Review

Der Kommissar der Abteilung Organisierte Kriminalität, Léo Vrinks (Daniel Auteuil), sucht eine Bande brutaler Räuber, die in 10 Monaten 7 Geldtransporter überfallen hat. Sein Konkurrent bei der Ermittlung ist der Kommissar Denis Klein (Gérard Depardieu), dem er mehr oder weniger freundschaftlich verbunden ist. Als der Polizeichef Mancini (André Dussolier) seinen Posten an denjenigen auslobt der die Bande zuerst erwischt, wird aus der freundschaftlichen Rivalität eine erbitterte Feindschaft.

Mal wieder so ein Film, wo ich hinterher geplättet auf meinem Sofa sitze und mich frage, wo der D-Zug ist, der mich gerade erwischt hat. So simpel die Inhaltsangabe sich liest, so tief und abgründig ist der Film. Und wo Marchals MR-73 in jeder Hinsicht finster und böse und zynisch und gemein ist, da kommt 36 noch in relativ hellen Farben daher, mit netten und sympathischen Darstellern, und alles ist schön und gut, dann wird noch mal heiter gelacht, und alles was nett und schön und gut ist wird mit einem fiesen Grinsen in die Hölle gekickt und langsam auf kleiner Flamme gekocht.

36 – TÖDLICHE RIVALEN beginnt wie so viele Cop-Filme mit einem Besäufnis unter Kollegen. Man versteht sich, man kennt und mag sich, wir verschworene Gemeinschaft gegen den Rest der Welt. Mit schwerem Kopf am ersten Tatort kommen bereits erste leichte Risse zum Vorschein, auch noch nichts aufregend Neues, und bei der Verhaftung eines Verdächtigen dann der erste Schock, sowohl für den Zuschauer wie auch für Vrinks. Als nächstes  trifft Vrinks sich mit einem Informanten um die Gangster endlich ausfindig zu machen, und was dann passiert ist ganz harter Tobak. Schlagartig taucht der Film ab in die Hölle - und bleibt dort. Die Feindschaft zwischen Vrinks und Klein beginnt psychopathische Züge anzunehmen, und dass wegen dieser Feindschaft sogar Kollegen draufgehen müssen wird halt in Kauf genommen. Und Vrinks, der zwar viel Scheiße erlebt und auch selber welche baut, fällt deswegen ganz ganz tief, bis ganz auf den Boden der Hölle. Denn nichts anders ist ein Gefängnis für einen Polizisten. Und dort, in diesem steingewordenen Albtraum, wird dann auf ihn auch noch mal so richtig draufgetreten. Bildlich gesprochen, denn der Hass, den Klein verspürt, muss unglaublich sein …

Ein so böses, schwarzes und gemeines Bild von Polizisten habe ich schon lange nicht mehr gesehen, abgesehen von MR-73. Und ich frage mich, was Olivier Marchal, der ja früher selber Polizist war, für Dämonen mit sich trägt. Einige davon scheint er uns zu zeigen. Aber das Hinschauen schmerzt …
Was zu ein paar Worten zum Film führt: Die Schauspieler sind wie zu erwarten grandios. Daniel Auteuil ist eine Klasse für sich, und Depardieu kann recht minimalistisch tatsächlich mithalten. Hier ist er noch nicht so aufgedunsen, sondern eher kräftig, was ihm eine enorme Physis verschafft. Die restlichen Darsteller sind ebenfalls vom Feinsten, herauszuheben ist vor allem Catherine Marchal als Polizistin zwischen allen Stühlen, sowie alle Darsteller der Bösen. Alain Figlarz zum Beispiel wäre für mich ein Grund respektvoll die Straßenseite zu wechseln ...
Die Farben sind trist und grau, passend zur Story, und die Musik ist manchmal etwas zu viel des Guten, passt aber meistens recht gut. Die Actionszenen sind hart, wobei aber nur eine einzige Szene wirklich blutig rüberkommt, positiv auffallend ist das Fehlen einer Wackelkamera. Tatsächlich ist der Zuschauer mittendrin, aber er behält immer den Überblick.

Was uns alles in allem zeigt, dass in Frankreich immer noch verdammt gute Gangsterfilme gemacht werden, die sich hinter den Klassikern des Genres nicht zu verstecken brauchen. Im Gegenteil, in 20 Jahren werden diese Filme Klassiker sein, da bin ich mir sicher. Oder zumindest sollten sie es sein. Und wer etwas übrig hat für Abgründe, menschliche und soziale, für den sollten die Filme von Marchal sowieso ein absolutes Muss sein. Wer zu Depressionen neigt sollte allerdings die Finger davon lassen, zu heftig und zu bitter sind die Eindrücke die hier hinterlassen werden.

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