Ende der 80er und Anfang der 90er war Michael Dudikoff fast ausschließlich für Cannon tätig; dieser TV-Film ist eine der wenigen Ausnahmen.
Eine Art Bruch mit seinem Image als strahlender Actionheld versucht er auf dem Wege auch gleich, denn direkt in der Anfangsszene hämmert der Photograph Evan Ganns (Michael Dudikoff) der besten Freundin von Victoria Robeson (Susan Lucci) den Schädel ein und verschwindet dann. Victoria wird als Täterin verhaftet, da sie kein Alibi für die Zeit hat und die Staatsanwaltschaft ihr ein Motiv unterjubeln kann. Dabei war sie an sich mit Ganns unterwegs, mit dem sie eine Affäre hatte. Leider kennt man den Täter von Anfang an, sodass man direkt zu Beginn jede Menge Spannungspotential verschenkt.
Ganns erweist sich jedoch als spurlos verschwunden (kein Wunder, wenn er der Täter ist) und die Polizei will Victoria nicht glauben. Da stellt sie eigene Nachforschungen an, um herauszufinden, warum Ganns verschwunden ist und wer den Mord wirklich begangen hat…
Ein TV-Film mit wenig Budget, ein bescheuerter Originaltitel, „The Woman who sinned“, und ein noch bescheuerterer deutscher Titel, „Nackte Sünde“, das zeugt schon von wenig Qualität. Dazu dann noch eine wenig aufregende TV-Optik und grobe Schnitzer beim Spannungsaufbau wie die Präsentation des Täters zu Beginn, das zeigt schon, dass dies hier kein guter Film sein kann.
So plätschert die Story so vor sich hin und das Motiv für den Mord ist so banal, dass es ein echtes Ärgernis ist. Große Ermittlungen müsste Victoria auch nicht anstellen, wenn sie mal nachdenken würde, aber stattdessen beschuldigt sie lieber den Knilch mit dem ihre beste Freundin eine Affäre hatte. Da geht die Spannung natürlich ziemlich früh in den Keller, sodass es wirklich verwundert, dass „Nackte Sünde“ an ein, zwei Stellen echte Suspense-Momente bietet: Da wäre zum einen das Gespräch zwischen Ganns und der Detektivin, da man bereits weiß, dass Ganns gefährlich ist, sowie der arg konventionelle, aber ganz nett gemachte Showdown. Doch es bleiben einzelne Momente und der Subplot um den Antiquitätenschmuggel wirkt eher aufgesetzt als spannungssteigernd.
Noch schlimmer hingegen sind die Subplots um Victorias familiäres Leben, denn nach dem Geständnis ihre Affäre hat ihre Ehe natürlich gewaltig Schlagseite. Doch das wird nicht zu einem ernsthaften Ehedrama, sondern Gegenstand von Eröterungen und Streitereien auf Soap Niveau, deren Dialoge so pathetisch und gestelzt wie in Vorabend-Seifenopern klingen.
Susan Lucci kommt ja auch aus diesem Bereich und entsprechend mäßig ist ihr Mienenspiel, doch der Rest der Darsteller passt sich nahtlos an dieses niedrige Niveau. Unglaublich, aber wahr: Da ist Michael Dudikoff beinahe eine Offenbarung, denn er ist wirklich besser als der Rest der Bande und verstrahlt so etwas wie Charisma, wenngleich er von einer schauspielerischen Glanzleistung ebenfalls weit entfernt ist.
So bleibt dann ein vergessenswertes TV-Filmchen mit nur wenigen spannenden Szenen, das sich allenfalls Dudikoff-Komplettisten gönnen können, sofern sie die grauenhaften Dialoge, das Soap Opera Niveau und das Fehlen eines vernünftigen Spannungsbogen verkraften können. Kein Wunder, dass Dudikoff danach wieder für Cannon drehte.