Review

Aus Elf mach Zwölf, das wird schon funktionieren. So oder ähnlich wird es sich auch Steven Soderbergh gedacht haben, bevor er anfing an der Fortsetzung von Ocean's Eleven zu arbeiten:

Drei Jahre sind vergangen und unsere sympathischen Gauner aus dem ersten Teil führen ein halbwegs normales Leben. Schon gleich zu Beginn bekommen wir ein neues Gesicht vorgesetzt: Catherine Zeta-Jones. Sie spielt eine Europolagentin, die auf Diebstähle spezialisiert ist. Was für ein Zufall, dass sie mit Rusty (Brad Pitt) ein Techtelmechtel im schönen Italien hat. Und da eine Katze bekanntlich das Mausen nicht lassen sein kann, stiehlt unser Rus fröhlich weiter. Dumm nur, dass die gute Jones ihm auf den Fersen ist, und er deshalb reißaus nimmt. Das Leben könnt so gemütlich sein, wenn nicht Terry Benedict (Andy Garcia) auftauchen würde und das Geld von unseren Gaunern plus Zinsen innerhalb von vierzehn Tagen zurückfordert, andernfalls müssten sie Wohl oder Übel die Radieschen von unten begutachten. So wird die alte Gang zusammengetrommelt und ab gehts nach Europa. Dummerweise klappen die Coups nicht wirklich da ein anderer Gangster, der Nachtfuchs, vor ihnen die Sachen stiehlt. Auch die Zeit wird immer knapper, sodass sich Dannys (George Clooney) Jungs auf einen Wettkampf mit dem Nachtfuchs einlassen und als ob dies noch nicht genug wär, klebt ihnen auch noch Frau Jones an den Fersen...

Was war das Erfolgsrezept des ersten Teils? Richtig, coole Charaktere, witzige Dialoge, fetzige Musik und eine spannende und verworrene Story, gepaart mit einigen technischen Spielereien (Überblendungen, Schnitte, Kamera).
Die Charaktere sind, bis auf zwei neue, die alten geblieben und harmonisieren hier wieder prächtig. Jeder hat so seine kleinen geliebten Macken, die den Film sympathischer machen. Auch die Dialoge können überzeugen, zuweilen sind sie sogar noch flapsiger, direkter, sodass einige Szenen wirklich urkomisch sind, z.B. die Verhandlungen in Amsterdam. Genauso gut vertreten sind die One-Liner Duelle, meist mit Linus (Matt Damon). Wie oben schon beschrieben führt uns die Story nach der Vorstellung aller wichtigen Charaktere, welche hier leider nicht so schön vollzogen wurde, wie in Ocean's Eleven, nach Europa. Wobei wir schon beim ersten Manko sind: Der Film zieht sich über die Einführungssequenz bis zum ersten Coup eigentlich ziemlich lang hin. Es wird detailliert auf das Leben der Protagonisten eingegangen, deren Flug nach Amsterdam etc. Besonders bei der Vorstellung/Eingangssequenz hätte ich sie lieber in Ocean's Eleven Machart gesehen: kurz, prägnant, musikalisch sehr gut unterlegt, sodass man einen sehr guten Eindruck bekommt.
Ab dem ersten Coup, welcher wieder sehr fein ausgedacht ist, nimmt der Film an Fahrt auf und bietet zuweilen auch schöne Spannung, fällt dann aber teilweise wieder in ein Loch, wodurch solche Passagen zur Hängepartie werden. Die Idee mit dem weiteren Meisterdieb (Nachtfuchs) serviert uns dann jedoch eine entsprechend garniertes Ende. Man fiebert mit den Jungs mit, die Polizei unter Führung von Frau Lahiri (Catherine Zeta-Jones) im Nacken habend, gegen die Zeit kämpfend ein schier unmögliches Ding durchziehend, immer die sehr feinen Twists aus Teil 1 sich ins Gedächtnis rufend und man starrt auf die Leinwand und wartet auf den Ausgang und einen gewissen Aha-Effekt. Dummerweise stellt sich dieser nicht so wirklich ein, denn nach der Auflösung des ganzen Spiels, kommt man sich etwas verschaukelt vor (ich jedenfalls). Nichts von diesem geschmeidigem Ende aus Teil 1. Dieses hier wirkt viel zu konstruiert, frei nach dem Motto: In Teil 2, da müssen wir das Publikum mal richtig schön an der Nase herumführen und am Ende dann die Torte platzen lassen, koste es, was es wolle. Schade eigentlich, das Ding hat doch Potential geboten.
Auch wenn das Ende wie schon beschrieben, nicht gerade als Meisterwerk tituliert werden kann, so ist die gebotene Show in Rom davor auf dem Niveau von Teil 1, was vorallem an einigen wirklich klasse Szenen liegt. Darunter der Auftritt von Bruce Willis und die Anspielungen auf "The Sixth Sense", sowie die Szene in der Tess Ocean (Julia Roberts) Julia Roberts spielt und eben auf genannten Bruce Willis trifft, der sie natürlich kennt. Situationskomik auf gutem Niveau.

So ist die komplette Schauspielleistung aller Beteiligten zu loben. Man merkt ihnen die Freude am Dreh an und sie spielen ihre Rollen sehr selbstironisch, so z.B. Clooneys Anspielungen auf sein Alter. So merkt man doch, dass dies noch Schauspieler sind, die etwas von ihrem Handwerk verstehen, auch wenn mir Catherine Zeta-Jones hier etwas außen vor vorkommt, da sie nicht so sehr in dem eingespielten Team harmoniert bzw. es den Anschein vermittelt. Vincent Cassel hingegen macht schon einen sehr viel überzeugenderen Eindruck und spielt den Nachtfuchs sehr eingebildet und überheblich, was man den Franzosen ja auch teilweise so nachsagt. Ihn scheint diese Rolle anscheinend nicht gestört zu haben.

Ebenso braucht man auf die technischen Spielereien aus Ocean’s Eleven auch hier nicht zu verzichten. So wurden die Szenenübergänge ganz wie im ersten Teil gestaltet und auch der Kameramann hat sich einige Gags einfallen lassen. So legt er in einer Szene, als ein Flugzeug im Landeanflug ist, die Kamera auf die Seite und präsentiert dem Zuschauer das Geschehen aus einem anderen Blickwinkel. Schade ist auch hier, dass man nicht die schönen dynamischen Musikstücke aus dem ersten Teil eingebaut oder gleichartige verwendet hat. So dominieren hier oft ruhige oder südländische Klänge das Geschehen, die die zum Teil schon langsamen Szenen eher noch langsamer machen, als Dynamik zu vermitteln. Teilweise gibt es auch diese rockigen Stücke, jedoch auch mehr zum Ende hin.


Abschließend kann man sagen, dass der Film nicht das Niveau des ersten Teils erreicht. Dazu verspielt er sein Potential zu Beginn des Films und mit dem stark konstruierten Ende. Auch im Mittelteil gibt es teilweise Hänger, welche jedoch nicht so ins Gewicht fallen. Hier und da gibt’s es Abzüge, z.B. bei der Musik.
Trotzdem kann man sagen, wer seichte Unterhaltung und ein Starensemble sucht, ist hier nicht schlecht bedient.
6.5/10

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