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Es war schon immer schwer einen Roman in ein Drehbuch umzuschreiben, auch wenn dieser nur 266 Seiten hat. Meist kann man nicht alles unterbringen und trotzdem gerät der Film ein wenig zu lang, wie es bei "Der Marathon Mann" der Fall ist. Aber William Goldman (Maverick, Die Tochter des Generals) ist es trotzdem gelungen ein brauchbares Screenplay zu liefern, dass durch die geniale Regie John Schlesinger (Das Ritual, Der Falke und der Schneemann) zu einem hochspannenden Thriller wird. Goldman schrieb auch den Roman und wer diesen gelesen hat weiss, dass der Film trotz seiner zwei Stunden Laufzeit einige Lücken aufweist. Da wäre der KZ-Arzt Dr. Szell, über dessen Charakter man viel mehr erfährt, genauso die intensivere Erwähnung von Babes Vater und auch bei der berüchtigten Folterszene geht man viel mehr ins Detail.
Thomas Babe Levy (Dustin Hoffmann) ist froh endlich mal wieder seinen älteren Bruder Doc (Roy Scheider) zu sehen. Doch der fällt kurze Zeit später tot in seine Arme. Babe erfährt, dass Doc für die Regierung gearbeitet hat und den Boten für einige Diamanten spielen musste. Die gehören dem ehemaligen KZ-Arzt Christian Szell (Laurence Olivier), dessen Bruder vor kurzem durch einen Autounfall starb. Nun musste sich Szell aus seinem Versteck in Uruguay wagen und bringt mit seinem Schergen Babe in seine Gewalt. Der muss eine grausame Folter über sich ergehen lassen und merkt, dass selbst Doc´s alter Freund und Kollege Janeway (William Devane) in die Sache verwickelt ist.

Laurende Olivier wurde für seine Verkörperung des Folterknechts Szell sogar für einen Oscar nominiert, doch dabei blieb es dann auch. Dabei bietet "Der Marathon Mann" durchweg brillante Darsteller, die das etwas zu gängige Geschehen aufwerten. Dustin Hoffmann war während des Drehs zwar schon 39 Jahre alt, doch trotzdem nimmt man ihm den klugen Studenten Babe Levy ab. Roy Scheider ist immer eine sichere Bank und auch William Devane als undurchsichtiger Janeway macht seine Sache gut.
Wie schon erwähnt geht es hier um Diamanten, eigentlich ein einfacher Plot, der leider größtenteils ohne Wendungen auskommt. Höchstens das Entlarven zweier Verräter bringt noch die erhofften Wendungen. Aber Schlesinger gestaltet das Geschehen dermaßen spannend, dass einem kaum noch die Zeit bleibt, um über den Plot nachzudenken. Lediglich die zu kurzen Erwähnungen von Babes Vater wirken ein bisschen störend. Aber Babe Levy selbst lernen wir ausführlich kennen. Ein intelligenter Student, der fleissig für einen großen Marathon trainiert und sich nebenbei noch an die Studentin Elsa (Marthe Keller) ranmacht. Sein älterer Bruder Doc gibt vor Aktionär zu sein, arbeitet aber für die Regierung und fühlt sich zu Recht verfolgt. Hätten wir da noch Dr. Szell, dessen Bruder dank eines Streites mit einem Juden, in einen Tanklaster rast. Nach langer Zeit muss Szell sein Versteck verlassen. Er ist immer noch ein gnadenloser Mörder, der auch gerne mal einem Menschen auf offener Strasse die Kehle aufschlitzt.
Schlesinger setzt nicht nur spannend in Szene, sondern auch temporeich. Einige Morde, der Nahkampf zwischen Doc und dem Killer, die Folterung Babes und eine lange Verfolgungsjagd hat "Der Marathon Mann" zu bieten. Gerade die schmerzhafte Folterung bleibt im Gedächtnis, obwohl sie nur sehr kurz ist. Man sollte sich diesen Film nicht unbedingt ansehen, wenn ein Zahnarztbesuch ansteht. Auch das Finale hat es in sich, wenn Szell von ehemaligen KZ-Gefangenen auf offener Strasse erkannt wird, ist zwar etwas unwahrscheinlich nach guten dreißig Jahren, aber trotzdem spannend gemacht. Natürlich darf Babe persönlich mit Szell abrechnen, aber Schlesinger lässt den Showdown nicht in Action ausarten.

"Der Marathon Mann" ist kein kluger, aber hochspannender und lückenlos inszenierter Thriller. Schlesinger inszeniert sehr atmosphärisch und weiss mit den hervorragenden Darstellern umzugehen. Das einzige Manko ist die Story, welche zwar interessante Charaktere hervorbringt, aber auch zu gängig und wendungsarm von Statten geht. Trotzdem ein kultverdächtiger Thriller der 70er Jahre, den man mal gesehen haben muss.

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