Review

Um es vorweg zu nehmen : ich fand den Film klasse, aber keineswegs nur lustig!

Natürlich verwendet „Kiss Kiss Bang Bang“ - wie es ja schon der lautmalerische Titel anklingen läßt - einige comichafte, slapstickartige Elemente und ist auch dem Brechtschen Verfremdungsgedanken verpflichtet, aber im Gegensatz zu den meisten anderen scheinbar skurrilen oder „tarantinoesken“ Werken, lotet der Film auch die emotionalen Tiefen aus und es bleibt mehr zurück als ein Vergnügen an Zitaten, Anspielungen und witzigen Situationen.

Das Ganze beginnt in einem Swimmingpool, der zu einem Haus in Los Angeles gehört. Die Kamera taucht auf und gibt den Blick frei auf Harry Lockhart (Robert Downey Junior), der sich auf einer typischen Hollywood-Party befindet. An Hand von Rückblenden erzählt er dem Zuschauer, wie er dahin gekommen ist und so erfahren wir auch, daß er ein völliger Newcomer in Hollywood ist. Außerdem stellt er uns Perry van Shrike(Val Kilmer) vor, einen schwulen Detektiv, der ihm beibringen soll, wie sich ein Detektiv eben im Film verhalten soll.

Gleich an einer der nächsten Szenen erkennt man die weitere Richtung, die der Film einschlägt.

Harry beobachtet einen Typen, der den Rock der in einem Nebenzimmer schlafenden Harmony (Michelle Monaghan) langsam und genußvoll hochzieht. Harry stellt ihn zur Rede und droht ihm Prügel an. Leider verprügelt der Typ stattdessen Harry und dann stellt sich auch noch heraus, daß Harmony gemeinsam mit dem Kerl Arm in Arm die Party verläßt.

Eine schön gegen die Erwartungshaltung gestrickte Szene, die noch dazu den Loser und Hollywood-Anfänger Harry herausstellt ?

Das wäre eine sehr oberflächliche Interpretation. Später stellt sich nämlich heraus, daß Harmony den Typen keineswegs symphatisch fand ,was Harry’s Empfindung im Nachhinein bestätigt. Und so ist der zwar immer etwas naiv wirkende Harry auch keineswegs ein Loser – selbst wenn er von einem Schlamassel ins nächste tappt – denn er beweist immer eine klare Haltung und vertritt diese auch offensiv.

Außerdem ist der Film nur teilweise ironisch oder wenn man so will „schwarz humorig“, sondern immer wieder auch sehr ernsthaft.

Schon in der obengenannten Szene wirkt dieses Gefummel an Harmony’s Rock wie eine Belästigung und Harry’s Reaktion verständlich. Das kann man ja noch komisch finden, aber daß Jemand die Szene mit Harmony’s Vater und ihrer kleinen Schwester, die ja ein wichtiges und immer wiederkehrendes Motiv für die gesamte Geschichte darstellt, lustig findet, kann ich nicht nachvollziehen.

Auch Harry’s Gefühle für Harmony wirken absolut echt und Michelle Monaghan gelingt es, eine emotional absolut nachvollziehbare, intelligente und schöne Frau darzustellen. Ich kann mich kaum erinnern, wann ich zuletzt ein so süßes und liebenswertes Nichtpaar im Film gesehen habe.

Und genau wegen dieser Ernsthafigkeit gelingt dem Film auch eine Linie, die ihn durch das chaotische, abwechslungsreiche und morbide Geschehen leitet.

Natürlich können die teilweise absurden Momente amüsieren und manche Szenen wie die Folterung an Harry sind so überhaupt nur erträglich .Auch ist natürlich Perry’s zynischer Umgang mit sich und der Welt immer wieder entspannend, aber seine Qualität behält der Film eben genau dadurch, daß er nie den Respekt vor seinen Hauptfiguren verliert und auch ihre Gefühle immer ernst nimmt.

Mich hat der Film emotional berührt und bei so mancher Szene blieb mir das Lachen ganz schön im Hals stecken.

Ein wunderbarer empfehlenswerter Film, bei dem ich nur nicht verstehen kann, warum ihn alle (zumindest sämtliche anderen Review-Autoren) nur auf seine skurrilen, gegen den Strich gebürsteten und schwarzen Momente reduzieren und das damit verbundene Vergnügen ???(9/10).

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