Review

Irgendwann sind es die Vampire leid ständig von Blade den Hintern versohlt zu bekommen, daher buddeln die Blutsauger kurzerhand ihren Schöpfer Dracula aus welcher dem Jäger mal Nachhilfestunden in Sachen Schwertkampf geben soll. Gleichzeitig forscht man in Spitzzahnkreisen an einer Endlösung für den ewig andauernden Mensch-Vampir Konflikt, wobei die Ideengeber sicher große Matrix Fans gewesen sein müssen. Ach ja, damit nicht genug um wirklich jedes Restrisiko auszumerzen wird Blade auch noch eine Falle gestellt, vor laufender Kamera tötet er einen Menschen und bekommt es mit den menschlichen Behörden zu tun. Wow, das sind ja gleich drei Storys auf einmal, hoffentlich bleibt da noch genug Zeit fürs Gemetzel. Keine Bange denn die Handlung von Blade Trinity ist so rudimentär und zusammenhangslos in den Film geklatscht, dass man sich nach dem Kinobesuch schon richtig anstrengen muss um überhaupt wiederzugeben worum es eigentlich ging. Man hat ständig dieses Ich-muss-mich-jetzt-einfach-zwingen-das-zu-schlucken Gefühl (etwa wie bei „Die purpurnen Flüsse 2“). Vieles bleibt unbeleuchtet und einige Build-Ups führen ins Leere, hier hätten noch mal ein paar andere Autoren drüber schauen sollen. An dieser Stelle alle Ungereimtheiten aufzuzählen würde deutlich den Rahmen dieses Reviews sprengen.

Größte Neuerung gegenüber den Vorgängern ist die lockerere Tonart des Films, in Trinity lacht man viel häufiger als man staunt oder sich ekelt. Wenn Blade die Lacher auf seiner Seite hat, zum Beispiel im Verhörraum des FBI, wandelt er gekonnt auf einem schmalen Grad zwischen Albernheit und Selbstparodie. Die meisten Gags gehen aber auf Ryan Reynolds Rechnung, so viele saucoole Sprüche am Stück muss man sich als Autor erst mal ausdenken. Es gibt eine ziemlich ausgedehnte Sequenz, in der er von Vampiren verhört wird und entgegen beträchtlicher Gewaltanwendung immer weiter Sprüche klopft, hätte man in diesem Moment an der Tür des Kinosaals gelauscht, hätte man meinen können es gäbe einen neuen Nackte Kanone Teil zu sehen. Was? Humor und Gags, was soll der Quatsch, ich habe doch Karten für Blade gekauft ich will zerbröselnde Vampire und atemberaubende Fights sehen! Nun ja, das Tempo des Films ist mörderisch hoch und die Anzahl der Actionsequenzen ist etwa ähnlich wie bei Teil2, der Film beginnt mit einer rasanten und sehr spaßigen Verfolgungsjagd, in welche geschickt die Anfangscredits eingearbeitet wurden. Dann dauert es nicht mehr lange, und das FBI legt Blades Unterschlupf in Schutt und Asche, kurze Dialogszenen, meist auf Pointen bedacht, und auf zur nächsten Ballerei oder Schlägerei. Hierbei zerbröseln am laufenden Band Vampire, FBI Agenten, Glasscheiben und Autos. Langeweile ist etwas, was man Blade 3 auf keinen Fall vorwerfen kann. All diejenigen, die keinerlei anderen Ansprüche an den Film haben, hören jetzt besser auf zu lesen und genießen die Show, wer aber wissen will was an diesem Projekt mächtig schief gelaufen ist liest weiter.

Probleme, davon gibt es leider eine ganze Menge in Blade Trinity. Der Film wurde als Finale der Trilogie angekündigt, als „Endgame“, schafft es aber nicht mal ansatzweise einen vernünftigen Schurken, einen würdigen Gegner für Blade zu präsentieren. Man erwartet einfach ein Finale, welches die der Vorgänger toppt, bekommt aber etwas nicht mal ansatzweise so gelungenes geboten. Ist Dracula oder halt auch Drake in Monsterform noch recht ansehnlich, müssen wir uns den Großteil des Films mit seiner lächerlichen menschlichen Form begnügen. Er ist dabei völlig fehlbesetzt und geht selbst zwischen seinen beiden Handlangern unter. Hatte Teil eins noch mit Deacon Frost einen sehr coolen Widersacher und war Nomak in Teil zwei ebenso gut getrickst wie Furcht einflössend, kommen die Vampire hier wie eine Bande dahergelaufene Straßengangster rüber mit Oberzuhälter Dracula als Chef, Bedrohungsfaktor null. Nur Parker Posey und Tripple H haben wenigstens einige gute Momente (meist komödiantische), es ist schon peinlich wenn die Handlanger böser rüberkommen als ihr Chef. Ein ähnliches Problem gibt es auch auf der Gegenseite, der Nachwuchs stielt Blade einfach die Show, Hannibal haut Blade ständig fiese Oneliner um die Ohren und macht ihn fast lächerlich, außerdem wurden ihm und Abigal die besten Actionszenen zugestanden. Blade kann da selbst nicht mehr wirklich auftrumpfen und hat auch recht wenig Screentime für den Titelhelden. Bleiben wir doch mal bei Jessica Biel und Ryan Reynolds, Abigal, so cool sie als Powerfrau in den Actionsequenzen auch rüber kommt, die Rolle steht ihr wirklich, so aufgesetzt wirkt diese Figur, sie hat keine Vergangenheit, was dazu führt, das man ihre spärlich zum Vorschein kommende Emotionalität deplaziert findet (Tot der Wissenschaftlerin) und ist einfach nur da um eine wohlgeformte Actionheldin im Film zu haben um dem männlichen pubertierendem Publikum zu gefallen. Prinzipiell ist bei dieser Art von Film nichts dagegen einzuwenden, aber so billig und durchschaubar sollte man das nicht machen. Reynolds hingegen könnte hier auch locker die Hauptrolle spielen, er überzeugt auf ganzer Linie und besitzt eine ganze Menge Charme und Präsenz, nur heißt der Film immer noch Blade und nicht Hannibal. Aber ich bin mir sicher er bekommt in Zukunft noch seine Chance, denn wie sehr der Film versucht den Focus auf die neuen Protagonisten zu richten ist schon sehr auffällig, es stinkt geradezu nach Spin-Off. Ach ja die Nummer mit dem i-Pod ist einer der aufdringlichsten, dämlichsten und peinlichsten Fälle von Produkt-Placement in der Filmgeschichte.

Kommen wir zur Inszenierung, und auch hier gibt es leider nicht allzu viel Positives zu berichten. Hatten die Vorgänger mit Stephen Norrigton und Guilermo del Torro noch zwei erstklassige Regisseure, die David S. Goyers Geschichten mit individuellem visuellen Style packend inszenierten, fällt dieser Bonus diesmal flach. Es ist mir unbegreiflich was Goyer dazu getrieben hat hier selbst den Regiestuhl in Beschlag zunehmen, denn darunter litt eben nicht nur sie Inszenierung sondern auch die Geschichte, wie bereits erwähnt wurde, und dies fällt auf. Im Prinzip bedient er sich nur visueller Elemente der Vorgänger und setzt diese ohne eigene innovative Ideen um, darunter leidet vor allem die Action. Es ist nicht ganz so schlimm wie bei der Bourne Verschwörung oder Resident Evil 2, aber die Kamera ist meist zu nah am Geschehen dran und der Schnitt ist viel zu schnell als das man eine Choreografie bewundern könnte. Vor allem wenn Blade kämpft sieht man dies meist im Zeitraffer, ganz toll, da wünsch ich mir den CGI-Blade zurück, der sah zwar scheiße aus, war aber immerhin lang genug im Bild um mehrere zusammenhängende Moves zeigen zu können. Blutig ist das Ganze eigentlich nie, spattertechnisch gab es in Teil eins und zwei deutlich mehr zu sehen, für diejenigen die darauf besonderen Wert legen. Ansonsten ist die Kamera recht Zahm und einfallslos und lichtet die tristen und daher recht unatmosphärischen Locations etwas altmodisch ab, nur die vielen Farbfilter sorgen für etwas Stil. Weiter geht’s Soundtrack: Entwarnung! Sehr guter Mix aus Techno, HipHop und einem orchestriertem Score, die Musik passt jederzeit perfekt zu den Bilder, ist allerdings gegenüber den Soundeffekten etwas zu laut abgemischt.

Fazit: Ich will niemanden ausreden, sich diesen Film anzuschauen, denn es ist sicherlich gut möglich mit Blade Trinity seinen Spaß zu haben. Nur ist in allen Aspekten, wie Action, Atmosphäre, Effekt, Coolness, und Spannung eine deutliche Verschlechterung gegenüber den tollen Vorgängern festzustellen. Zudem hat der Film mit dem Fehlen eines brauchbaren Schurken, einer sehr unausgereiften Balance zwischen den Figuren und massiven Macken mit der Plausibilität der Geschichte zu kämpfen. Klar, Langeweile kommt nie auf, das Tempo ist rasant, es gibt viel Krawall, wenn auch recht unspektakulären, und haufenweise, fast schon zu viele witzige und coole Sprüche zu sehen und zu hören. Wem ein Blade extra-light genügt, bitte schön hier ist er. Als actionreiche Fantasykomödie, ala Twins Effect ist der Film wirklich gelungen, als Abschluss der Blade-Saga hingegen leider ein Desaster.

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