"Alles bekannte aus den alten Vampirfilmen, in denen Dracula einen schwarzen Umhang trägt und die Welt von einem Engländer gerettet wird, ist totaler Quatsch. Mit Blade hat es angefangen und mit Blade wird es enden."
So lautet der alles andere als bescheidene Einleitungssatz zum dritten Teil der Blade-Trilogie, in dem es der Titelheld mit eben jenem Vampirfürsten zu tun hat. Dieser nennt sich nun "Drake" und wurde von seinen Artgenossen wiedererweckt, um den Daywalker endgültig in die ewigen Jagdgründe zu befördern. Diesmal erhält er allerdings Unterstützung durch die "Nightstalker", einer Gruppe von menschlichen Vampirjägern, bei denen auch Whistlers Tochter Abigail (Jessica Biel) mitmischt.
So weit, so gut. Die Story ist sicher nicht schlechter als die der beiden Vorgänger. Und trotzdem ist man geneigt, sich über die Antriebslosigkeit des Plots schon nach wenigen Minuten zu ärgern. Dann nämlich setzt erstmal der Handlungsstrang mit der von der Vampirlady Danica Talos (Parker Posey) initiierten Verschwörung gegen Blade ein. Es kommt, wie es kommen muss: Blade wird verhaftet, verhört und anschliessend von seinen neuen Verbündeten befreit. Alles von vornherein klar, alles wie gehabt.
Danach wird das Nightstalker-Team vorgestellt: Ein Q für Arme, der für die Waffen zuständig ist, ein paar unwichtige Statisten eine blinde (!) Vampirexpertin nebst kleiner Tochter (ahnt schon jemand was ?) und - Hannibal King. Ein Charakter, der viele Sprüche klopft und einfach nur cool rüberkommen soll. Schlechter und vor allem nerviger hätte man diese Vorgabe kaum umsetzen können: Nicht ein einziger der vielen One-Liner, die seinem Kehlkopf entspringen, schlägt ein. Vielmehr möchte man lieber ob der Dümmlichkeit dieser Phrasen, welche in einer Verhörszene kurz vor Ende des Films ihren Höhepunkt findet, einfach nur die Ohren zuhalten und hoffen, dass dieser Schwachsinn schnell ein Ende hat. Wäre diese Figur nur ein Sidekick an der Seite des Helden, wäre er noch als Ausrutscher zu verkraften. Hier allerdings fokussiert sich ein nicht unerheblicher Teil der Handlung auf sie, sodass sich neben Wesley Snipes, der hier dramaturgisch völlig unterbeschäftigt ist, auch Jessica Biel unverdientermaßen mit einem kleineren Part zufrieden geben muss. Die kann aus ihrer begrenzten Screentime rein gar nichts machen - der Charakter bleibt blass und hat nur noch optischen Schauwert.
Letzteren vermisst auch bei den so hoch angepriesenen Actionszenen, die sich, wenn man von der Verfolgungsjagd am Anfang mal absieht, doch sehr stark ähneln und weit weniger unterhaltsam sind als die der Vorgänger. Liegt es vielleicht am geradezu inflationären Gebrauch von Zeitlupen und anderen optischen Spielereien, die man inzwischen dutzendfach zu sehen bekommt ? Und warum müssen die Helden vor jeder Metzelei so eine Personality-Show abziehen ? Gemeint sind damit die viel zu langen Sequenzen, in denen entweder Blade in Grossaufnahme seine Sonnenbrille aufsetzt, sie ihre Ohrenstöpsel einsetzt ("Sie braucht zu jeder Jagd einen Soundtrack" - was für ein bescheuerter Einfall !), die Waffen geladen werden oder die drei Helden in bester "Reservoir Dogs"-Tradition langsam der Kamera entgegenschreiten. Solche Aufnahmen sehen zweifelsohne toll aus, nerven aber spätestens beim dritten Mal nur noch.
Völlig untergegangen ist dann auch der finale Kampf Blade gegen Drake, der so unsagbar nichtig erscheint, dass man ihn sich locker hätte sparen können. Eine weitere Dracula-Variante, völlig unmotiviert und gelangweilt dargestellt von Dominic Purcell, die einfach nicht den überirdischen Flair entwickelt, den eine solche Figur verdient hätte. "Er ist der erste seiner Art", heisst es immer wieder. "Wir haben ihn nicht gefangen, er hat uns erlaubt, ihn mitzunehmen". Erwarten würde man bei solchen Beschreibungen zumindest eine imposante Erscheinung, aber auch die fällt flach. Selbst in seiner mutierten Form ähnelt der Obervampir mehr einer Kreuzung aus Wishmaster und Predator, kurzum: lächerlich!
Die Dialoge sind noch eine weitere Erwähnung wert. Selten hat man eine so hirnlose Ansammlung von Phrasen vorgefunden wie hier: So ziemlich alles, was aus den Mündern der Darsteller kommt, ist entweder unfreiwillig komisch oder schlichtweg langweilig und dumm. Und selbst Blade passt sich an dieses Niveau wunderbar an, wirkt er selbst mit seiner zynischen Art, die man als Zuschauer sonst so an ihm mochte, völlig deplaziert. Waren seine Allüren in den früheren Filmen noch irgendwie sympathisch, weil sie einen gewissen trockenen Humor beinhalteten, vermitteln sie einem hier nur noch das Bild eines arroganten Einzelgängers. Seine Ausstrahlung und Coolness ging in diesem Sequel völlig zugrunde. Und damit auch der Rest des Streifens.
"Blade: Trinity" reiht sich mühelos in die Gruppe jener Fortsetzungen ein, die daran scheitern, den Mythos ihrer Vorgänger am Leben zu erhalten. Hier liegt es zum Grossteil auch daran, dass man sich krampfhaft bemüht hat, menschliche Charaktere in den Vordergrund zu rücken, anstatt wie in Teil 1 und 2 hauptsächlich Vampire agieren zu lassen - ein wichtiger Aspekt der Vorgänger, die düstere Atmosphäre, geht nicht zuletzt an dieser Maßnahme zugrunde. Ein vierter Teil dürfte nach diesem Desaster jedenfalls sehr unwahrscheinlich sein - genauso wie ein Comeback des einstigen Actionstars Wesley Snipes, dessen Paraderolle hier augenscheinlich systematisch demontiert wurde, um zwei weitestgehend talentfreien Jungstars Platz zu machen, die sicher ihre Fangemeinde finden werden. Ein muskelbepackter Sprücheklopfer und eine toughe Amazone mit bauchfreiem Top - mehr braucht es heutzutage wohl eh nicht mehr.
Kein Vergleich mit den Vorgängern: Der Abschluss der Blade-Saga enttäuscht mit nervigen Dialogen, uninspirierten Actionszenen und einem Übermaß an gewollter, aber nicht erreichter Coolness auf ganzer Linie. Ein unwürdiger Abgang eines würdigen Helden. Schade drum.
3/10