„…voll mit Hasch wie ein türkischer Reisebus!“
Der italienische Regisseur Tulio Demicheli („Dracula jagt Frankenstein“) erweiterte den Kanon im Mafiamilieu spielender Gangsterfilme um den im Jahre 1973 veröffentlichten „Der Clan der Killer“, der mit Robert Mitchums mäßig talentiertem Sohn Christopher in der Hauptrolle aufwartet, in den Nebenrollen aber wesentlich interessanter besetzt ist.
Während der junge Erwachsene Ricco (Christopher Mitchum, „Summertime-Killer“) seine zwei Jahre für „Betteln mit der Pistole“ im Knast absaß, wurde sein Vater (Luis Induni, „The Loreley's Grasp“), ein Mafioso, von Konkurrent Don Vito (Arthur Kennedy, „Crawlspace“) umgebracht. Riccos Freundin Rosa (Malisa Longo, „Das Mädchen Julius“) krallte sich der Unhold gleich auch noch, sie dient ihm seither als Bettgespielin. Zu seinem Vater hatte der schlurfige Ricco ohnehin kein gutes Verhältnis, doch dass Don Vito ihm Rosa gestohlen hat, geht zu weit. Eigentlich möchte er zwar keine Familienfehde heraufbeschwören, trifft sich aber dennoch heimlich mit Rosa und rückt Don Vito zunehmend auf die Pelle. Dieser wiederum reagiert ungehalten und hetzt seine Killer auf Ricco, der sich nun zunehmend zur Wehr setzen muss. Zur Seite steht ihm dabei die sexy Falschgeldverbreiterin Scilla (Barbara Bouchet, „Milano Kaliber 9“), die nicht mit ihren Reizen geizt…
Die Handlung um einen jungen Mann, der eigentlich weder etwas mit der Mafia noch mit Gewalt und Tod zu tun haben möchte, letztlich aber keine Wahl hat und gnadenlos in den zerstörerischen Abgrund hineingezogen wird, hätte ausreichend Stoff für ein (vielleicht sogar kluges) Drama geboten. Nicht so unter Demichelis Regie. Die Geschichte bleibt eher Beiwerk und wird mitunter etwas holprig erzählt. So ist die Rückblende, die ein Streitgespräch zwischen Ricco und seinem Vater zeigt und eine Art Generationskonflikt skizziert, nicht ohne Weiteres als solche erkennbar und sorgt eher für Verwirrung. Im Auftakt starb Riccos alter Herr nämlich bereits im Kugelhagel, bewies dabei aber ordentliche Nehmerqualitäten (die offenbar in der Familie liegen, wie der Schluss zeigen wird).
Vielmehr setzt man auf Schauwerte – womit sicherlich nicht Mitchums zwei Gesichtsausdrücke gemeint sind, sondern zum einen die beiden Damen, von denen Longo häufiger nackt als bekleidet ist und Bouchet nicht nur durch Kamerazooms auf ihre, nun ja, für bestimmte Teile des Publikums sicherlich interessantesten Körperpartien eingeführt wird, sondern auf offener Straße im Scheinwerferlicht der Fieslingskarre auch einen Striptease hinlegen und sich barbusig auf der Motorhaube räkeln darf. Zum anderen sind es die grafisch expliziten Härten, womit ich nicht in erster Linie die Schießereien und schon gar nicht Mitchums bescheidene Karatekünste meine, sondern Don Vitos Sitte, Gegenspieler und Abtrünnige im Säurebad seiner Seifenfabrik zu entsorgen (weshalb er sich vor seiner eigenen Seife ekelt), sie mitunter gar zuvor kastrieren zu lassen, wenn sie „seiner“ Rosa zu nahegekommen sind.
Derartige Szenen werden wiederum kontrastiert von der komödiantischen Inszenierung besagter Striptease-Szene und der humorigen Einführung Riccos Schwester (Paola Senatore, „Mädchen im Knast“) und seinem Schwager (Luigi Antonio Guerra, „Wer macht was mit wem, und warum nicht mit mir?“), die gern mal ihre Tankstellenkunden ignorieren, um sich miteinander im Bett zu vergnügen. Zudem sorgt manch eigenartiger Dialog für Amüsement oder Stirnrunzeln. Im großen Showdown wird dann – ganz wie eingangs – noch einmal kräftig herumgeballert und trotz zahlreicher Kugeln im Leib erst mit reichlich Verzögerung das Zeitliche gesegnet. Mitchum mit schulterlangen blonden Haaren und Milchgesicht nimmt man seine Rolle bis zum bitteren Ende nicht ab und bleibt damit aller angedeuteten Tragik zum Trotz emotional eher unbeteiligt.
Diese Mischung aus grimmigem „Gangsteriesco“ und eher trashigem Sunnyboy-Sleaze weiß ein geeichtes Publikum gut zu unterhalten, formal betrachtet handelt es sich jedoch – gerade angesichts starker Genre-Konkurrenz – nicht wirklich um einen guten Film im klassischen Sinne. Gewinnerin des Films ist Barbara Bouchet, die hier nicht nur als Stripperin, sondern auch als freche Betrügerin aus der Halbwelt wirklich Zucker ist.
Die deutsche Kinofassung wurde um einige grafische Härten erleichtert; möglich, dass die ungekürzte Fassung bei Freundinnen und Freunden garstiger Spezialeffekte noch gewinnt.