Karen McCann steht mitten in der Stadt im Stau, als ihre 17-jährige Tochter von zu Hause anruft. Das Mädchen ist total panisch, denn es wird von einem Einbrecher brutal vergewaltigt und daraufhin umgebracht - Karen muss alles am Autotelefon mithören. Zwar wird der Mörder bald gefasst, doch aus Verfahrensgründen schnell wieder freigesprochen. Da entscheidet sich Karen, das Recht in die eigenen Hände zu nehmen.
Auge um Auge ist zwar absolut top besetzt, wirkt aber aufgrund der ruhigen Erzählweise und der eher sparsamen Optik eher wie ein typischer Fernsehfilm. Auch Thrillerelemente sind eher gering, sondern das Familiendrama steht im Vordergrund, denn jedes der drei verbleibenden Familienmitglieder versucht auf andere Weise den Mord an der älteren Tochter bzw. Schwester zu verdauen. Hier setzt Altmeister John Schlesinger doch eher auf Emotionen, speziell diejenigen von Mutter Karen, die sogar die Schnapsidee selbst an dem Fall zu arbeiten und so eigentlich die Sache nur noch schlimmer macht.
Vorher wird noch eine Selbsthilfegruppe für Eltern deren Kind einem Gewaltverbrechen zum Opfer fielen besucht und durch Kontakte dort reift eigentlich erst die Idee der Selbstjustiz. Karen übt sich im Umgang mit Pistolen und Nahkampftechniken (und bekommt in einem Ultrakurzcameo sogar Cynthia Rothrock als Trainerin, mögen die Götter den Bösen gnädig sein), arbeitet einen konkreten Plan aus den Verdächtigen nieder zu schießen. Dieser wurde zwar zweifelsfrei als Täter anhand der DNA identifiziert, wurde aber wegen Formfehler vor Gericht freigesprochen. Leider wurde ein potentiell interessanter Plot hier völlig vergessen, denn das FBI ist sogar den Mordhelfern auf der Spur, hat sogar eine Undercover Agentin eingeschleust. Hätte mich echt gefreut, wenn dieser Strang aufgelöst worden wäre, aber Pustekuchen.
Auch die Charaktere sind Geschmackssache, während Sally Field oft nur hysterisch rüberkommt, ist Ed Harris nur blass und passiv und Kiefer Sutherland ein überzogen fieser Schmierlappen, bei dem sich der Zuschauer freuen darf wenn er den Löffel reicht. Wirklich mitfiebern fällt da etwas schwer. Zudem ist der Showdown ziemlich konstruiert, das zwar der Gerechtigkeit genüge getan wurde, allerdings auf moralisch höchst zweifelhaften Weg, was der Film vorher eigentlich sogar ständig angeprangert hat. Hier kommen insgesamt zuviele vergebene Chancen zusammen. Im Rachegenre gibts genügend bessere Varianten.
3/10