Ein Waffendeal am Strand. Sofort nach der Übergabe taucht die Polizei auf und mischt sich in das illegale Geschäft ein; beide Seiten eröffnen das Feuer. Mit Modelguns. Spielzeugen. Man weiss nicht genau, was sie abschiessen, aber es ergibt grüne Rauchschwaden. Danach klingt auch der Schusswechsel, in den Höhen scheppert es und der Bass verliert sich auf halben Wege. Pzzzscht schallt es über das Gefechtsgebiet, die Feuernden agieren der Airsoft - Munition angemessen behäbiger und suchen die Deckung nur zögerlich. Man befindet sich in einen Actionfilm mit ganz wenig Geld gedreht, für einen sehr kleinen Markt und offensichtlich direct to video produziert – damit sich wenigstens das rentiert. In den meisten üblichen Katalogen gar keine Erwähnung findend. Nur wenn man ins Chinatown ganz nach hinten stolpert und sich mit Fingerzeigen einseitiger Englisch – Kommunikation durchfragt oder als Fan wirklich alles von seinem Star haben will und emsig sucht, stösst man auf Etwas wie Guard Soldier.
Zugpferd ist hierbei Cynthia Khan, die ihre Karriere bereits als Nachfolger begann; nachdem Michelle Yeoh die profitable In the Line of Duty Reihe zugunsten der Ehe mit einem Filmtycoon verliess, wurde nach Ersatz gesucht und in Khan gefunden. Die Taiwanesin agierte mit Charme, Fleiss und guten Aussehen eine Weile an der Grenze zu A – Produktionen, aber ihre ergiebigsten Rollen In the Line of Duty 3 - Force of the Dragon, 4 - Witness und Tiger Cage 2 sprachen ebenfalls schon deutlich die Rhetorik der späteren Billigreisser; nur halt noch mit weit mehr Talent und etwas mehr Budget gefördert. Kurz darauf ging es auch für sie bergab, immer eine Stufe tiefer; aber auch immer noch eine Würde verbreitend, die die Werke meistens gar nicht mehr verdienten.
Nun also der Abschluss, ihr anscheinend letztes Arbeitsfeld, ein Gutteil des späten Schaffens ist den Meisten gar kein Begriff mehr.
Das wird sich hiernach nicht ändern; dennoch kann sich der Liebhaber derlei Sparangebote einen neuen Namen als Hinweis für den Dschungel der No – Name Filme notieren: Regisseur Ng Kwok Hau.
Dieser beweist hier nämlich trotz aller Malaisen den gewissen Sinn für die richtigen Bilder und auch den Willen, die Inszenierung nicht gleich auf den ersten Blick nach Digi Cam, Kaffeegeld und Schmierzettel aussehen zu lassen. Die Optik überrascht dann auch als Erstes; ansonsten ist man aus dem Bereich und auch von Ng [ Catching Murderer Overseas, Fatal Love Web, Resistless Mission ] nämlich diese komplett uncinematographische, aseptische NonÄsthetik gewohnt, die die Geschichtchen immer wie ein gepresstes Home Video erscheinen lässt. Besonders der Bestand von Dream Movie Entertainment Ltd. / Tonrock International Investment Limited sieht regelmässig danach aus; egal wie gut oder schlecht die Fabrikate sonst sein mögen, das Filmmaterial stuft sie immer noch eine Etage tiefer herab als es nötig sein müsste.
Hier ist das Äussere vielleicht etwas derb, fast wie zu Anfängen der 90er versetzt, aber genauso wirkt man ja auch in seiner Gesamtheit. Das Farbschema stimmt nur nicht ganz, falsch prononciert; es sei denn, man verfügt wirklich über türkisen Himmel.
Das Drehbuch ist nicht so scharf ausgeprägt, sondern klammert sich auch an die ein Jahrzehnt zuvor eingespielten Traditionen fest; würden nicht Einige der wenigen bekannten Darsteller ihrem tatsächlichen Alter entsprechend aussehen, könnte man fast glauben, man hätte damals etwas übersehen.
Der Waffendeal und seine Vermeidung war nur der Aufhänger; bloss der Anlass für die ersten Actionszenen, die erstaunlich hoch frequentiert ihre willkommene Begleiterscheinung vollziehen. Eigentlich geht es um Geldwäsche, Mafiamethoden und Verstrickungen bis hin in den Kongress; Baumogul Day Fa [ William Ho ] macht Einsparungen bei seinen Unternehmungen und versichert sich der Hilfe umtriebiger Politiker. Als nach einem Erdbeben die Meisten der nur unvollkommen gesicherten Gebäude der Schwerkraft widerstehen, wird auch Architekt Chao Jei [ Lam Man Gwan ] hellhörig. Er vertraut sich seiner Jugendliebe Mary Young [ Cynthia Khan ] an, die als Polizistin entsprechenden Zeugenschutz garantiert und dann schnell einsehen muss, dass herkömmliche Methoden der Verbrechensbekämpfung schon lange nicht mehr ausreichen.
Dafür langt der dargebrachte Stoff aus, den Inhalt auf knapp 80min zu strecken und ebenfalls immer genug Anlass für Zündstoff zu bieten; da seltsamerweise nur Shootouts am Start sind wird man die grünen Rauchschwaden dementsprechend so schnell nicht los. Die wahrlich seltsame Effekttechnik ist aber auch das Einzige, was man der Choreographie wirklich grob fahrlässig anlasten kann; der Rest sieht für Herkunft und Bestimmung so übel nicht aus. Ng weiss, wohin er den Kameramann schicken muss, um geeignete Kompositionen zu finden und lässt es angesichts des sicherlich mehr als bescheidenen Budgets auffällig oft knallen. Sicher, es kommen schon allein aufgrund der Anscheinpatronen und Schusssimulationen keine visuellen Schmankerl und damit verbunden auch keine Adrenalinschübe heraus, aber die Menge und [imaginär unterstützte] Güte derlei Szenen erhält man auf dem notgedrungen niederen Sektor sonst nicht. Und da hat man die an beide Enden gesetzten Explosionen noch gar nicht hinzugewertet. Alle Achtung.
Warum man jetzt die noch kostengünstigere Handkante fast vollständig unberücksichtigt lässt, soll als Rätsel verbleiben.
Wenigstens hält er die Gespräche knapp und trotzdem aussagekräftig, und fällt nicht auf zuviel Blödsinn und Schmierigkeit im Skript herein. Mehrere Szenen hätten man zwar lieber wegen ihrer Logikfreiheit und offensichtlichem Dummfug gekappt gesehen, aber man kann bescheinigen, dass es nicht überhand nimmt. Nur die Geschwindigkeit und Anspannung hätte man etwas höher treiben dürfen; wahrscheinlich war man mit den mühsam erreichten Fortschritt auch so zufrieden und hat es bei solide abgefilmten Theater belassen. Ausserdem war sicher aus dem Grossteil der Darsteller nicht viel herauszuholen, oder die Energie bereits beim Duellieren auf unbefriedetem Gelände verheizt [ Die Endcredits zeigen die Schwierigkeiten mit den Plastewaffen deutlichst auf.]
Der sonstig präsentierte Hausrat hält sich an den Gegebenheiten des Genres fest und verhält sich ähnlich deutungsschwach: Die Computer veraltet, da werden noch ganze Datenbänke auf einer 1,44 MB Diskette abgespeichert. Day Fa ist in seinem „Geschäftshochhaus“ ständig von zugezogenen Jalousien eingekreist, um nicht die Tarnung der Baracke zu offenbaren. Das wars auch schon an Vorhandensein und Aussagekraft.
Summa Summarum hat Ng hierbei etwas geschaffen, mit dem sich – vorausgesetzt, man kann damit überhaupt etwas anfangen – schon gut die Zeit vertreiben lässt. Das Purzeln nach Oben in die Mittelmässigkeit sorgt nur dafür, dass der Film noch lange nicht so gut ist, dass er wirklich gut ist. Und auch nicht so schlecht, dass er über diese Schiene mehr Aufmerksamkeit erregt; der Trashappeal ist abgesehen vom Waffenbesitz eher gering.
Es darf aber ruhig Weiteres von ihm kommen. Ritterschlag.