Da sitzt man also, ganz entspannt mit Nachwerk und Getränk in seinem Sessel und genießt genauso entspannt Steven Soderberghs langerwartete Fortsetzung seiner Erfolgsgaunerkomödie „Ocean’s Eleven“, zu der sich erneut ein Staraufgebot zusammengefunden hat, das seinesgleichen sucht, seit Katastrophenfilme von Irvin Allen und Highway-Filme mit Burt Reynolds aus der Mode gekommen ist.
Flott und entspannt zugleich ziehen die Bilder vor deinen Augen vorbei, lässig die Sprüche, wissend die Blicke, heiß die Kostüme, cool die Drinks, während ein Bocksprünge schlagendes „Drehbuch“ entspannt....Scheiße noch eins!
Wäre ich noch entspannter, wäre ich ein Sofa!
Segen und Fluch – das ist es, was Soderberghs Film zugleich ist, einerseits nur eine lässige Fingerübung, mit der man mit einem Haufen Darsteller den größtmöglichen Spaß produzieren kann und zwar Spaß vor der Kamera und auf der Leinwand; andererseits doch ein großbudgetierter Blockbuster, der ordentlich Kasse machen soll. Wie sollte das auch nicht funktionieren, bei der Starpower...
Doch diese allgegenwärtige Relaxtheit, diese spürbare Coolness muß auch erst mal produziert werden und in diesem Fall wirkt sie manchmal etwas bemüht, wenn auch nicht unbedingt mißlungen. Aber weil Energie darauf ver(sch)wendet wurde, cool zu sein, vergaß man darüber, sich um anderes zu kümmern, leider bisweilen Essentielles...
Zum Inhalt muß man nicht viel sagen: für die 11 Gauner steht die Rückzahlung ihres Las-Vegas-Raubs an Terry Benedict an, woraufhin das lockere Beinahe-Dutzend nach Europa geht, wo sie sich ein Duell mit einem anderen, wahren Meisterdieb liefern müssen.
Natürlich ist diese Figurenkonstellation doppelt- und dreifachbödig miteinander verflochten, die Abhängigkeiten, Ursachen und Wirkungen, werden immer wieder neu erklärt, frisch ausgerichtet – das ist der ganze Spaß.
Dazwischen hadert Clooney mit seinem gefühlten und visuellen Alter, frißt sich Pitt wieder durch den alten Kontinent, hat Damon immer noch Probleme mit seiner Souveränität, muß Roberts den Kumpanen helfen, wird der Asiate in eine Reisetasche gepreßt und Catherine Zeta-Jones als einzige ist bemüht, gleichzeitig in der Rolle zu bleiben und erotisch zu sein.
Ein wenig geproppt, überfüllt wirkt „Ocean’s Twelve“, randvoll mit swingender Musik, schrägen Kameraperspektiven und schnittigen Schnitten, dazwischen One-Liner, In-Jokes und Auslassungen.
Womit wir am Knackpunkt wären.
Denn: eins kann Soderbergh dem Publikum nicht bieten (und nach den Einspielzahlen wird das auch durchaus bemerkt): einen wirklich spannenden Caper-Movie.
Der Reiz an diesen Filmen ist AUCH der Einbruch, der Raub, der Diebstahl als solches. Kunstvoll soll er sein, geschickt, nie zuvor gesehen. Nun hat das Drehbuch zwar einige gute Ideen in dieser Richtung, nur interessiert sich der Film überhaupt nicht dafür. Diebstähle gibt’s nur als verschachtelte Rückblenden, meist nur, um zu veranschaulichen, wer eigentlich wen übers Ohr gehauen hat.
Demzufolge hat das Gefolge Clooneys und Pitts in diesem Film noch weniger zu tun als noch im vorherigen. Warum Bernie Mac und Don Cheadle, durchaus up-and-coming-Stars, überhaupt teilnehmen, kann nur schwer erklärt werden. Der Asiate salbadert ständig im Hintergrund, die übrigen haben ein, zwei Sätze – nur die alten Hasen bekommen ein paar gute Szenen geschenkt: Carl Reiner gönnt man einen jiddischen Höhepunkt, Elliot Gould überzeugt durch reichlich lakonische Ironie.
Das ist jetzt aber nicht wirklich schlimm, selbst die Top-Billing-Gesichter kommen irgendwie zu kurz: Clooney scheint kaum richtig da zu sein, Pitt teilt sich seinen Anteil noch mehr mit Damon und profitieren können nur Zeta-Jones und Vincent Cassel. Von Robbie Coltrane hätte man übrigens auch gern mehr gesehen.
Ergo fehlt dem Film auch ein echter Höhepunkt, ein Showdown, wie er es verdient hätte, anstelle einer Reihe von kleinen, feinen Schlußpunkten. Der große Gag um das Faberge-Ei verkommt zu einer billigen Rückblende und nachstelligen Erklärungen, dann verabschiedet sich der Cast nacheinander mit ein paar Schlußszenen.
Entspannt wie man nun mal ist, nimmt man das im Kino locker, doch später fühlt man das Sättigungsloch – warum hab ich mir den Film jetzt angesehen?
Ich will nicht zuviel meckern – es ist ein gemütliches Happening, was man da macht, aber die Frage, ob man den ersten Film gesehen haben muß, um den ersten zu verstehen, ist falsch herum gestellt, man braucht den zweiten nicht, um den ersten zu ergänzen.
„Ocean’s Twelve“ ist ein aufgewärmtes Resteessen, das man mit ein paar scharfen Gewürzen wieder aufgepeppt, aber nicht wirklich veredelt hat.
Mir hätte es gefallen, hätten sich die Boys (und die Girls) mit einem Bang verabschiedet, nicht mit einem Taschenspielertrick. Da kann mir auch der swingende Soundtrack nichts vormachen. (5/10)