World of Paincraft
„Hellraiser: Hellworld“ vernachlässigt die Hellraiser-Mythologie ziemlich - was immer die größte Stärke der Reihe war und somit als die schmerzhafteste Sünde dieses Metaansatzes (!) genannt werden muss. Notgeile Gamerteens für Zenobitenzwischenwelt ist kein guter Tausch. Und dennoch hat gerade dieser augenzwinkerndere Ansatz zwischen Slasher und Sinnfreiheit für mich persönlich seine Reize - und man sieht durchaus Spuren von Superman, Saw und Lance Henriksen in dem Mix. Was nicht viele Filme von sich behaupten können. Wir folgen ein paar jungen Erwachsenen, die die Mythologie hinter Pinhead und Co. sehr gut kennen, aussehen wie Supermodels und dennoch absolute Zockernerds sein sollen, auf eine Art Hellraiser-themed Party - wo natürlich einer nach dem anderen recht blutig das Zeitliche segnet und sich in Pinheads Armee der Schmerzen einreihen darf…
Kein Onlinemultiplayermodus hilft dir bei Nägeln im Kopf. Und Superman auch nicht.
Brüste. Blowjobs. Laszive Tänze. Das bereits achte Teilchen im Hellraiser-Puzzlewürfel geizt nicht mit Körperflüssigkeiten. Roten, weißen, durchsichtigen. Nur geweint wird nicht - oder nur bei uns im Zuschauerraum? Nein, ganz so schlimm finde ich diese Halloweenpartyorgie mit Kettenhemden und Ketten im Körper nicht. Henry Cavill noch als Hänfling, weit vor dem Mann aus Stahl oder seiner Verehrung als „heißester Nerd der Welt“. Seine private Zuneigung zum Zocken erklärt vielleicht seine Rollenwahl hier. „Hellworld“ durchzieht ein 90er-Vibe und wirkte sicher schon 2005 veraltet. Immerhin ist es Doug Bradleys letzter Auftritt als Pinhead. Wenn auch nur kurz. Er bleibt der einzig Wahre. Und der hier abgerissene Bodycount ist nicht übel zwischen Pain Parade und Metavergebung. Dennoch hätte man aus allem viel mehr machen können - die Figuren sind bestenfalls Abziehbilder, mit dem Metaaspekt wird erstaunlich wenig angestellt und manchmal meint man, es gab hier ein Script, das nur mit Ach und Krach überhaupt in die „Hellraiser“-Welt hineingewürgt wurde. Angst sucht man vergebens. Unfreiwillige Komik gibt’s durch dumme Pointen und freche Mittelfinger an Fans und Mythos genug. Schade. Obwohl die Prämisse bei mir einen Topstart hinlegt, ist das sicher kein Highlight der Reihe. Und wem Gaming und Co. eh am Hintern vorbeigehen, der sieht sich hier wohl gleich mit einer waschechten Gurke konfrontiert. Starpower hin oder her.
Fazit: selbst wenn mir sowohl einige der bekannten Gesichter plus der Meta-Gaming-Ansatz sehr, sehr gefallen - „Hellworld“ schlägt sowohl als Hellraiser sowie als Slasher ziemlich fehl. Er ist sicher kein „New Nightmare“ - für mich aber immerhin auch kein „Halloween: Resurrection“. Er hat seine Momente der (wenn auch unfreiwilligen) Unterhaltung. Überreizt sein Dasein dann aber flott und kann seine Inkompetenz in allerlei Beziehungen nicht verbergen. Und die Auflösung erst - was ein Schwachsinn!