Das britische Kino der 80er Jahre wurde vor allem von einem Produktionsstudio beherrscht, dass in seiner kurzen aber reizvollen Lebenszeit nur wenige Flops erschuf und eine Reihe zeitloser Filme, die auch noch in vielen Jahren geliebt werden: "Handmade Films". Das Studio der Beatles-Legende George Harrison, war z. Bsp. für den All-Time-Favorit "Das Leben des Brian" verantwortlich, Monty Pythons bestem Film. Oder auch für Terry Gilliams "Time Bandits". Hier haben wir nun "Magere Zeiten" mit Englands Superstars Maggie Smith und Michael Palin. Ein wunderbar komisches und zutiefst britisches Komödienkino, der schrägsten Sorte.
"Magere Zeiten" hat den Untertitel "Der Film mit dem Schwein", der mit nur wenigen Worten schon genau das verrät, worum es in diesem Streifen geht. England hat es in der Nachkriegszeit nicht allzu leicht, an Schweinefleisch zu gelangen. In einem kleinen britischen Dorf allerdings, wird ein gemästetes Schwein vor der Öffentlichkeit versteckt. Als der Fußpfleger Gilbert Chilvers dieses Schwein eines Tages entdeckt, machen er und seine Frau sich daran, das Vieh zu stehlen. Doch schon bald wird das Tier vermisst und aus dem Schwein ein leckeres Steak zu machen, fällt dem gutmütigen Gilbert mehr als schwer. Was also tun? Schon an der Story merkt ein jeder, dass man es hier mit einer Geschichte zu tun hat, die sich nur die Briten ausdenken können. Auf solch munter schräge Ideen, wie aus dem Diebstahl eines Schweins 90 Minuten pure Unterhaltung zu schaffen, können wohl nur die Engländer. Und fürwahr, die Geschichte hat auch wirklich so ziemlich alles, was man sich bei einer guten Komödie aus England wünscht.
Die Figuren z. Bsp. sind einem allesamt durch die Bank weg sympathisch auch wenn sie natürlich alle wunderbar überzeichnet worden und trotzdem nicht fernab aller Realitäten sind. Das gibt es den sympathischen schusseligen Gilbert, seine herrschsüchtige Gattin, ihre Mutter, eine an Demenz leidende alte Dame, und viele windige Geschäftemacher, die aus dem Schwein Kapital schlagen wollen. Ein herrlich schräger Strauß aus Charakteren, die man allesamt einfach nur zum schießen findet und die einen schon durch ihre bloße Existenz zum Lachen bringen.
Dann natürlich der Humor, tiefschwarz, hintergründig und jedes Mal in Schwarze treffend. Angefangen bei Gilbert und seiner Art die Füße seiner Kundschaft zu pflegen und dabei z. Bsp. Fußnägel locker durch den ganzen Raum fliegen zu lassen. Dann natürlich das Schwein, furzend, stinkend und anscheinend ein Dauerpatient in Sachen Durchfall, dass seine "Besitzer" ein ums andere Mal zur Weißglut bringt. Dazu trottelige Polizisten, und die Bemühungen von Gilberts Gattin, ihre vergessliche und leicht durchgedrehte Frau Mama von Schwierigkeiten fern zu halten. Im Grunde ist wirklich jeder Witz typisch britisch und so was von schwarz, dass Freunde des Brit-Humors hier aus dem Lachen nicht mehr rauskommen dürften.
Dazu die wunderbare Inszenierung, die die Handlung perfekt ins triste England der Nachkriegszeit versetzt. Wunderbar ausgestattete Kulissen, tolle Kostüme und eine perfekte Arbeit aus der Maskenabteilung, lassen das Geschehen, optisch gesehen, absolut glaubwürdig erscheinen und bieten dem Zuschauer eine spürbare Nachkriegszeit-Atmosphäre. Dazu ein wunderbarer Soundtrack, der sich ebenfalls hören lassen kann.
Und natürlich dürfen auch die Darsteller nicht außen vor gelassen werden. Allen voran natürlich Monty Python-Mitglied Michael Palin, als schüchterner, schusseliger Gilbert und eine grandiose Maggie Smith, als seine, zu allem entschlossene, Gatin. Dazu weitere bekannte Gesichter wie z. Bsp. Richard Griffiths und Denholm Elliott. Allesamt spielen sie genau auf dem Niveau, das man von ihnen auch erwarten darf. Ein absolut grandioses Ensemble, das hier zu absoluten Höchstleistungen aufläuft. Bravo!
Fazit: Eine durch und durch gelungene Komödie, wie sie britischer kaum sein kann. Eine tolle Geschichte, versetzt mit wunderbaren Figuren und grandios schwarzem Humor, umgesetzt in einer atmosphärischen und glaubwürdigen Inszenierung, ergeben eine gar köstliche Britcom, die sich alle Freunde des englischen Humors nicht entgehen lassen dürfen. Selten war ein Film, in dem es um nichts anderes als um ein Schwein geht, komischer!
Wertung: 8/10 Punkte