Nach dem beachtlichen Erfolg des ersten Auftritts von Basil Rathbone als Arthur Conan Doyles' Meisterdetektiv Sherlock Holmes im gleichen Jahr, wurde alsbald von der 20th Century Fox ein Nachzieher aufgeboten, diesmal aber nicht nach einem der vier Holmes-Romane, sondern in Form einer neuen Geschichte, die aber zumindest den großen und gern gesehenen Gegner des Detektivs, das kriminelle Mastermind Professor Moriarty aufbot.
Zwar wird in den Stabangaben auf das berühmte Stück William Gillettes verwiesen, doch diese Geschichte hat außer der Konstellation eigentlich nichts gemeinsam, jedoch war man bemüht, den Film entsprechend komplex zu konstruieren, damit er den Anforderungen an einen abendfüllenden Film gerecht wurde.
Der Aufbau gestaltet sich geschickt zweigeteilt: nach Moriarty vor Gericht Holmes eine Niederlage beigebracht hat, schwören sich die Gegner beim Teilen einer gemeinsamen Kutsche, das nächste Mal erfolgreicher vorzugehen. Daraufhin konzipiert Moriarty einen doppelten Fall, bei dem es zum einen um die Überführung eines wertvollen Edelsteins geht, den Holmes bewachen soll und dann um eine Todesdrohung gegen ein junges Geschwisterpaar, die dann von einem mysterösen Attentäter in die Tat umgesetzt wird.
Das wahre Juwel dieses Films ist der häufig unterschätzte George Zucco (als Moriarty), ein fein ziselierter Darsteller von subtiler Abgründigkeit, der alle ihn Umgebenden in seinen Bann schlägt. Seine Ausstrahlung überdeckt auch die dramaturgische Schwäche, den Clou seines Plans gleich am Anfang zu verraten, woraufhin Holmes dann auch tatsächlich genau das Verhalten zeigt, daß man von ihm erwartete. Er vernachlässigt den Juwelentransport und fokussiert auf die Morddrohung, die auch tatsächlich in einem Mord (in einem nebligen Park) mit einer geheimnisvollen Waffe endet.
Die gewissen dramaturgischen Schwächen des Films (Holmes Nachforschungen gestalten sich etwas albern, wenn er nach einer sehr detaillierten Zeichnung im britischen Museum per Karteikarte versucht, einen Albatross zu identifizieren und ihn dann im Raum nebenan in einer Vitrine findet) werden durch die atmosphärischen Szenen im Studio-London wieder aufgewogen, die Zusammenhänge um die makabre Flötenmelodie und ihre Herkunft sind allerdings stark an den Haaren herbeigezogen.
Zum Glück gewinnt der Film dann am Ende durch eine wendungsreiche Erweiterung noch etwas an Gehalt, jedoch ist das Actionfinale im Tower kaum dazu angetan, zu den Geistesriesen zu passen, die sich hier duellieren. Natürlich stürzt Moriarty in den Tod - er wird noch bei anderen Gelegenheiten jeweils durch einen Sturz enden.
Nigel Bruce sorgt zwar auch hier für die komischen Momente, wird aber von Rathbone hier meistens noch sehr herzlich in Ehren gehalten und ist längst noch nicht zu dem Trottel degradiert, der die späteren Folgen der Serie in ihrer Würde beschädigte.
Für 85 Minuten ist das alles jedoch trotzdem etwas wenig, der Plot wirkt gestreckt, die roten Heringe (die man vor allem in Form des sinistren Familienanwalts ausstreut) wenig überzeugend und Ida Lupino ist wenig überzeugend, übertreibt maßlos oder wirkt wechselseitig enorm steif als vom Tode bedrohte Heldin, die sich überemotional gebärdet.
Sehr schön allerdings Rathbones maskierter Auftritt als clownesker Sänger auf einer Cocktailparty.
Insgesamt jedoch ein Schritt zurück nach dem allseits beliebten "Baskerville" - dies ist zwar ein passabler und solide ausgestatteter (und vor allem sehr gut gespielter) Film, jedoch fehlt ihm die Größe und die Geschlossenheit, um zum Klassiker zu werden. Allgemein gilt er ja als zweiter Film einer Serie von 14 Auftritten von Rathbone und Bruce als Holmes und Watson, allerdings ist die Serie hiermit eigentlich schon beendet, denn eine Fortführung wurde von der Fox nicht wahrgenommen. Stattdessen verfiel die Option, um drei Jahre später von Universal aufgegriffen zu werden, die dann mit ihren zwölf Filmen die eigentliche Serie von 1942-46 begründeten, was sich jedoch auch darin niederschlug, daß das Setting nicht selten sogar im zweiten Weltkrieg spielte. "Adventures of Sherlock Holmes" war im Grunde der letzte klassische Holmes, drei Jahre später kehrte Holmes im Dienste des Patriotismus auf die Leinwände zurück. (6/10)