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Nachdem Michael Myers am Ende des zweiten Teils vernichtet schien, erwacht er rechtzeitig zu Halloween aus seinem Koma und startet eine neue Mordserie. Sein Hauptziel: Er will seine letzte Verwandte, Nichte Jamie, töten. Dann taucht kein geringerer als Dr. Loomis auf, der so gut wie kein Zweiter über Myers Bescheid weiß und auch ein drittes Mal nicht davor zurückschreckt, seinen ewigen Feind endlich - und endgültig - zu stellen...
Mittlerweile gibt es sieben Fortsetzungen des Carpenter-Klassikers “Halloween - Die Nacht des Grauens”, die aber - wie zu erwarten war - nicht einmal ansatzweise an das Original heranreichen, zumal schon der erste Teil nicht gerade eine einfallsreiche Grundidee - “Geisteskranker Messerstecher Michael Myers killt arme unschuldige Jugendliche” - besaß.
Aufgrund des unerwarteten Erfolgs sahen sich in den folgenden Jahren diverse Regisseure dazu gezwungen, minderwertige Sequels abzudrehen, die zwar viele Fans von blutigen Metzeleien schnell zu schätzen verstanden, aber den anspruchsvolleren Kinogänger doch zu dem ein oder anderen verständnislosen Kopfschütteln aufforderten. Der absolute Tiefpunkt - der achte (und hoffentlich letzte) Teil “Halloween - Resurrection” von Rick Rosenthal - der qualitativ armen “Halloween”-Serie war unlängst im Kino zu begutachten. Im Laufe der Jahre zeichnete sich auch immer deutlicher ein negativer Wandel ab: Die herrlich düstere und ungemein fesselnde Atmosphäre, die das Original auszeichnete, dazu ein grandioser und unvergeßlicher Soundtrack, rückte schon im nachfolgenden, hierzulande beschlagnahmten zweiten Teil sichtlich in den Hintergrund zugunsten zahlreicher brutaler Effekte und möglichst kreativer, dementsprechend blutiger Morde (Ausnahme: “Halloween H20“). Das typische Dilemma einer jeden erfolgreichen Horrorserie.
“Halloween 4” hingegen reicht - völlig unerwartet, immerhin steht hinter dem Titel eine Vier, die hinsichtlich der Qualität eines Films oftmals einen gnadenlosen Flop bedeutet - noch am ehesten an Carpenters Meilenstein des Genres heran und dürfte wohl auch die beste Fortsetzung sein, wenngleich Dwight H. Littles Machwerk nicht aus dem Durchschnitt herausragt und auch keine nachhaltige Wirkung hinterläßt. Wer also diesen Film noch nicht gesehen hat, verpaßt nicht viel.
Warum ist nun ausgerechnet “Halloween 4” die beste Fortsetzung? Das liegt zum einen daran, daß dieser Teil noch eines der harmloseren Sequels ist und tatsächlich Spannung durch Atmosphäre und geschickter Kameraführung hervorzurufen versucht anstatt in eine triviale Aneinanderreihung von sinnlosen Morden abzugleiten. Die Verschanzung im Haus gehört sicherlich zu den atmosphärisch stärksten Momenten der Serie. Nicht zu vergessen bleibt das aus dem Original kopierte “Halloween”-Theme, durch das viele Szenen erst ihre Spannung gewinnen - etwa bei der durchaus nervenaufreibenden Kletterpartie auf dem Dach einer Schule oder der wilden Autofahrt. Mit Danielle Harris hat Little einen weiteren guten Fang gemacht. Das Mädchen interpretiert ihre Rolle für ihr Alter ungewöhnlich gut und spielt besser als so mancher älterer Darsteller. Man denke an das blonde Früchtchen, das den Freund von Jamies Stiefschwester Rachel verführt.
Höhepunkt des Films ist zweifelsohne die Schlußpointe, die sich in dieser Form innerhalb der langwierigen Reihe nicht mehr wiederholen sollte und die erfrischend anders ist. Die Überraschung ist perfekt, wenn man “Halloween 4” aufmerksam verfolgt und sich nicht durch die ein oder andere negative Entgleisung großartig beeindrucken läßt. Ein wahrhaftiger Lapsus ist der Showdown mit Michael Myers, an dessen Ende der gemeine Bösewicht augenscheinlich durch ein paar läppische Gewehrschüsse ins Jenseits befördert wird. Daß selbst ein Dr. Loomis, der immerhin jenen Myers fortwährend als das “personifiziertes Böse” deklarierte und ihn schon in den Vorgängerfilmen mehrmals erschossen und im zweiten Teil gar verbrannt hat, daran glaubt, daß Jamies Onkel auf ewig in der Hölle schmoren wird, hinterläßt im Nachhinein einen höchst lächerlichen Eindruck und wertet den Film doch deutlich ab. Hier wird zugunsten der Pointe der plausible Fortgang der Geschichte völlig vernachlässigt.
Donald Pleasence kann in seinem bereits dritten Auftritt als Dr. Loomis - “Halloween 3” gehört ja nicht wirklich in die Serie - nicht nur wenig überzeugen, zumal er immer dasselbe senile und inhaltsleere Gebrabbel von sich gibt, das auf Dauer den intellektuellen Zuschauer stört, sondern hat auch eine überaus unglückliche Synchronstimme, die aber absolut nicht zu dem Aussehen passen mag und mit der ich mich über die gesamte Filmlänge nie anfreunden konnte.
Letztendlich fehlt leider auch eine ausführlichere Auseinandersetzung mit den verschiedenen Charakteren. Die Person Jamie wird insgesamt zu wenig beleuchtet.
Trotz einiger gelungener Passagen, die durch die Einfallslosigkeit der ausgelutschten Story prompt wieder abgewertet werden, ist “Halloween 4” weit davon entfernt, um als solide Fortsetzung bezeichnet werden zu können. Die bereits genannten Schwächen wiegen zu schwer, um den einigermaßen erfreulichen Film aus der glanzlosen Routine zu hieven. Dennoch weitaus besser als die nachfolgenden, blutrünstiger akzentuierten Teile. Einzig der siebte Teil, in dem Jamie Lee Curtis ihre Rückkehr feiert, ist Nummer vier ebenbürtig.

Fazit: Routinierter vierter Teil der beliebten “Halloween“-Serie, der zwar kaum aus der Massenware herauszuragen vermag, aber im Gegensatz zu einem Großteil der Fortsetzungen erfreulich zurückhaltend in der Gewaltdarstellung bleibt und Spannung durch die Atmosphäre, die Musik und Kameraführung gewinnt, wenn auch auf die üblichen Schwächen eines Schlitzerfilms nicht verzichtet wird. Der Schlußgag überrascht positiv. Weit von einem Flop entfernt, jedoch auch in keinem einzigen Punkt an die Qualität des genialen Originals heranreichend.

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