Spielberg destilliert, Kindheit eingefroren
In letzter Zeit höre ich immer öfters, dass "E.T." gar nicht so gut wäre, das er der überschätzteste Spielberg sei & mehr Nostalgie als wahre Qualität. Das lässt mich Schmunzeln & gleichzeitig etwas wütend werden. Über Qualität & Geschmack lässt sich zwar streiten, ich kann verstehen dass nicht jeder die innige Verbindung zu ihm in seiner Kindheit aufbauen konnte wie ich. Und trotzdem halte ich diesen Extraterrestriellen für eine der wichtigsten Figuren der Filmgeschichte, für einen Film der noch immer funktioniert, für pure Magie, die noch immer wirkt. Bei mir, bei meinem Umkreis, sogar bei Leuten die ihn noch nie gesehen haben.
Die Geschichte über den lieben Außerirdischen, der unglücklicherweise auf der Erde zurückgelassen wird & in einer Gruppe Kinder neue Freunde findet, könnte universeller, prägender & herzerwärmender kaum sein. Spielberg war nie zugänglicher, nie herzlicher, zugegeben auch selten kitschiger. Trotzdem kommt an "E.T." wenig heran, was die letzten 40 Jahre aus Hollywood kam. Etliche Imitate, Bewunderer & Inspirierte später, wirkt der Film immer noch frisch, schön & nahezu perfekt. Sogar ebenso in der Originalversion, nicht nur in der facegelifteten Special Edition. Mir fällt keine Stelle ein, die man verbessern könnte. Meine Bewunderung ist ungebrochen & wenn ich "E.T." schaue, dann pocht mein Herz wie wild in meiner Brust. Fast wie bei E.T. selbst.
"E.T." ist destilliertes 80er-Kino in seiner ausgefeiltesten Form. Der Soundtrack verursacht Gänsehaut & es gibt wenige Filme, die mich so punktgenau & ausnahmslos zum Weinen bringen. Angenehmes Weinen. Spielberg spielt auf unserer Gefühlsklaviatur genauso meisterhaft wie er es ein paar Jahre zuvor mit unserer Angst in "Jaws" tat. Mal einen bezaubernden, lieben & witzigen Außerirdischen zu sehen, keinen aggressiven Invasor, war einfach gesagt ein Gamechanger. Für mich persönlich & meine damalige unbeschwerte Weltansicht wie für die Traumfabrik. "E.T." ist ein gefühlsbetonter Film, daher liest sich dieses Review auch emotionaler als faktisch. Ich denke jeder wird mir verzeihen, nicht nur die "E.T."-Fans. Manchmal darf & sollte man sich etwas in Nostalgie verlieren. Wer "E.T." aufrecht hasst, nicht nur aus dem im Internet-Zeitalter angesagten Anti-Alles/-Hype-Trend, mit dem stimmt doch irgendetwas nicht...
Ob "Stranger Things" oder "Earth To Echo", ob "Super 8" oder "Nummer 5 lebt!" - Spuren & der Einfluss von Spielbergs liebevollem Klassiker sind überall zu finden. Nur das Videospiel zum Film ("Das schlechteste Videospiel aller Zeiten!") ist nirgends mehr zu finden & soll in der Wüste Nevadas vergraben sein. Also das Geiste Gegenteil zu seiner Vorlage. Nicht nur die "Fahrrad vor Mond"-Szene wurde zum ikonischen Symbol für Fantasie & Magie, etliche andere Szenen werde ich genauso wenig vergessen. Lachen, Weinen, Zittern, Freuen. Volles Programm. Das Sci-Fi-Märchen, welches meine Faszination zu Filmen auslöste. "E.T." traf nicht nur den Zeitgeist, sondern voll in mein Herz. Wohl einer der ersten Filme, den ich meinen noch ungeborenen Kindern zeigen werde. Ich kann es kaum erwarten! Nach Hause telefoniiiieren...
Fazit: eine der schönsten Kindheitserinnerungen. "E.T." ist das süßeste Alien der Filmgeschichte. Ein Film vom größten aller Träumer für alle Träumer dieser Welt. Und aller anderen Welten. Magie, Gefühle, Hollywood. "E.T." hat alles!