Review

Ist "Nighmare on Elm Street" die grellste und "Freitag der 13." die berüchtigste Slasher-Reihe, so ist doch schon wegen der Genreinstallation "Halloween" die berühmteste. 

Michael Myers ist gewissermaßen der Archetyp des schwarzen Mannes der modernen Kinogeschichte. Dass gerade dieser einen siebenjährigen Dornröschenschlaf in der absoluten Hochzeit des Slaherfilms führte, verwundert da zunächst.

1981 wurde der Vorreiter des unterhaltsamen Massakrierens am Ende einer zusammengehörenden zweiteiligen Geschichte verbrannt und somit war für Carpenter die Sache dann auch erledigt. Sein Ansatz, die Reihe mit weiteren, unabhängigen Geschichten weiterzuspinnen, scheiterte dann aber 1982 mit "Halloween III", der aus Sicht des zahlenden Publikums eben an einer Sache krankte: Der maskierte Mörder fehlte. Damit hatte sich dann ganz offensichtlich die ganze Reihe erledigt, weil Carpenter sich als Mastermind zu schade war, die immer gleiche Geschichte wieder und wieder zu erzählen. Und so hat er dann mit dem vierten Teil von 1988 auch nichts mehr zu tun, außer das Urheberrecht an dem Titelthema innezuhaben.

Wenn man sich vorstellt, dass zwischen 1982 und 1988 allein 5 Teile von "Freitag der 13." Geld an der Kasse machten, wundert man sich über diese zeitliche Lücke, zumal es die Halloween-Reihe ja nun doch auf eine stattliche Zahl an Fortsetzungen, Remakes und Reboots bringt. So gesehen hat Moustapha Akkad da wohl jede Menge Kohle liegen lassen. 
Und da gerade die Zeit vor 1986 von mir stilistisch im Horrorgenre die bevorzugte ist, frage ich mich, ob da nicht auch recht unterhaltsame Beiträge entstanden wären. Hätte, wäre, könnte...

1988 schaffte es dann Dwight H. Little trotzdem mit der Rückkehr Michael Myers den Konkurrenten Jason Vorhees locker in die Tasche zu stecken. Der im gleichen Jahr erschienene "Jason im Blutrausch" stinkt gegen Halloween 4 gewaltig ab.

Vielleicht ist es auch einfach ein Vorteil, dass Myers hier so gesehen erstmals reanimiert wird, wobei im Film selbst dieser nie das Zeitliche gesegnet haben soll. Den Druck, neue Elemente hinzuzufügen, spürte die Produktion somit nicht und so konzentrierte man sich auf den Kern, dass der Psychopath ein zentrales Opfer ansteuert und auf diesem Weg zahlreiche Kollateralschäden entstehen.

Die Geschichte um eine bisher unbekannte Nichte ist natürlich so blöd wie dünn, schafft jedoch den Rahmen, um Szenen aneinander zu reihen, die die Stärken der Reihe durchaus aufzugreifen wissen. Donald Pleasance als Gegenspieler verfolgt Michael Myers und weiß um das drohende Unheil. Auch die Dorftrottel schalten sich daraufhin ein, um mehr Unheil anzurichten als wirklich zu helfen. Das Wissen um die Bedrohung durch den Psycho lässt das alles weniger repetitiv wirken, als man sonst gewohnt ist. 
Die Belagerungsszenerie im Haus des Sheriffs nimmt sich Zeit für einen Spannungsaufbau, lange Verfolgungsjagden ordnen sich ebenso in eine durchgehende Spannungskurve ein und so werden eben nicht stumpf langweilige Mordszenen aneinandergereiht. 

Technisch gesehen ist der Film schon klar Ende der Achtziger zu verorten. Das Bild ist eher kühl und es fehlt etwas die behagliche Atmosphäre in Herbstfarben, die das Original so stimmungsvoll machte. Blau statt Oronksch ist die Devise und so erinnert alles ein bisschen an Video. Aber die Kameraarbeit ist durchaus solide und die Sets werden über die Beleuchtung dienstbar eingefangen. 

Die Mordszenen sind nicht wirklich allzu grafisch ausgefallen, beinhalten nur zwei etwas derbere Kills und selbst die sind eher unblutig gehalten. Die mittlerweile aufgehobene Indizierung war damals wie heute ein Witz und somit wirkt Michael Myers gegenüber Jason Vorhees deutlich weniger plump. Merkwürdige Motorkreissägen oder Partytröten hat er nicht nötig. Humor gibt es hier auch keinen und so erweist sich "Halloween" bis hierhin insgesamt als die erwachsenere Serie im Slasher-Genre. 


Fazit

"Halloween 4" ist sicherlich kein großer Wurf und fällt gegenüber dem Original und selbst dem zweiten Teil deutlich ab. Jedoch verschließt sich der Film gegenüber der Selbstironie, die die beiden Konkurrenz-Serien zwangsweise mittlerweile bieten mussten, um ihre fortlaufenden Existenzen zu rechtfertigen. So bleibt ein recht spannender, wenn auch vorhersehbarer Slasher, der das Rad nicht neu erfinden will und sich voll auf die Stärken seiner Hauptfigur verlässt, womit man dann auch gar nicht so schlecht fährt. Inhaltlich erwartbar dünn, technisch solide.

Und angesichts der Nachfolger Teil 5 und 6 wirkt Michael Meyers' Rückkehr dann fast schon wie hochwertige Filmkunst.
Ich hätte mir diesen Film jedoch in einer Optik aus dem Jahr 1983 gewünscht. Hätte, wäre, könnte...


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