Für „Halloween 4“ gab man Dwight H. Little nach einigen B-Filmen zum ersten Mal ein höheres Budget an die Hand, ehe er mit „Zum Töten freigegeben“ und „Rapid Fire – Unbewaffnet und extrem gefährlich“ zwei Actionkracher der Spitzenklasse hinlegte.
Am Ende von „Halloween 2“ hatten sich Michael Myers und sein Erzfeind Dr. Sam Loomis (Donald Pleasance) ja scheinbar in Briketts verwandelt, doch damit es weitergeht, haben beide dies überlebt. 10 Jahre nach dem verhängnisvollen Halloween will man Myers verlegen, der total verbrannt nun seit Jahren im Koma liegt. Auf mythische Weise wacht Michael beim dem Transport auf und killt direkt das Pflegepersonal weg – mit menschlichem Verhalten hat das nichts mehr zu tun, aber Loomis bezeichnet ihn noch mehr als in den Vorgängern als das absolut Böse und so geht Michael nun deutlich übermenschlicher zur Sache.
Es geht wieder nach Haddonfield, doch Laurie Strode ist mittlerweile verstorben (oder zumindest scheinbar wie Teil 7 uns erklärte) – mit ihrem damals angehäuften Ruhm hatte Jamie Lee Curtis wohl nicht mehr Lust in jedem 08/15-Slasher mitzuspielen. Doch zuvor hat sie noch Jamie (Danielle Harris) in die Welt gesetzt, die nun bei Pflegeeltern wohnt. Da die Pfleger sich noch beim Transport über Michaels Nichte unterhielten, weiß der nun wohin die Reise geht und so macht sich der Maskenmann nach Haddonfield auf, wo er passend zum 31. Oktober ankommt – Loomis natürlich auf seinen Fersen...
Folgt man den Erklärungen, dass Michael eventuell das absolut Böse sei, so wirken viele der Elemente in „Halloween 4“ wie seine Wiederauferstehung durchaus Sinn. Zudem begeht „Halloween 4“ nicht den Fehler Myers einfach nur wie jedes „Freitag, der 13te“-Sequel einfach nur aufs Neue Teenies metzeln zu lassen. Teenies gibt es hier nur wenige, Jamies Adoptivschwester Rachel (Ellie Cornell), ihren Freund Brady (Sasha Jenson) und eine Nebenbuhlerin, passenderweise Sheriffstocher Kelly (Kathleen Kinmont). Stattdessen verfolgt Michael konsequent sein Ziel, versucht erst Loomis auszuschalten, metzelt die Polizei nieder und stellt dann den Strom ab, um an Jamie heranzukommen.
Auch interessant ist die Idee, dass hier die Behörden nicht alle früheren Bluttaten vergessen haben (so wie in den „Freitag, der 13te“-Filmen), sondern erfreulich schnell auf Loomis’ Warnung reagieren. Auch die Idee mit einer sich formenden Bürgerwehr und einer Ausgangssperre ist durchaus interessant und zeugt vom Willen hier den Plot wirklich weiterzuführen. Leider hat „Halloween 4“ zu viele Schwächen im Spannungsbogen: Die Einleitung dauert recht lang, ohne dass eine bedrohliche Atmosphäre aufgebaut wird wie der erste Teil es tat. Auch sonst wirkt das Geschehen etwas episodenhaft (u.a. Jamie finden – sich verschanzen – dann fliehen), sodass „Halloween 4“ sein Potential nicht nutzt. Auch der Schlussgag schlägt den Bogen zum ersten Teil, wirkt aber irgendwie deplaziert und leicht hanebüchen.
Wenigstens hat man mal wieder eine versierten Mann auf den Regiestuhl gelassen. Dwight H. Little mag kein kreatives Genie sein, versteht sich jedoch auf sein Handwerk. Teilweise klar von Carpenter inspiriert, aber doch mit eigenem Touch sorgt er für Atmosphäre und versteht sich darauf das „Halloween“-Theme des Erstlings effizient einzusetzen. Gleiches gilt für das sporadische Auftauchen Michaels, ehe er wirklich ernst macht. Leider kann er gegen das stellenweise faserige Drehbuch nicht immer angucken.
Die Gorefraktion guckt hier in die Röhre, denn einige Morde werden selbst in der ungekürzten Fassung nur angedeutet und Blut fließt auch nicht viel. Stellenweise wird durchaus derbe gekillt, da Michael oft mit bloßen Händen Hälse aufreißt und Genicke bricht. Teilweise merkt man auch Littles Händchen für Action, wenn eine Tankstelle explodiert (man merkt in dieser Szene, dass „Hitcher“ zwei Jahre zuvor erschien) oder die Opfer gegen Michael kämpfen wollen. Leider häufen sich unschöne Logiklücken, wenn Michael Leute auf der Ladefläche eines Trucks killt ohne dass der 20 cm entfernt stehende Nebenmann was mitbekommt oder ein Opfer sich auf einen Faustkampf mit dem quasi unbesiegbaren Killer einlässt.
Danielle Harris, die sich später dem Actionfach zuwandte (u.a. „Zum Töten freigegeben“, „Last Boy Scout“ und „Back to Back“), spielt ihre Rolle für eine Kinderdarstellerin ziemlich gut, überzeugt und ist nie zu hysterisch. Ebenso erfreulich Ellie Cornell als Stiefschwester, während die spätere Lorenzo Lamas-Ehefrau Kathleen Kinmont und Sasha Jenson ziemlich nerven. Beau Starr als Sheriff ist OK, während Donald Pleasance als Dr. Loomis hier stellenweise zu sehr overactet.
Aufgrund der Hänger im Spannungsbogen kann „Halloween 4“ nicht so recht überzeugen, aber er versucht so wie die besten Sequels der Serie, „Halloween 2“ und „Halloween H20“, Carpenters Klassiker stimmig weiterzuführen. Dank der versierten Regie Dwight H. Littles und guter Einfälle sind auch 6,5 Punkte meinerseits drin.