Wohlmöglich lehne ich mich jetzt etwas zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass Regie-Neuling und Drehbuchautor mit "Kiss Kiss Bang Bang" in etwa das gelungen ist, was vor knapp zehn Jahren Wes Craven und Kevin Williamson mit "Scream" im Horror-Genre gelungen ist: Klischees, Regeln und Begebenheiten eines Genres auf den Kopf zu stellen! In "Kiss Kiss Bang Bang" wird regelrecht mit den Klischees ironiehaft gespielt und das Ganze mit einer gesunden Dosierung schwarzem Humor gewürzt. Action-Overkills wie in "Lethal Weapon" und "Last Boy Scout", zu denen Black die Skripts verfasste, findet man hier zwar nicht vor, doch erinnert der Film ungemein an diese Werke. Wie schon in "Last Action Hero" weiß Shane Black auch hier mit den Genreregeln und Klischees zu jonglieren, um sie dann zu brechen. Doch schön der Reihe nach. Zuert mal die Handlung...
Den New Yorker Kleinganoven Harry Lockhart (Robert Downey Jr.) verschlägt es nach einem missglückten Diebstahl in ein Casting, wo er promt ein Rollenangebot bekommt, das ihn nach Los Angeles bringt. Dort angekommen findet er sich auf einer Party wieder, wo er dem schwulen Detektiv Perry van Shrike (Val Kilmer) begegnet, der ihn auf die Rolle vorbereiten soll. Nebenbei trifft er auch seine Jugenliebe Harmony (Michelle Monaghan) auf besagter Party, die nach Los Angeles gekommen ist, um (was auch sonst) Schauspielerin zu werden. Harmonys Schwester ist zudem verschwunden. Um bei ihr landen zu können gibt sich Harry spontan als echter Detektiv aus und will die Ermittlungen aufnehmen, wenn da nicht noch die eine oder andere Leiche wäre, über die er und Perry stolpern...
... ,dann die Darstellerleistungen...
Schauspielerisches Highlight des Streifens ist eindeutig Robert Downey Jr. (Auf der Jagd), der den Film nicht nur mit amüsanten Dialogen im Off erzählt, sondern auch recht viele Sympathiepunkte einfahren kann. Als Kleinganove, der auf dem Weg zu seinem Wunsch, endlich ehrlich zu werden, wie ein geprügelter Hund durch den gesamten Film stolpert und einiges (Finger weg, Körperschläge, Stromstöße, Schussverletzung) einstecken muss, fiebert man als Zuschauer richtig mit ihm mit. Letzteres liegt unter anderem auch daran, dass er im Off mit den Zuschauern kommuniziert. Zu ihm gesellt sich Val Kilmer (Heat), der mit seinem Zynismus zwar nicht ganz mit Downey Jr. mithalten kann, aber dennoch im gleichen Niveau-Level agiert. Der von ihm gespielte Perry lässt sich nicht nur verbal über seine Homosexualität aus, sondern ergänzt sich prima mit der Figur des Harrys. Zu diesem ungewöhnlichen Buddy-Duo (meistens sinds ja ein Weißer und ein Schwarzer (Lethal Weapon, Last Boy Scout), ein Schwarzer und ein Asiate (Rush Hour), oder auch mal ein Weißer und ein Russe (Red Heat)) gesellt sich nun Michelle Monaghan (Mission: Impossible 3), die auf dem ersten Blick einer typischen Hollywood-Chica gleicht, jedoch viel mehr Hirn und Seele hat. Auch sie hat ihre Momente im Film und kann sich somit von den üblichen Love Interests in Action- bzw. Thriller-Filmen hervorheben. Natürlich muss es auch noch einen Oberschurken geben, der hier von Corbin Bernsen (King Kong) dargestellt wird, aber nicht weiter erwähnenswert ist. Einen mininmalen Kurzauftritt hat zudem Shannyn Sossamon (40 Tage und 40 Nächte) als Frau mit pinken Haaren.
... und schließlich der Rest wie Action, Spannung, Humor, Erotik, Handlung, Atmosphäre, Score etc.!
Da ich grad die Action zuerst genannt habe, werden wir uns ihr auch zuerst widmen (wie in vielen anderer meiner Reviews bezüglich Action-Filmen, möchte ich bemerken). Wie oben schon erwähnt, bleibt der Action-Overkill aus, da Black hier eher auf seine skurrilen Figuren und die Handlung setzt. Die Action, die vorhanden ist, erinnert in ihrem Stil aber dennoch an die gute Old School-Manier von 80er Jahre Actionern wie eben "Lethal Weapon", "Stirb langsam" oder "Red Heat". Im Finale darf Harry großzügig zur Pistole greifen, was zu gut inszinierten Shoot-Outs und einer Sarg-Stunteinlage führt. Mehr ist hier zur Action eigentlich auch nicht zu sagen, weshalb wir zur Spannung und der Handlung weitergehen. Die Spannung ist vorhanden, obwohl die Handlung sich im Prinzip wie der Verlauf eines durchschnittlichen Krimis gestaltet. Hier bricht Black aber mit der Routine, weshalb manches anders verläuft, als der Zuschauer es erwartet. So erwartet man naturgemäß, dass Harry mit Harmony in der Kiste landet, wozu es aber nach einer überraschenden Offenbarung für Harry seitens Harmony nicht kommt. Und auch den Verlust von Harrys Finger hat man so nicht erwartet. Jetzt alle überraschenden Plotwendungen bzw. Genrebrüche zu nennen, würde erstens zu lange dauern und zweitens jenen Leuten den Spaß verderben, die "Kiss Kiss Bang Bang" noch nicht genießen durften. Darum auch gleich weiter zum Humor. Und der ist wahrlich der Hammer. Zu den witzigsten Momenten gehören u.a. jene Szene, wo ein blondes Hollywood-Dummchen Harry erzählt, dass sie Schauspielerin sei, und in einer Einblendung gezeigt wird, wie sie (natürlich) splitternackt in bester Monsterfilmtrash-Manier von einem Werwolf einen Kopf kürzer gemacht wird. Auch diverse Dialoge haben es in sich, und das Handy des (scheinbar) toten Perrys spielt dann auch noch "I will survive" als Klingelton. Und dies tut Perry dann auch, was Black dann noch einen weiteren Anlass in Harrys Off-Erzählung gibt, die Normen und Regeln des Action-Genres auf die Schippe zu nehmen. So, machen wir weiter mit der Erotik. Da gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, nur, dass Michelle Monaghan für ein paar Sekunden mit freiem Oberkörper in einem Spiegel zu sehen ist. Mehr ist da nicht. Was die Atmosphäre betrifft, so atmet "Kiss Kiss Bang Bang" enorm viel vom Film noir und den Action-Thrillern der 80er und frühen 90er Jahre ein. Hätte nur das vertraute "Lethal Weapon"-Gedudel gefehlt, was uns schließlich zum Score bringt, der in Ordnung geht, aber auch kein in Erinnerung bleibendes Musikstück wie eben der "Lethal Weapon"- oder der "Terminator"-Theme ist.
Ey, moment... noch nicht wegklicken. Es kommt ja noch das Schlusswort!
Letztendlich bleibt einem noch zu sagen, dass "Kiss Kiss Bang Bang" wohltuend von der Action-Massenware der heutigen Zeit hervorsticht und mit "Das Ende - Assault on Precinct 13", "Hostage", "Vier Brüder" und "Sin City" eines der Film-Highlights 2005 sein dürfte.
So, jetzt könnt ihr wegklicken!