Review
von Cineast18
Nachdem der dritte Teil inhaltlich - und qualitativ - wohl als böser Ausrutscher betrachtet werden muss, kehrte mit "Halloween 4" einer der berüchtigsten Serienmörder der US-Filmgeschichte zurück auf die Leinwand: Michael Myers. Zehn Jahre nach den Ereignissen des zweiten Teils erwacht dieser aus dem Koma, als er gerade verlegt werden soll, bringt seine Aufpasser um und macht sich umgehend auf den Weg nach Haddonfield, um seine letzte Verwandte, Lauries Tochter Jamie (Danielle Harris), auszulöschen.
Auch wenn dieser vierte Beitrag der berühmten Horrorfilm-Reihe um Welten besser ist als der katastrophale dritte, verabschiedet sich "Halloween" hiermit endgültig in die langweilige Mittelmäßigkeit. Klar, Michael Myers mit seiner schneeweißen Maske ist immer noch ein beunruhigender Anblick, wenn er ruhig und entschlossen durch neblige Straßen wandert oder lautlos seine zahlreichen Opfer angreift. Und Dr. Loomis (Donald Pleasence in seiner womöglich faszinierendsten Rolle) wird hier sehr intensiv und mit immer stärker hervorbrechenden neurotischen Zügen verkörpert, was ihn zu einem der interessantesten Gegenspieler im klassischen US-Splatter-Genre macht. Die Szenen zwischen Myers und Loomis sind denn auch ganz klar die fesselndsten des Films.
Allerdings bleibt die Anzahl derart gelungener Spannungsszenen oder atmosphärischer Bilder ziemlich begrenzt. Nach dem durchaus düsteren Anfang versinkt "Halloween 4" in vorhersehbarer und unorigineller Slasher-Ware: unbedarfte Teenies, die sich mit ihren Teenie-Problemen herumschlagen (ein schicker Beau betrügt die zentrale Heldin, die wiederum sauer ist, weil sie auf ihre kleine Schwester aufpassen muss), eine Handvoll Nebenfiguren, die nur dazu da sind, schnellstmöglich von Michael Myers ausradiert zu werden, und zahlreiche Szenen, in denen die Anwesenheit des Mörders bedrohlich angedeutet werden soll. Nur wirken eben Bilder, in denen Myers mitten auf der nebelverhangenen Straße steht und nichts tut, oder Perspektiven aus der Sicht des Mörders schon allzu abgegriffen, um hier noch echte Spannung zu erzeugen.
Weder die zahlreichen Ortswechsel der Handlung noch der Einsatz solch klischeehafter Horror-Elemente können die Langeweile verhindern, die sich mit der ziemlich gedehnten Story verbreitet. Erst im letzten Drittel kommt noch hin und wieder Spannung auf, etwa bei einem Kampf auf einem Hausdach. Aber auch hier werden einzelne Szenen oft klischeehaft aufgelöst, was die gelungenen Ansätze sofort wieder verpuffen lässt. Auch hapert es erneut an vielen Stellen gewaltig mit der Logik: Wenn Michael weiß Gott woher auf einen fahrenden Pick-up klettert und einen Mitfahrer nach dem anderen gemütlich umbringt, ist das wirklich vollkommen absurd. Und wann genau hat Laurie Strode überhaupt ein Kind bekommen?
Die schleppende, unoriginelle Dramaturgie, wenige wirklich gelungene Horror-Sequenzen und blasse Figuren verhindern, dass "Halloween 4" auch nur im Ansatz die Spannung und Intensität des legendären Originals erreichen könnte. Für Fans lohnt sich immerhin ein Blick auf den selbst ein wenig irre wirkenden Dr. Loomis und die blutjunge Danielle Harris, die später eine Stammdarstellerin im blutigen Genre werden sollte. Alle anderen dürften an diesem 08/15-Splatter nichts Sehenswertes entdecken können.