Leo Vrinks ist ein Polizist der mit eher unorthodoxen Methoden seine Fälle löst. Als er eines Tages von oberster Stelle gehörig Druck bekommt, weil eine Bande von Schwerverbrechern bereits 8 Geldtransporte überfallen hat, greift er auf einen alten Informanten zurück. Der gibt ihm zwar den notwendigen Hinweis wo der nächste Überfall stattfindet, zieht jedoch Vrinks gleichzeitig in eine Hinrichtung aus Rache hinein. Bei der Observation der Bande kurz vor deren nächstem geplanten Coup begeht Vrinks Kollege (und ehemals bester Freund) Denis Klein bewusst einen groben Fehler um sich zu profilieren, was zum Tod eines Polizisten führt, der nebenbei noch kurz vor der Versetzung stand und ein enger Freund von Vrinks war. Daraufhin wird Klein von seinen Kollegen geschasst. Doch auch der hat seine Gefolgsleute die herausfinden wie Vrinks an die Informationen kam und das er dafür die o.e. Hinrichtung deckt. Daraufhin bringt er seinen ehemals besten Freund gewaltig in die Klemme und sogar hinter Gittern. Doch damit nicht genug........
Sicher, diese Story gab es so oder so ähnlich schon desöfteren, doch verschiedene Aspekte und Handlungsstränge wurden meiner Meinung nach so noch nie gezeigt. Die habe ich aber bei meiner Beschreibung bewusst außen vor gelassen, weil sie einfach zu viel verraten würden.
Was Regisseur Olivier Marchal hier abliefert ist europäisches Kino auf höchstem Niveau. Der Film sprüht gerade zu vor Innovation und Ästhetik. Hier passt wirklich nahezu jeder Schnitt und jede Kameraeinstellung von Anfang bis Ende. Letzteres wird dann auch noch mit einem absolut fantastischen Song abgerundet der während des Abspanns erklingt. Selten hab ich einen Film gesehen bei dem alles so stimmig ist
Zudem kann sich Marshall hier auf sein exzellentes Ensemble verlassen und das obwohl ich normalerweise weder Depardieu besonders toll finde (abgesehen von GREEN CARD und VIDOCQ) und auch Daniel Autiel zählte ich bislang eher zu einer Spezies deutlich überschätzter Darsteller. Doch was die beiden hier abliefern ist Schauspielkunst auf allerhöchstem Niveau. Hier wird mit minimalster Mimik viel Ausdruckskraft und Stimmung transportiert. Außerdem sind auch die kleinsten Nebenrollen brillant besetzt, wobei Valerie Golind als Vrinks Ehefrau noch spezielle Pluspunkte sammeln kann und eine absolut glaubwürdige und überzeugende Performance abliefert. Ich habe leider nur eine Pressekopie zur Hand, kann daher wenig zum Casting sagen, könnte mir jedoch vorstellen das man sich extrem viel Zeit gelassen und Mühe gegeben hat, denn hier ist wirklich weit und breit nicht ein einziger Darsteller zu finden der schauspielerisch abfällt und das sieht man in einem Film, der relativ viele Charaktere einbringt, wirklich äußerst selten.
Da verzeiht man leicht den etwas zähen Einstieg, denn die ersten 20 Minuten sind doch etwas verwirrend, gewinnen im Laufe des Films aber durchaus an Bedeutung. Das Ende fällt eventuell einen Tick zu harmlos aus und ist auch etwas zu abrupt, doch eine Actionorgie wäre hier auch unpassend gewesen.
Das Genre ist gar nicht mal so einfach zu bestimmen, da sich hier spannende Handlungsstränge mit Actioneinlagen abwechseln. Hauptsächlich dominieren aber die ausgezeichneten Dialoge. Auch die deutsche Synchronisation passt sich qualitativ nahtlos an. Denn gerade bei französischen Filmen (genau wie bei asiatischen) wirkte sich die Synchronisation oft äußerst negativ auf das Gesamtergebnis aus.
Vergleiche sind hier wirklich schwer zu finden. Wer auf Copfilme made in Europe steht sollte sich „36“ auf keinen Fall entgehen lassen und was die Zahl bedeutet werdet ihr dann auch herausfinden. Neben dem ebenfalls genialen „Alzheimer Case“ und der gelungenen Trilogie um den schwedischen Cop Johan Falk („Zero Tolerance“, „Executive Protection“ und „Third Wave“) ein echtes Highlight des europäischen Kinos.