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Sieben Jahre nach dem sie mit "Asphalt Cowboy" einen Klassiker schufen, arbeiteten Dustin Hoffman, der mittlerweile zum Weltstar geworden war, und Regisseur John Schlesinger erneut an einem Film zusammen. Als Story wurde dabei der Roman "Der Marathon Mann" von William Goldman zu Grunde gelegt, der von Goldman persönlich in Drehbuchform gebracht wurde. Mit einer für damalige Verhältnisse absoluten Topbesetzung entstand so ein großartiger Thriller, der bis heute nichts von seinem Reiz und seiner Spannung verloren hat.

Dustin Hoffman spielt den Geschichtsstudenten Thomas Babington Levy, genannt Babe, der an seiner Dissertation zum Thema der McCarthey Ära sitzt. Sein Vater hatte sich unter dem Druck der Verfolgung von Andersdenkenden das Leben genommen, was bei Babe zu einem einschneidenden Erlebnis wurde. Der passionierte Marathonläufer wird durch seinen plötzlich auftauchenden Bruder Doc (Roy Scheider), in eine tödliche Geschichte verwickelt. Doc arbeitet für den Geheimdienst und ist auf der Jagd nach dem gefürchteten KZ Arzt Szell, der in Südamerika im Exil lebt. Als Szell gezwungen ist in die USA zu reisen nehmen die Ereignisse ihren Lauf.

Mehr von der Handlung zu verraten wäre fatal, da der Film mit einer Vielzahl von geschickten und unerwarteten Wendungen aufwarten kann und Babe sich zu keinem Zeitpunkt sicher sein kann, wem er trauen kann. Schlesinger erzählt dabei die ersten 45 Minuten 3 Handlungsstränge parallel, ohne den Zuschauer über die Zusammenhänge zu informieren, erst als alle drei Stränge letztlich nach New York führen, ergeben die Szenen einen Sinn und entwickeln sich zu einem an Spannung kaum mehr zu überbietenden Thriller. Schlesinger erzählt zugleich eine Abrechnung mit der Geschichte, auf der einen Seite der KZ Arzt, der bestialische Versuche an Menschen durchführte und sich vor der Verantwortung nach Südamerika flüchtete, auf der anderen Seite den Studenten Babe, dessen Vater auf Grund seiner Meinung und politischen Ansichten verfolgt wurde und sich letztlich umbrachte. So ist Babes Handeln zugleich eine Bewältigung der grauenvollen Vergangenheit, die letztlich auch Szell symbolisiert.

Neben dem wie immer großartig agierenden Dustin Hoffman ist es insbesondere Laurence Livierals Szell, der dem Film seinen Stempel aufdrückt. Die tödliche Kälte und den latenten Wahnsinn spürt und sieht man in jeder einzelnen Einstellung in der Schlesinger dem Zuschauer Laurence Olivier präsentiert. Auch die Folterung Babes mittels durch Szell und die nackte pure Bedrohung die dabei aus dem zumeist schweigsamen Oliver ausgehen rechtfertigen die Oscarnominierung mehr als eindeutig. Doch auch die weiteren Darsteller überzeugen auf ganzer Linie. Roy Scheider als Babes Bruder Doc, der trotz aller Liebe zu seinem Bruder doch selber etwas unberechenbares und bedrohliches Ausstrahlt zeigt einmal mehr warum er zu den besten Schauspielern der 70er Jahre gezählt wurde. Auch William Devane und Marthe Keller spielen großartig, wobei insbesondere Deavane herrlich zwielichtig spielt und den Zuschauer zu keinem Zeitpunkt in Sicherheit wiegen kann.

Die Atmosphäre des Films strahlt eine enorm bedrohliche Stimmung aus. Die dunklen Straßen New Yorks tun dabei ein übriges um den Zuschauer in den Bann des Film zu ziehen. Kameramann Conrad Hall gelang es großartige Bilder einzufangen, die sich nicht aufdrängen aber doch zu fesseln wissen.

Schlesinger ist es mit "Der Marathon Mann" gelungen einen großartigen Roman in ein würdiges Filmkorsett zu zwängen ohne dabei die Spannung und die Atmosphäre zu verlieren, einzig durch die etwas langatmige Einführung und einen dafür etwas gehetzt wirkenden Schluss verliert der Film minimal an Stimmigkeit. Trotzdem ein großartiger Thriller, der insbesondere durch die Darstellerische Leistung von Hoffman und Olivier zu einem Muß für jeden Thriller Fan wird. 8 von 10 Punkten.

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