Review

Achtung Spoiler!


Auch Marvel´s Vampirjäger „Blade“ geht in die dritte Runde und zeigt, dass man manche Filmreihen doch nicht bis zum endgültigen Burnout weiterführen sollte. Das hatte wohl auch Wesley Snipes so erkannt, dummerweise aber wohl erst nach den Dreharbeiten. So hat sich der Mann inzwischen von diesem Film distanziert und war weder auf der Promotiontour noch bei Interviews zum Film anzutreffen. Letztlich eine weiße aber eindeutig zu späte Einsicht.

War der erste Teil der Reihe noch ein durchweg spaßiges Horror-Action Vehikel, das sich erst im Schluss in einer eher peinlich anmutenden Effektorgie verloren hat, musste man schon bei Teil 2 herbe Abstriche machen.. Der funktionierte als kurzweiliges, trashiges und blutiges Actionspektakel zwar ganz gut, und bot auch eine schön düstere Atmosphäre, aber gutes (Unterhalktungs-) Kino sieht anders aus. Beiden Teilen gleich ist ein klar definierter Gegner für den Titelhelden, der sich letztlich auch als würdiger Gegner für Blade präsentierte. Besonders Stephen Dorff als Decon Frost in Teil1 wusste zu gefallen.
Damit wären wir aber auch schon bei einem der Probleme des neuesten Teils. Es fehlt an echten Gegnern. Zwar wird schon in den ersten Minuten der Ur-Vampir im Irak (!!) ausgebuddelt, aber der erweist sich recht bald als ziemlich überforderter Gegner. Nett auch, dass bereits im ersten Satz der im Film gesprochen wird, die gute alte (von mir ja bekanntlich glühend verehrte) Horrorfilm-Schule als „Scheiße“ bezeichnet wird. Witzig dagegen die Idee mit dem erhobenen Mittelfinger Richtung Sonne.

Bis es zum großen (na ja, eher nicht) Finale mit Drake kommt, zeigt sich aber erst einmal eine weitere Schwäche des Films. Es wird versucht in aller Ausgiebigkeit auf die Charaktere einzugehen und eine Story zu erzählen. Das Problem dabei ist einfach, dass die Charaktere nichts hergeben für eine nähere Betrachtung und die Story sich mehr oder weniger über die Laufzeit quält. Zu uneinheitlich und unausgegoren wirkt alles.

Da wird am Anfang Blade in eine Falle gelockt, die Polizei und das FBI fangen ihn, aber der Strang verläuft im Nichts. Auch wird eine Idee aufgegriffen, die den Besitzern der DVD von Teil1 sicher nicht neu ist, denn bereits hier wurde über die Idee einer menschlichen Blutkonserve nachgedacht, die aber dann für die Story nicht verwendet wurde. Bezeichnend, dass man hier also auf Dinge ausweicht, die bei den Vorgängern unter den Tisch gefallen sind. Auch sehr interessant, dass Whistler erst noch eine schöne Rede hält, dass es OK ist Vampire zu Töten, bei Menschen aber der Spaß aufhört, nur um Minuten später die FBI Agenten gleich reihenweise umzunieten. Dafür gibt er hier (mal wieder) den Löffel ab. Diesmal wohl endgültig, da man gleich zwei neue Charaktere einführt, die Blade zur Seite stehen und ihn im Rahmen der Story teilweise komplett verdrängen.
Schade nur, dass wir es mit zwei absoluten Klischees zu tun haben. Da wäre Ryan Reynolds, der als Hannibal King selber mal Blutsauger war, diese aber jetzt erbittert jagt. Seine Rolle ist klar, der Humoranteil sollte erhöht werden. Das ist weder neu, noch sonderlich witzig, aber zumindest muss man Reynolds zu Gute halten, dass er die Idealbesetzung für die Rolle ist und auch ordentlich trainiert hat.
Jessica Biel bietet dann eher was fürs Auge. Als Tochter von Whistler darf sie natürlich nicht nur gut aussehen, sondern auch ordentlich kämpfen. Auch hier kann man durchaus ein Lob aussprechen, sie macht ihre Sache ganz ordentlich und darf auch so etwas wie Emotionen (natürlich nur im begrenzten Maße, wir sind ja schließlich in einer Comicverfilmung) einbringen. Wirkt nur etwas seltsam wenn sie über den Tod ihres Vaters ohne weiteres hinwegkommt, wenn aber die „Q“-mäßige Vampirjägerin stirbt in einer peinlich emotionalen Szene zusammenbricht.
Nervig ist auch die penetrante I-Pod Werbung, so das man vor jedem, der eh nicht sonderlich zahlreichen Fights, erst mal sieht wie sie sich MP3s auf ihr I-Pod lädt. Das muss nun wirklich nicht sein.
Ein Lob auch noch, wenn ich schon bei den Darstellern bin, für Parker Possey, die zwar gewaltig am overacten ist, aber damit eine der comichaftesten und besten Figuren innerhalb der ganzen Reihe einbringt. Ein wenig mehr von diesem leicht übertriebenen Stil und der Film hätte als Selbstparodie bestens funbktioniert.
Wesley Snipes hingegen hat teilweise erheblich mit seiner Mimik zu kämpfen und wirkt insbesondere wenn er Gefühle zeigen soll, eher lächerlich, was durch seine offensichtlichen Probleme mit den Vampirzähnen nicht besser wird. Sieht jedenfalls immer aus, als ob sie ihm gleich rausfallen. Dafür darf er in den coolsten Wollhemden seit Shaft rumlaufen. Ist doch auch was. Es darf nach diesem Auftritt jedenfalls bezweifelt werden ob er sich freiwillig nahezu komplett aus em Filmgeschäft zurückgezogen hat, oder ob es nicht einfach daran liegt, dass er einfach kein guter Darsteller ist.
Ein kompletter Griff ins Klo war übrigens die Besetzung von Wrestler Tripple H, der eindeutig über das Schauspielerisches Talent eines Stückes Brot verfügt. So schaut er dann zumeist auch vertrottelt in die Gegend und prügelt ansonsten auf Ryan Reynolds ein.

Wer übrigens ein Actionspektakel im Stile von Teil 2 erwartet wird eindeutig enttäuscht werden. Es gibt zwar ein paar Kämpfe, aber alles was man hier geboten bekommt hat man in den Vorgängern schon eindeutig besser gesehen. Atmosphäre kommt gar keine auf, dabei war die doch noch eines der Highlights in Teil2, und auch die Inszenierung der Actioneinlagen kann wenig überzeugen. Schön aber das hier zumeist darauf verzichtet wurde, das von mir verhasste Stakkato-Schnittverfahren anzuwenden. An der mangelnden Dynamik und fehlenden Harmonie im Kampfgeschehen ändert das aber nichts. Eines der Highlights ist da dann schon eine lahme Verfolgungsjagd zwischen dem Ur-Vampir und Blade, die einfach zu Fuß durch die Straßen rennen. Irgendwie habe ich von DEM Vampir überhaupt, der erste seiner Art und was weiß ich nicht noch alles, eindeutig mehr erwartet als das.
Es gibt zwar ein Paar Explosionen aber eben auch viel, viel Leerlauf. Entsprechend lahm ist dann auch das Finale ausgefallen. Wenigstens wurde hier auf den Einsatz von zu viel CGI Technik verzichtet. Die gibt es dafür nahezu immer dann zu bestaunen wenn es doch mal blutig wird. Wer sich also schon über die CGI Blutfontänen in Battle Royal 2 aufgeregt hat wird auch hier nicht glücklich.

Der Film ist letztlich ganz klar darauf ausgelegt zwei neue Charaktere einzuführen, die Gerüchten nach ja auch mit einer eigenen TV-Serie bedacht werden sollen. Das Wesley Snipes sich nach diesem Film noch mal in die Ledermontur wirft scheint mir jedenfalls ausgeschlossen, eher schon dürfte man ihn wohl bald in die Riege der gescheiterten Stars einordnen, der mit Glück in B-Actionern noch zum Zuge kommen darf. Denn das er kämpfen kann bestreitet sicherlich keiner, nur darüber hinaus ist da eben wenig.
„Blade Trinity“ ist eindeutig der schwächste der Reihe, und wirkt zu meist eher wie eine zusammen gestückelte Direct-to-Video Produktion. Der Humorfaktor wurde zwar eindeutig nach oben geschraubt, und es ist auch sicherlich nicht so, dass der Film ein Totalausfall wie zu letzt Resident Evil2 ist, aber er ist auch weit davon entfernt ein guter Film zu sein. Nette Unterhaltung, die man sich als Fan der Reihe einmal ansehen kann, aber wirkliche Begeisterungsstürme dürfte der Film wohl keine Auslösen. 4 von 10 Punkten.

Details
Ähnliche Filme