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Es wurde auch Zeit. Nachdem Shane Black mit seinen wunderbar gewitzten Drehbüchern zu z.B. "The Long Kiss Goodnight", "Last Boy Scout" und nicht zu letzt den "Lethal Weapon-Filmen" einen immensen Beitrag zum Actionkino der 80er und 90er Jahre leistete. War es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch er ins Regiefach finden würde. Nun, es dauerte leider länger als man zunächst gedacht hat. Und ab etwa Mitte der 90er Jahre wurde es sogar ganz still um den ehemals bestbezahlten Drehbuchautor.

Blacks Drehbücher zeichnen sich nicht unbedingt durch eine komplexe oder etwa besonders originelle Story aus. Das was seine Drehbücher aber von den meisten unterscheidet ist, die Art wie er seinen, oft durchaus klischeehaften, Figuren Leben einhaucht. Sie sind Loser, Ausgestoßene, gescheiterte Existenzen. Aber sie treten ihrem deprimierenden Leben mit einer gehörigen Portion lakonischem Humor und beißendem Zynismus entgegen. Black benutzt zwar Vordergründig diese Figuren für knackige Oneliner und cooles Machogepose, kitzelt dabei aber auch immer wieder ein bisschen Menschlichkeit und Verletzlichkeit aus ihnen heraus. Dadurch durchbricht er sehr geschickt die engen Rollenklischees seiner Figuren und verleiht ihnen so etwas wie charakterliche Tiefe. Natürlich handelt es sich bei jenen Filmen immer noch um Actionfilme und nicht etwa um Charakterstudien, aber gerade im eher plumpen Actiongenre sind solch liebevoll herausgearbeitete Figuren eher die Seltenheit.

Die Hauptfigur ist auch in "Kiss Kiss Bang Bang" wenig verwunderlich, ein liebenwerter wie auch tollpatschiger Kleinganove. Harry Lockhart (Robert Downey Jr.) der sich mit Ladendiebstählen über Wasser hält, gerät durch einen kuriosen Zufall in die Filmbranche Hollywoods. Auf das sich Harry auf seine unverhofft angebotenen Schauspielrolle vorbereiten kann, wird ihm der exzentrische wie zynische Privatdetektiv Gay Perry (Val Kilmer) zur Seite gestellt. In L.A. trifft er auch auf die aus Kindheitstagen bekannte Harmony (Michelle Monaghan). Um sie offenbar zu beeindrucken gibt sich Harry als Privatdetektiv vor ihr aus. Mit Gay Perry macht sich Harry nun also auf, um sich für seine Rolle vorzubereiten. Der einfache Plan, jemanden zu beschatten, endet mit einer Leiche die offenbar von zwei maskierten Männern umgebracht wurde. Wenig später steht Harmony vor Harrys Türe und bittet ihn, den etwas rätselhaften Selbstmord ihrer Schwester zu untersuchen.

Man merkt schon, die Story als konstruiert zu bezeichnen wäre noch untertrieben. Die Handlung mit all ihren Unwahrscheinlichkeiten und abstrusen Wendungen wirkt wie aus einem schlechten Groschenroman kopiert. Und genau das ist es auch. "Kiss Kiss Bang Bang" ist in erster Linie als eine Hommage an eben jene Groschenromane zu verstehen. Und hier wird geradezu ein Hochlied auf absurde Handlungswendungen gesungen. Man merkt Black eine geradezu spitzbübische Freude an dem Projekt an. Mit viel Selbstironie und vielen Seitenhieben auf die schillernde wie oberflächliche Glitzerwelt Hollywoods und einer gehörigen Portion schwarzen Humor, tobt er sich hier aus. Ebenso macht er sich auch über sich selbst lustig. Vor allem mit der Rolle des Gay Perry, macht sich Black über die latente Homophobie des 80er Jahre Actionfilms, denen ein gewisser Einfluss seinerseits nicht abzustreiten ist, lustig.

Die Figuren selbst sind auch hier wieder mehr oder weniger gescheiterte Personen die sich einen sarkastischen Humor bewahrt haben. Harmony beginnt scheinbar zu resignieren da ihr großer Traum von Starruhm nicht in Erfüllung zu gehen scheint. Mit viel Ironie und Wortwitz aber auch einer versteckten Verzweiflung, wunderbar von Michelle Monaghan verkörpert. Harry Lockhart hingegen hat sich längst mit seinem "Loser-Dasein" abgefunden. In einer Szene in der es zwischen Harmony und Harry zu einer etwas peinlichen Situation kam, sagt er etwa: "Ich lebe in der Patsche, die Patsche ist mein Zuhause". Gay Perry besitzt noch am ehesten die Attribute die man von einem Filmhelden erwartet. Tough, mit lockeren Sprüchen, Intelligenz, Gelassenheit und trockenem Humor schlägt er sich durch die Abenteuer. Man könnte meinen, Black wollte ein schwules Pendant zu Joe Hallenback, aus dem von ihm geschriebenen "Last Boy Scout" schaffen.

Ein Actionfilm ist "Kiss Kiss Bang Bang" aber nicht geworden. Verfolgungsjagden oder wilde Schießereien sind eher Mangelware und so auch nur im Finale zu bewundern. Es handelt sich viel mehr um einen Krimigroteske, angesiedelt im Film Noir mit leicht parodistischen Zügen. Parodieren tut sich Shane Black wie schon angesprochen oft auch selbst. All die guten alten Klischees werden durchgeackert. Wie schon in Lethal Weapon muss auch hier der Held einer Folterszene unterzogen werden. Was bei Mel Gibson noch einer Katharsis gleichkam wird bei Robert Downey Jr. zu einem absurd komischen aber nicht weniger schmerzhaften Szenario. Die Gewalt aber, mit all ihren grotesken und bitterbösen Momenten wird nie lächerlich oder verherrlichend inszeniert. Ganz im Gegenteil, wenn gestorben wird, dann immer mit nötiger Härte und Seriosität. Hinter all den ironischen und scharfzüngigen Momenten verbirgt sich aber auch ein durchaus ernstgemeintes und tragisches Motiv, dass von häuslicher Gewalt und dem unrühmlichen Scheitern in Hollywood handelt.

Bei all den Eigenschaften des Films, ist es vor allem das Gespann Downey Jr. und Kilmer, die mit brüllend komischen Dialogen für lachtränenreiche Unterhaltung sorgen. Aber auch Michelle Monaghan ist weit mehr als nur ein stupides Love-Interest. Sie fügt sich wunderbar natürlich in das schräge Gespann ein.
Leider ist auch dieser Film nicht gänzlich frei von Schwächen. Viel zu chaotisch und geradezu verwirrend wird die eigentlich ziemlich simple Handlung erzählt. Ein durchaus verzeihlicher Fehler von Black, wenn man bedenkt, dass es sich hier um sein Regiedebüt handelt. Und auch durch die wirklich bezaubernde Besetzung wird dieses Manko mehr als wett gemacht.

Fazit: Wer schon "Last Boy Scout" wegen seiner flotten und nur all zu politisch unkorrekten Dialoge mochte, wird sicherlich auch gefallen an "Kiss Kiss Bang Bang" finden. Nach diesem leider an den Kinokassen untergegangenen, aber nichts desto trotz fantastischem Debüt kann man nur hoffen, Shane Black macht recht bald wieder einen Film dieses Kalibers.

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