Review

"Brothers Grimm" hat einen zwiespältigen Eindruck bei mir hinterlassen. Von der optischen Seite her wäre eigentlich eine sehr gute Bewertung angebracht, weil die Kulissen und die Ausstattung doch sehr ansehnlich, oft bis ins Detail sehr liebevoll geraten sind. Da kann man sich durchaus einmal beeindruckt zeigen. Zwar ist im visuellen Bereich auch nicht alles Gold was glänzt, so wirkt z.B. der animierte Wolf in seinen Bewegungen sehr künstlich und integriert sich nicht besonders stimmungsvoll in das Gesamtbild, doch muss man wegen einzelner Defizite auch nicht den Gesamteindruck schlechtreden. "Brothers Grimm" ist optisch eine kleine Wucht und lohnt alleine deshalb schon das Ansehen. Wirklich unverzeihlich peinlich ist mir nur das lächerliche Lebkuchenmännchen in Erinnerung geblieben.

Zum Glück kann der Film bei den Schauwerten Pluspunkte sammeln, denn sonst würde meine Bewertung aufgrund anderer Kritikpunkte doch eher schwach ausfallen. Als Komödie empfand ich "Brothers Grimm" als eher schwach, da die wirklich lustigen Momente sehr dünn gesät sind. Ansonsten dominieren streckenweise alberner Klamauk und abgedroschene Kalauer von Charakteren, die sich mehr oder minder gequält bemühen witzig rüber zu kommen, dabei aber oft wie stereotype Witzfiguren wirken. In Verbindung mit diversen Slapstick Einlagen ist das im Ergebnis öfters einfach albern als lustig. Guter Splapstick ist m.E. eine der schwierigsten Künste und diverse filmische Maßstäbe werden in "Brothers Grimm" diesbezüglich einfach nicht erreicht. Zu abgedroschen sind viele der Sketche einfach.

Mag sein, dass der Film auf jüngere Zuschauer (immerhin hat man ja bezeichnenderweise eine FSK12 erhalten) hier anders wirkt und letztendlich läßt sich über Humor vielleicht auch nicht wirklich streiten, aber im Ergebnis konnte ich die Momente in denen ich spontan und ungezwungen lachen musste an einer Hand abzählen. Dies schlägt sich dann auch in meinem Eindruck nieder, was die schauspielerischen Leistungen angeht. Hier ist mir Lena Headey am angenehmsten in Erinnerung geblieben, weil ihre Rolle durchgehend recht ernsthaft ausgelegt ist und damit angenehm für klamaukfreie Zonen im Film sorgt.

Zu Matt Damon und Heath Ledger hingegen konnte ich im gegebenen Kontext einfach keine Beziehung aufbauen, obwohl es vielleicht ungerecht wäre von einer Fehlbesetzung zu sprechen. Fraglich, ob die Rollen die das Drehbuch vorschreibt anderweitig wirklich stimmiger zu besetzen gewesen wären. Möglicherweise hätten unbekannte Gesichter in den Hauptrollen den märchenhaften Eindruck des Films eher unterstützt, als die Visagen von Ledger & Co., mit denen nunmal zwangsläufig bestimmte Assoziationen verbunden sind. Dann wäre aber aus "Brothers Grimm" wohl auch ein ganz anderer Film geworden als der, der nun im Ergebnis vorliegt.

Weiterer Kritikpunkt ist die doch etwas chaotisch wirkende Inszenierung. Der Film ist von Anfang bis Ende fast durchgehend von einer unangenehmen Hektik gekennzeichnet, welche durch die tatsächliche Handlung nicht immer gerechtfertigt wird. Kaum gönnt man es dem Zuschauer, die schönen Bilder einmal in Ruhe anzuschauen, denn ständig rummst und klappert und klirrt es, Dinge fliegen mit viel Getöße durch die Luft, es wuselt und wabert an allen Ecken und Enden und es wird fast immer übertrieben dick aufgetragen. Auch wenn dies genau so auch gewollt war, so hat es dem Film insgesamt nicht immer gutgetan.

Inhaltlich werden unzählige Motive und Themen der Märchen Grimm durch den Fleischwolf gedreht, ohne dass die oft sehr wichtigen und aussagekräftigen Inhalte dabei Beachtung finden. Das ist Schade, denn dies stellt einen inhaltlichen Verlust dar, der in einer gewissen Oberflächlichkeit und, ja, einer gewissen inhaltlichen Leere überhaupt resultiert. Zwar entsteht der Eindruck, als hätte Terry Gilliam versucht so viele Anspielungen aus bekannten Märchen wie nur irgend möglich im Film unterzubringen, allerdings ohne dabei auch nur den Versuch zu unternehmen, wirklich etwas damit aussagen zu wollen. Das läuft dem Geist der literarischen Vorlagen selbstverständlich völlig konträr. Diese unterscheiden sich schließlich in ihrer kulturellen Wirkung doch gerade dadurch, dass ihre unverwüstlichen Inhalte nicht nur schnöde Unterhaltung darstellen. So wird in "Brothers Grimm" aus einem Kulturgut irgendwo gar trivialer Schund.

Trotzdem kann man sich von "Brothers Grimm" durchaus passabel unterhalten lassen. Daher vergebe ich 6 / 10 Punkten, womit vor allem zum Ausdruck gebracht werden soll, dass ein Anschauen keine Zeitverschwendung darstellt. Nicht zuletzt gemessen am Aufwand der betrieben wurde, wäre aber unter Berücksichtigung der genannten Aspekte noch weitaus mehr drin gewesen.

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