Handwerklich ausgezeichnet...08.10.2011
Denzel Washington auf dem Weg nach oben in einer typischen Saubermannrolle, Gene Hackman, knurrig wie in seinen besten Tagen, dazu noch ein paar andere Nasen wie Viggo Mortensen oder James Gandolfini am Beginn ihrer Karriere...damit ist die halbe Miete schon eingefahren. Das nützt aber nichts, wenn auf dem Regiestuhl ein Taugenichts Platz nimmt - hier aber haben wir es mit dem versierten Handwerker Tony Scott zu tun, einem Garanten für technisch saubere, spannende Inszenierung. In den Händen dieses Mannes sind Drehbücher aus dem Actionsegment generell gut aufgehoben, und so ist es auch im vorliegenden Fall. Scott holt alles raus, was rauszuholen ist, zieht die Spannungsschraube kontinuierlich an, verfällt dabei aber nie in Kitsch und zu großen Patriotismus...sondern unterhält den Zuseher über zwei Stunden lang bestens.
Washington und Scott sind ein bewährtes Team geworden. Sei es nun beim Entführungsthriller Mann unter Feuer oder beim thematisch verwandten Entführung der U-Bahn Pelham 123, Ausführung und Strippenziehen funktionieren mit blindem Vertrauen. So ist es auch hier, in ihrer früherer gemeinsamer Schaffensphase. Washington spielt den zweiten Mann nach Hackman, dem Kapitän auf dem U-Boot USS Alabama, welches hinausfährt, um durch den Einsatz von Atomraketen einen möglichen Angriff russischer Separatisten auf die USA zu verhindern. Als der Befehl zum Raketenabschuß und damit zum Beginn des dritten Weltkrieges eintrifft, aber durch mißliche Umstände unbestätigt bleibt, kommt es zwischen den beiden Alphatieren zum Konflikt, schließlich zu Meuterei und Gegenmeuterei, und all das nur wenige Minuten, bevor der Abschuß durchgeführt werden muß - oder gestoppt werden soll.
Das ist durchgehend spannend, die Ereignisse wogen hin und her, fesseln den Zuseher partout, zumal die Story auch am Ende keinen eindeutigen Gewinner oder Verlierer präsentiert. Die Ereignisse sind allzeit nachvollziehbar, die Eskalation unter dem ganz besonderen Druck, unter dem alle Seeleute hier stehen, sehr gut dargestellt. Nebenfiguren werden sorgfältig behandelt, die verschiedenen moralischen Positionen mittels einiger zentraler Offiziere erläutert. Das ist insbesondere deshalb spannend, weil sich Scott nicht nur auf packende Dialoge verläßt, sondern auch die Tauchfahrt samt Brand an Bord und Kampf mit einem anderen U-Boot als Drumherum packend inszeniert. Ja, Katastrophen kann der Mann, man denke nur an seine aktuelle Arbeit Unstoppable, natürlich auch mit Washington - so gutes Handwerk ist selten in Hollywood. Wer also einen wirklich gelungenen Thriller sehen möchte, der das Thema U-Boot nicht so sehr in den Mittelpunkt stellt, wie man vielleicht angesichts der Story glauben möchte, ist hier bestens bedient...8/10.