Als ich neulich den Fantasyfilm Brothers Grimm von Ex-Monty Python Terry Gilliam in meine Sammlung aufnahm, bekam ich sofort von mehreren Seiten Hohn, Spott und Schelte. Dennoch konnte mir niemand genaueres über den Film sagen, außer solch qualifizierten Aussagen wie Der ist blöd.Da ich mir gern ein eigenes Bild mache (und ich ihn nunmal erworben hatte :-)), schauten wir uns das Märchenspektakel an und - waren sehr positiv überrascht. Das ist so, als schaute man die lang ersehnte Fortsetzung seines Lieblingsfilms - und wird enttäuscht. Nur andersrum. Wir erwarteten einen blöden Film - und wurden auch enttäuscht. Positiv enttäuscht sozusagen.
Wir wussten allerdings, dass Brothers Grimm a) kein klassischer Märchenfilm und b) keine Dokumentation über die Sprachwissenschaftler Wilhelm und Jakob Grimm war. Wäre wohl auch ein etwas langweiler Stoff für einen Spielfilm. Ich hatte auch schon ein paar Bilder gesehen und allein Monica Bellucci als Spiegelkönigin ist es wert, den Film zu sehen.
Ansonsten ist die Story natürlich frei erfunden, aber nicht so blöd wie alle behaupten. Die Gebrüder Grimm (Matt Damon und Heath Ledger) ziehen von Dorf zu Dorf, um sich die schaurigen Märchengeschichten der Leute anzuhören - und dann Profit daraus zu schlagen. Sie inszenieren mit einigen Helfern und technischem Hokuspokus die örtliche Sage nach und überzeugen die Dorf-Ältesten, den Spuk, das Monster, die böse Hexe zu vertreiben. Gegen eine angemessene Entlohnung selbstverständlich. Im Grunde sind sie gewitzte Betrüger, die sich den Aberglauben der Menschen zunutze machen, um als mutige Geisterjäger aufzutreten und nach getaner Heldentat noch die Dorfschönsten abzuschleppen. Ok, das wird dem ein oder anderen Germanisten wohl nicht gefallen haben...Allerdings treffen sie in dem fiktiven Örtchen Marbaden auf die echte Märchenwelt, und die ist alles andere als romantisch. Hier verschwinden seit einiger Zeit Mädchen im Wald, von lebenden Bäumen und bösen Wölfen wird gemunkelt, und die leider in etwas Ungnade gefallenen Grimm-Brüder bekommen den Auftrag, mal nach dem Rechten zu sehen. Nach dem ersten Waldspaziergang müssen sie allerdings einsehen, dass sie es diesmal nicht nur mit Aberglauben zu tun haben. Und so gilt es schließlich Monster zu bekämpfen, Türme zu erklimmen, Königinnen zu stürzen und Jungfrauen zu retten - wie im Märchen halt.
Der Film ist äusserst unterhaltsam, leichtfüßig und frech inszeniert, bildgewaltig und mit tollen Tricks gespickt. Damon und Ledger waren schon besser, aber sie bringen die angeberischen Antihelden, die über sich hinauswachsen müssen, recht überzeugend. Monica Bellucci ist die Verführung pur - wie immer - und Lena Headey (300, Der Rote Baron) würde ich wohl auch wachküssen wollen...aua...sorry, Schatz. Und mit Jonathan Pryce und Peter Stormare haben wir sogar einen Bond-Bösewicht (Der Morgen stirbt nie) und den Teufel persönlich (Constantine) als Antagonisten dabei.Uns hat der Film gefallen, ein bisschen Grusel, ein bisschen Aktion, alles mit einem Augenzwinkern inszeniert und sehr unterhaltsam. Eine Mischung aus Pakt der Wölfe und Ghostbusters sozusagen. Freude machen auch die vielen mehr oder weniger versteckten Andeutungen von bekannten Märchen mitten im Film. Wer aufpasst entdeckt Rotkäppchen, Rapunzel, Hänsel und Gretel, Schneewittchen und sicher noch mehr Motive, gekonnt in die Handlung eingebaut...
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