Review
von Leimbacher-Mario
Tänzeln wie ein Schmetterling, stechen wie eine Biene
Shane Black ist ein Filmfan, das ist unübersehbar. Vielleicht nicht der größte Regisseur seiner Zeit, aber ein Liebhaber des Kinos auf jeden Fall und somit einer von uns. Das gab ihm schon immer Extrapunkte und da verzeiht man ihm auch den ein oder anderen Ausrutscher wie den neuen Predator. Dass er schon immer ein bockstarker Schreiber war, ist eh in Stein gemeißelt. War es wahrscheinlich schon nach seinem brandheißen „Lethal Weapon“-Coup. Bei „Kiss Kiss Bang Bang“, seinem Regiedebüt (!), muss man allerdings kein Auge zudrücken oder Fanbonus aktivieren - das ist durch und durch ein (sehr) guter Film. Ein pfiffiger, cleverer und fast schon arroganter Neo-Noir-Krimi, bei dem ein ungleiches Ermittlerduo - ein schwuler Privatdetektiv und ein Gauner auf Schauspielerabwegen - durch das weihnachtliche L.A. streunt und dabei versucht einen übertrieben unübersichtlichen und verschachtelten Mordkomplott aufzulösen...
Nie war ein Shane Black-Film (bis dahin!), zumindest von seinen Regiewerken, selbstbewusster und kompletter, schicker und festlicher, erwachsener und mehr meta. Downey Jr. und Val Kilmer hauen sich das famose Script gegenseitig um die Ohren, sie kamen spürbar aus ähnlichen Situationen zu der Zeit als Menschen und Schauspieler, es wird schneller geflucht als geschossen wird und das Ding zieht seine Masche schön dreckig und (positiv) selbstgefällig durch. Wer bei einem Michael Bay über menschenverachtende Tendenzen spricht, sollte das hier ebenso. Denn was hier mit Leichen gemacht wird, ist gelinde gesagt schon rüde und gewagt, alles andere als so stilvoll wie seine noirischen Vorbilder von vor 70 Jahren. Ich mag es allerdings etwas ruppiger und abgefuckter, deswegen sehe ich diese dicken Eier und rauen 80er-Vibes eher als dicken Pluspunkt. Und typisch Black sind sie eh. Zudem kann man sich in Michelle Monaghan nur verknallen, die durchgeknallten, künstlichen und weihnachtlichen Vibes der Stadt der Engel werden ideal eingefangen und allgemein kann man den dauernd die vierte Wand durchbrechenden Stil schon als seiner Zeit voraus beschreiben. „Deadpool“ lässt grüßen. Black verbindet daher hiermit gekonnt Alt und Neu, führt fast alle seine Charakteristika zu einer Spitze. Und deswegen ist „Kiss Kiss Bang Bang“ alle Jahre wieder richtiges, unverschämtes und flottes Fest. Selbst wenn es eher aus Oberfläche, Charakterchemie und Charisma statt Inhalt und echter Spannung besteht.
Fazit: I fucking love this movie!!! Schlagfertig, festlich, meta, lässig. Neben „Die Hard“ der coolste Weihnachtsfilme überhaupt?! Shane Blacks regietechnischer Höhepunkt (mittlerweile zusammen mit „The Nice Guys“). Unterhaltsam as fuck. Fluchen und feiern, forschen und fühlen, ficken und fordern. Kuss, Schuss, Treffer!