Review

Ganggaudi zum Wies'nstart


München, kaum eine Stadt in Deutschland wirkt heute sauberer, biederer, braverer, deutscher. Doch in den frühen 80ern war das (zumindest in diesem, böse gesagt, „The Warriors“ für Arme) noch anders... Die „Revengers“, eine brutale Gang im Herzen Münchens, legen sich mit der neu zugezogenen, türkischen Gang von Einwandererkindern an, sodass eine Eskalation der Gewalt und des Hasses der gelangweilten, unreifen Teenager nur noch eine Frage der Zeit sein kann. Mittendrin ein paar multikulturelle Liebeleien und zumindest Ansätze zu Lösungen der Konflikte. Was für eine Zeit... 

„Nacht der Wölfe“ stammt aus einer Epoche, in der in Deutschland noch ruppige, „coole“ Kultfilme entstehen konnten. Das ist toll und etwas wehmütig anzusehen in einer Hochzeit romantischer, belangloser Komödien. Das war noch ziemlich geiles, rebellisches Genrekino, unterlegt mit einer damals wie heute wichtigen Botschaft zu aktuellen Themen (Zusammenleben einer Multikulti-Gesellschaft). Der Rocksoundtrack geht gut nach vorne, die steifen Darsteller sorgen für den ein oder anderen (auch unfreiwilligen) Lacher und einen solchen „Gangschlager“ mal mit heimischen Gefilden als Setting zu sehen, hat mich sehr amüsiert. Die recht aussichtslose Lage und angestaute Aggression der Jugendlichen aller Seiten ist jederzeit spürbar, mit dem kleinen italienischen Eisverkäufer (und oft Schlichter!) gibt’s zumindest eine nette (Identifikations)Figur und die Vorbilder von „Romeo und Julia“ bis „Streets of Fire“ sind kaum zu übersehen. All das macht diese Wolfsnacht zu einer deutschen Randerscheinung, die ich trotz aller Fehler (wie einer generischen Story, einigen Längen, etlicher ins Leere laufenden Beziehungen und Amateurdarstellern mit Idiotendialogen) nicht nicht mögen kann. Richtig gut bewerten geht auch kaum, aber eine kleine Ecke meines Herzens haben die Rächer mit Duschschläuchen (!) als Waffe definitiv erobert. 

Fazit: eine bizarre, billige deutsche Kreuzung aus „The Wanderers“ und „Westside Story“. Milieutechnisch sehr interessant und mit massivem Kultcharakter. Ein Unikum mit Heimatbonus und Zeitkolorit. Aber im internationalen Vergleich dann doch nicht wirklich weit über den Schnitt italienischer Kiesgrubenkloppern...

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