man schon x-mal besser gesehen hat. Nicht nur wegen der Anleihen bei „The Killer“ und anderen Filmen vorsehbar bis zum Schluss und zudem auch nie sonderlich aufregend, sodass auch die Momente nichts nützen, in denen Regisseur Clarence Ford dann mal richtig aufs Gas tritt.
Weiterer Grund für das Desinteresse auf Zuschauerseite ist das Zusammenspiel der Hauptcharaktere. Der Cop mit dem Problem, dass seine Frau sich scheiden lässt und die Tochter mitnimmt, ist altbekanntes Klischee, wird hier aber noch einfühlsam geschildert. Das Schicksal Cats hingegen ist Soap Opera Stoff erster Kitschgüte (zur Killerin geworden, weil der Jugendfreund das Baby der Schwangeren tötete – da kommen dem Zuschauer bestenfalls Lachtränen). Dann stimmt die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren auch nicht wirklich, bei ihren Treffen spürt man null Romantik.
Stellenweise driftet „The Huntress“ dann auch noch in arg trashige Regionen ab: Stets wird die Hauptfigur leicht bekleidet gezeigt, egal ob sinnvoll oder nicht, aber trotzdem wird peinlich drauf geachtet, dass man nie zuviel sieht. Da ist das Nachmittagsprogramm diverser deutscher Privatsender freizügiger. Hinzu kommen noch unpassende, unrealistische Drahtseilaktionen, um die Atmosphäre auch ja zu torpedieren. Inszenatorisch schlägt Clarence Ford einen etwas seltsamen Stil mit einem wirbelnden Kamera kreisen, was zwar bemüht künstlerische wirkt, aber glücklicherweise nicht nervt.
Auch im Bereich Action kann „The Huntress“ kaum überzeugen. Zwar sind die Fights und Shoot-Outs furios in Szene gesetzt, aber auch hier bietet „The Huntress“ nichts, was man nicht schon woanders gesehen hätte (und dort oft besser). Zudem sind die Actionszenen relativ kurz und eher dünn gesät, sodass „The Huntress“ noch nicht mal mit Quantität protzen kann.
Einer der Großen des Hongkong-Kinos war Michael Wong ja nie, aber hier schlägt er sich mit seinem begrenzten Repertoire an Gesichtsausdrücken ganz ordentlich und damit noch am besten. Der Rest der Darsteller hingegen fällt durch; selbst Hauptdarstellerin Almen Wong bleibt total blass.
Bleibt unterm Strich ein enttäuschender, relativ langweiliger Abklatsch deutlich besserer Vorbilder, der mit seinen wenigen, aber gut inszenierten Actionszenen etwas Boden gutmachen kann, aber trotzdem ziemlich vergessenswert bleibt.