...und diesmal ist das Murmeltier nicht ganz so die Nervensäge, denn es grüßt nur noch ein zweites Mal.
Ja, ein südkoreanischer Actionthriller mit Mystery-Einschlag im Cop- und Gangstermilieu, das hört sich an wie ein Selbstläufer und wer sich gerne mal von Filmplakaten beeinflussen lässt, der erwartet ähnlich wie bei “Typhoon” eine fette Splitterbombe. Genau wie bei “Typhoon” jedoch entpuppt sich die Bombe als Blindgänger, der hier und da mal bedrohlich poltert, am Ende aber immer noch nicht in die Luft gegangen ist.
Es gibt vor allem ein empfindlich vorherrschendes Problem: Die veranschlagten zwei Stunden dehnen sich mit überflüssigen Füllszenen und verkomplizieren die einfache Geschichte unnötig, welche im Endeffekt aber trotzdem nicht so richtig erklärt wird. Wie es dazu kommt, dass die Hauptdarstellerin den gleichen Tag per Déjà Vu ein zweites Mal zu erleben scheint, dafür werden nie auch nur Vermutungen ausgesprochen. Das mag noch tolerierbar sein, denn eine pseudowissenschaftliche Erklärung braucht hier keiner. Aber leider werden auch Charakterbeziehungen sehr dünn gestrickt und unzufriedenstellend zum Abschluss gebracht, wie man es bei der königlichen Laufzeit eigentlich nicht tolerieren kann. Am Ende ist da nämlich das Wissen, dass man mit einer halben Stunde weniger im Gepäck genauso viel erfahren hätte.
Aber Jang Yun-hyeon war scheinbar sehr darauf konzentriert, seine Stilsicherheit in der optischen Aufmachung zu bewahren. Man erkennt das in den ersten Minuten: Der Mann lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, wenn es darum geht, die Ausgangskonstellation langsam aufzubauen. Zuerst ist da ein schwarzes Bild und dann wird das Spiel mit einem lauten Schuss eröffnet (am besten darauf achten, dass die dts-Anlage nicht bis zum Anschlag aufgedreht ist, schreckhafte Naturen könnten aus allen Wolken fallen - und derartige merkwürdige Nicht-Horror-Schockeffekte verteilen sich über den ganzen Film, wie um den müden Zuschauer immer wieder zurück in die Handlung zu holen). Offenbar zunächst mal eine Rückblende, stellvertretend für ein durchdachtes Konzept. Aber dann wird ganz gemächlich alles schön eingeführt. Und Yun-hyeon hat wirklich alle Zeit der Welt. Er scheint dem Publikum zuzuflüstern: “Wenn ihr wirklich hören wollt, was ich zu sagen habe, dann lasst mich bitte erstmal überlegen, wie die Geschichte ging.” Solche Geschichtenerzähler haben wir gerne - mit Ähm’s und Öhm’s. Aber wenigstens ist er gründlich und überlässt nichts dem Zufall.
Dafür wird auf einem anderen Gebiet gepunktet: “Some” ist herzerfrischend unpathetisch. Das beginnt beim Look. Der ist ausgesprochen stylish, aber er wird nie dazu missbraucht, irgendwelche emotionalen Verankerungen aufzuwiegeln. Diffuse Wetterverhältnisse (Regen und klarer Himmel koexistieren hier nur wenige hundert Meter und Sekunden nebeneinander) werden in frischen, klaren Bildern eingefangen und wenn der schicke Landrover plötzlich in die Regenzone vorprescht, wird das voller Ästhetik eingefangen. Aber es wirkt sehr natürlich, so natürlich sogar, dass man am liebsten gleich losrennen und den Landrover erwerben wollte. Oder ein anderes Fahrzeug, denn über Artenvielfalt und deren Präsentation muss sich der Vierrad-Freund nicht beklagen.
Hieraus besteht auch im Wesentlichen die Action: Straßenrennen. Der Undercover-Cop, die typische Marke Ich-scheiß-drauf-wie-mein-Vorgesetzter-mir-mit-Regeln-kommt, haut ganz schön auf die Kacke und steuert seine Kiste ohne Rücksicht auf Verluste durch den Autobahnverkehr, um zugedröhnte Verdächtige daran zu hindern, ihr schickes Gefährt an der Leitplanke zu verschrotten. Letzteres geschieht natürlich unweigerlich, was dann auch ganz nett ausschaut. Doch von der Action als Balsam für den langsamen Erzählfluss gibt es schlicht zu wenig. Neben den zwei, drei Autoverfolgungsjagden wird uns lediglich noch die ein oder andere Klopperei zugesprochen und am Ende die klassischste aller aus Asien (eigentlich jedoch aus klassischen Western) herrührenden Einstellungen: Zwei Männer stehen sich in der Totalen gegenüber, der Eine links am Bildrand, der Andere rechts, und richten die Waffen gegeneinander. Mehr wäre hier mehr gewesen... und origineller auch.
Kurioserweise ist “Some” mit all seinen Macken irgendwie sympathisch. Vielleicht liegt es an der Unvollkommenheit und der Bestätigung, dass aus Asien eben nicht nur vollendete Perfektion zu uns herüberschwappt. Die Schauspieler agieren ein wenig unsicher auf eine liebenswerte Art und wie der Regisseur manchmal unbeholfen im Dunkeln tappt, hat auch seine befriedigenden Seiten, so langatmig das Resultat manchmal auch sein mag. Aber irgendwo weckt die angestrebte und niemals erreichte Perfektion so etwas wie einen Beschützerinstinkt und man möchte für “Some” als Anwalt auftreten, der sich auf die allgemeingültige “Nobody’s Perfect”-Formel beruft. Das mag nicht so ganz im Sinne des Werkes stehen, aber zumindest kann es eines von sich behaupten: es ist halt irgendwie... sympathisch.
Und das soll dann auch fürs Fazit gelten: Ein Film voller Mängel, insbesondere in der Narration und zum Teil bei den Schauspielleistungen, der aber auf seine Art irgendwie “ganz nett” ist. Das rührt eben vor allem daher, dass “Some” stylish wirkt, ohne poserisch zu sein, dass er gut aussieht, ohne sich wie ein Schönling vorzukommen. Hübsch, harmlos und ein bisschen langweilig - der perfekte Schwiegersohn.