Ein guter Film, leider zu Unrecht ziemlich erfolglos
Es ist ein Kreuz mit dem amerikanischen Film und dem damit einhergehenden europäischen Vertrieb. Tonnen, ach, Myriaden sinnentleerter Filme mit Unmengen an digitalen Effekten schwappen auf die hiesigen Leinwände, die Budgets dabei unmäßig groß, das Ergebnis meist überaus bedrückend. Neuverfilmungen alter Klassiker sind dabei ( Poseidon ) genau zu recht so unerfolgreich wie Sequels der nächsten Generation ( Superman ). Dazwischen tummeln sich die unsäglichen Ergüsse aus dem Segment der romantischen Komödie, all das findet sich Woche für Woche in den Filmtheatern des Landes und vorab in den Kinoanzeigen der regionalen Presse. Der wahre Filmfan hat es da schwer, denn wenn er sich doch einmal ins Kino wagt, droht auch noch die Schere der Zensur. Doch zum Glück für den aufrechten Streiter intelligenter und actionbeladener Filme gibt es ja zwei Medien, die hier für Abhilfe sorgen, zum einen das Internet und zum anderen die DVD. Während man also in ersterem stöbert, auf Neuheiten gerne auch direkt aus Amerika aufmerksam wird, die nie das Licht der Leinwand hier erblicken ( Lucky Number Slevin ), sich den Film dann auf letzterem Medium durch das erste bestellt, ja, dann setzt gerne im heimischen Kino ein grundloses Lächeln ein…aber das kann der gemeine Kinogänger nicht nachvollziehen.
Ein solcher Fall ist die Geschichte um den zunächst recht glücklosen Harry Lockhart, der zufällig für die Rolle eines Detektivs gecastet wird und sich nun an der Seite des vermeintlich schwulen, aber realen Detektivs Perry Einblicke in das Leben eines Privatdetektivs verschaffen kann. Dumm nur, daß das ruhige Leben schnell ein Ende hat, als die ersten Leichen auftauchen, daneben noch Harrys Jugendliebe mitmischt und er es schnell mit einigen wirklich miesen Gestalten zu tun hat. Das alles wird uns direkt durch Harry aus dem Off erzählt, wobei der Eindruck erweckt wird, Harry habe Macht über den Film, insgesamt also ein nettes Film-im-Film-Geschehen, welches sich bis zum Abspann durchsetzt. Harry wird übel mitgespielt, und zunächst weiß er nicht, warum das so ist, aber als dann seine Liebe, eine Art dummer Stolz und die damit einhergehende sture Leck-mich-Attitüde das Zepter an sich reißen, ist für die bösen Buben Schluß mit lustig. Sicher mag die Detektivgeschichte insgesamt reichlich konfus erscheinen, doch in sich stimmig ist sie allemal.
Das allerbeste am Film sind aber, neben dem absolut großartig aufspielenden Robert Downey und dem nicht minder begeisternden Val Kilmer die Dialoge, die den Protagonisten durch den Autor und Regisseur Shane Black in den Mund gelegt werden. Gerade in der Originalfassung, die zwar eine gewisse Konzentration erfordert, aber dafür wirklich auch belohnt, sind die Sprüche der Personen immer wieder Anlaß für brüllendes Gelächter. Man schreckt auch seitens Regie und Drehbuch vor nichts zurück – ob Harrys Finger nun von einem Hund gefressen wird oder Harry im Schock eine Leiche anpinkelt, das gab es so noch nicht zu sehen. Doch es handelt sich nicht um eine reine Komödie, denn es gibt auch Schießereien zu sehen, kleinere Verfolgungsjagden, alles auf der Höhe. der Zeit und wohltuend altmodisch inszeniert. Ein kleines Juwel, fürwahr, nur entdeckt und gesehen dank der erwähnten Informationsmöglichkeiten, aber für jeden Freund des Film Noir wirklich nur zu empfehlen – 9/10.