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Eines schönen Abends im Kino: Der Eisverkäufer hat gerade seine Runde gedreht, das Licht wird wieder gedämmt, die Trailer-Show beginnt. Kazooosh… Cameron Diaz im Bikini. Im Publikum wird merklich mehr Testosteron als normal ausgeschüttet… Was mag da wohl auf uns zukommen? Die männlichen Zuschauer rutschen nervös auf ihren Kinosesseln umher, kassieren wütende Blicke von ihren Nachbarinnen. Dann die Titeleinblendung…

“In den Schuhen meiner Schwester“

Die Geschichte von zwei Schwestern (Cameron Diaz & Toni Collette), die bis auf die Schuhgröße rein gar nichts gemeinsam haben… Eine Geschichte über familiären Zusammenhalt, Geschwisterhass und –liebe und die Bereitschaft zur charakterlichen Entwicklung…

Stille im Kinosaal

Der Hormonhaushalt des männlichen Publikums pendelt sich wieder auf Normalstand ein. Schatz, den geh’n wir aber gucken, oder? Der ist bestimmt schöööööön… Flehende Frauenaugen schauen in verzweifelte, verstörte Männeraugen. Verdammt, dabei hat der Trailer so gut angefangen… schwirrt’s durch die Männerköpfe im gesamten Saal.

Herzlich Willkommen im Frauenfilm des Jahres

Ein Frauenfilm, der so Frauenfilm-typisch, und dennoch irgendwie ganz anders als andere Frauenfilme ist. Curtis Hansons („L.A. Confidential“) “In Her Shoes“ offenbart sich – kratzt man ein wenig an der Oberfläche des so Offensichtlichen – als Hommage an die Familie und Freunde, die wichtigsten Güter unseres Lebens. Seicht, niemals dramaturgisch zu tief, dümpelt das Geschehen rund um Maggie (Cameron Diaz), Rose (Toni Collette) und deren Großmutter (Shirley MacLaine) langsam aber sicher im eigenen Fahrwasser auf das ihm zwangsläufig bevorstehende, Tränendrüsen-Finale hinzu. Cameron Diaz agiert überaus ambitioniert und beweist, dass sie in der Rolle des blonden Naivchens auch noch genügend Spielraum für charakterliche Entwicklung findet, Toni Collette hingegen bleibt weitestgehend blass. Dabei barg ihre „Rose“ doch nahezu genauso viel Entwicklungspotential wie die Rolle der Maggie. Sie bleibt eindeutig hinter Diaz und Shirley MacLaine zurück und bildet die schwache Seite dieser Schauspieler-Triangel. Die MacLaine jedoch beweist erneut, dass gerade im fortgeschrittenen Alter noch hervorragende Leistungen abgerufen werden können.

Doch reicht es, wenn zwei Drittel der tragenden Rollen gut bis sehr gut interpretiert werden? Nein, da muss noch einiges mehr kommen, um aus dem Klischee des typischen Frauenfilms auszubrechen und ein beachtenswertes Drama zu werden. Tiefe ist da das Schlagwort, das fallen muss. Ecken und Kanten gehören genau so dazu. Das alles entwickelt sich in Curtis Hansons Familiendramödie nicht oder nur unzureichend. Cameron Diaz’ Toiletten-Sex-Szene, die zu Beginn des Filmes mit reichlich Galle beendet wird, ist tatsächlich das einzig kantige, aneckende, das sich während des gesamten Filmes bietet. Hanson versucht zwar noch einige Male, seinen Figuren kantige Charakterzüge oder –entwicklungen zu verleihen, aber zu oft erkennt man, dass er im entscheidenden – im falschen – Moment wieder einen Rückzieher zugunsten des… ja, jetzt kommt’s wieder… Frauenfilms machte. Und so verlieren wir uns nach und nach in einer weichgespülten Traumwelt, in der am Ende – wie sollte es auch anders sein – alles wieder gut wird.

Frauenprobleme, Schuhe, Hass und Liebe… vier Ingredienzien, die – vereint auf der Kinoleinwand – nur zwei Richtungen einschlagen können: Chick-Flick oder gewichtiges Drama. Hanson entschied sich für den Mittelweg, der doch stark in Richtung der erstgenannten Lösung – dem Frauenfilm – tendiert, um dann doch irgendwie alle seine Zuschauer gewissermaßen zufrieden zu stimmen: Die Frauen haben einen schöööööönen Film gesehen, die Männer konnten sich an ein paar Bikini-Szenen von Miss Diaz ergötzen und der Filmfreund, der rein auf die filmische Umsetzung achtet (und ab und zu einmal auf Frau Diaz), kann sagen: Leicht über dem Durchschnitt agierendes Drama mit ordentlichen schauspielerischen Leistungen, einigen komischen Momenten und noch viel mehr verpassten Chancen. 6 von 10 Stilettos.

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