USA, Ende der 60er Jahre: die Kinoszene im Aufbruch, der Vietnamkrieg in vollem Gange, Zeit für die neuen Filmemacher.
Eines der frühesten Resultate (und eins der erfolgreichsten) war Robert Altmans Kriegssatire „MASH“, die sich um die Ereignisse in einem mobilen Army-Hospital während des Koreakriegs Anfang der 50er dreht. Die dortigen Zustände rund um einen sinnlosen Krieg, um Blut, Not und Elend kompensieren die dortigen Ärzte mit schwarzem Humor, Alkohol, kleinen neurotischen Attacken und kindischem Blödsinn, um nicht innerlich Schaden zu nehmen.
Generell ist in Deutschland eher die nach dem Film inszenierte TV-Serie ein Begriff, der eigentliche Film ist dagegen scheinbar harmlos und unstrukturiert.
Das liegt jedoch an der Arbeits- und Inszenierungsart, die, man bedenke die Zeit der Entstehung, für 1970 revolutionär war.
Zwar hat der Film seine zentralen Hauptdarsteller in Donald Sutherland und Elliot Gould als Hawkeye und Trapper John, doch letztendlich präsentiert sicher der Film als eine Collage von Szenen, Szeneneindrücken und Nichtigkeiten, die alle aneinander montiert wurden.
Es erweckt den Anschein, als würde die Kamera ein Eigenleben führen, durchs Camp schwenken, verweilen und weiterziehen, wann es beliebt. Bisweilen wird mitten im Gespräch schon weitergeblendet, Lautsprecherdurchsagen unterbrechen bzw. konterkarieren die pointiert-sinnlosen Dialoge, man hört etwas, was man noch nicht sieht und umgekehrt.
Der Witz ist bissig, zynisch und wird mehr als nette Zugabe geliefert, anstatt darauf zu achten, daß die Pointen wirklich an der richtigen Stelle sitzen.
Recht drastische OP-Szenen, in denen es auch schon mal aus der Halsschlagader spritzt, hatte man damals noch nicht gesehen und die respektlosen Sprüche (hauptsächlich gegen das Militär) in Verbindung damit schlugen richtig ein.
Inhaltlich präsentiert sich ein lose Abfolge von Szenen ohne absolute zeitliche Einordnung (Hawkeye ist angeblich für ein paar Monate dorthin abkommandiert), die auch nicht immer etwas miteinander zu tun haben.
Hauptsächlich will man seinen Spaß haben, ein wenig trinken, den bibelfesten Frank Burns ärgern und die Oberschwester Hot Lips bloßstellen. Der Kommandant weiß eigentlich nie, worum es geht, wenn es nicht ums Angeln geht und sein Schreiber (Gary Burghoff ist die einzige Figur, die sich samt Schauspieler in die Serie rettete) weiß eigentlich immer schon vorher, was er sagt, wiederholt die Befehle dementsprechend zeitgleich, so daß ein unverständliches Durcheinandergerede entsteht.
Nebenbei amüsiert man sich bei einer Behandlung in Tokyo auf dem Golfplatz, macht aus der Dusche ein Amüsiertheater, bemüht sich darum, daß ihr Zeltdiener nicht in die Armee muß, inszeniert einen Selbstmord mit letztem Abendmahl für den Zahnarzt und macht sonst noch öfters einen flotten Spruch.
Der Look ist roh, unbehauen und gerade deswegen so erfrischend realistisch, wenn der Humor einen heute auch nicht mehr vom Hocker haut, war er damals mehr als zeitgemäß.
Und eine ganze Reihe von bekannten Gesichtern in kleinen Rollen gibt’s extra dazu.
MASH war ein Riesenerfolg an der Kasse und, abgesehen von dem schrägen Look, absolutes Filmgeschichte-Pflichtprogramm. (8/10)