Die namensgebenden zwei Leuchter sind Geschenke des österreichischen Kaisers an eine Verwandte in Petersburg, und der Edelmann Wolenski darf sie auf seiner Reise mitnehmen. Was ihm grade sehr gut zupass kommt, soll Wolenski in seiner Eigenschaft als Agent polnischer Separatisten doch einen Brief an den russischen Zaren mitnehmen, geschrieben vom Sohn des Zaren, der sich in Geiselhaft ebendieser Separatisten befindet, die damit ihren Anführer vor der Verbannung nach Sibirien bewahren wollen. Denn die beiden Leuchter haben ein Geheimfach, wie geschaffen für solche Botschaften, und so kommt es das der eine der beiden Leuchter ein Erpressungsschreiben an den Zaren enthält. Aber der österreichische Kaiser ist wankelhaft, und noch bevor Wolenski die Leuchter abholen kann, hat Frau von Demidow die Aufgabe übernommen, die Leuchter nach Petersburg zu bringen. Und so kommt es, dass der andere Leuchter einen geheimen Brief enthält, in dem die Rolle Wolenskis erläutert wird, sein Doppelleben als polnischer Geheimagent und russischer Edelmann also aufgedeckt wird. Denn Frau von Demidow ist eine Frau, die „von Stadt zu Stadt reist, von Abenteuer zu Abenteuer“ – eine Geheimagentin in russischen Diensten also.
Das wäre ja nun alles noch gar nicht so schlimm, wenn Frau von Demidow die Leuchter nicht gestohlen werden würden! Eine wilde Jagd quer durch Europa beginnt: Von Wien nach Charkow, wieder nach Wien, nach Paris, nach London … Und irgendwann stehen die beiden Gegner vor den beiden Leuchtern, bloß: In welchem Leuchter ist nun welcher Brief?
Eine aufregende Jagd nach einem MacGuffin, quer durch das Europa vor dem ersten Weltkrieg. Lustig, romantisch, abenteuerlich, und vor allem ausgesprochen spannend und mit viel Gespür für Dramatik, Tempo und Nervenkitzel. Dazu eine zarte Romanze zwischen zwei eigentlichen Feinden, eine tödliche Bedrohung für einen ausgesprochen sympathischen und coolen Großfürsten, edle Dekors und große Ausgestaltung, schwungvolle Musik, geheimnisvolle Geheimgesellschaften … Wie mag dieser klassische Kolportagefilm wohl in einer würdigen Kopie wirken, in der die gehobene Ausstattung und die Atmosphäre der Settings auch richtig zur Wirkung kommen? Johannes Heesters ist als Joe Heesters in einer seiner ersten deutschsprachigen Sprechrollen zu sehen, und Sybille Schmitz ist auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit und ihrer Schauspielkunst, gleich nach FÄHRMANN MARIA. Die Chemie zu dem 13 Jahre älteren Karl Ludwig Diehl stimmt zwar nicht immer, dafür hat aber Diehl in einigen Szenen den grimmigen Charme eines Richard Burton, was dann zu der bezaubernden und oft fast mädchenhaft und spielerisch wirkenden Sybille Schmitz ein interessantes Pendant bildet.
DIE LEUCHTER DES KAISERS ist sicher kein herausragender Film, in keiner Beziehung, aber er bietet ansprechende und aufregende Unterhaltung auf gutem Niveau. Er macht ungeheuren Spaß, setzt die komödiantischen Akzente an den perfekten Stellen und spielt die Europareise auf einem technischen und narrativen Niveau durch, das erst Jahrzehnte später wieder erreicht wurde. Ein k.u.k.-James Bond, gewissermaßen. Und wenn ich mir jetzt noch was wünschen dürfte, dann, dass dieser wunderschöne Abenteuerfilm endlich mal ordentlich restauriert werden würde …