„Sie denken, dass ich meine Zeit verschwende, stimmt’s?“ – „Nein… Ich denke, Sie verschwenden meine!“ (Dialog zwischen Filmemacher und Zuschauer?)
US-Low-Budget-Profi Roger Corman produzierte 1978 Joe Dantes „Piranhas“, so etwas wie den Vater aller Piranha-Fishploitater. Viele Jahre später kam er auf die Idee, von ein paar seiner Filme Remakes drehen zu lassen, so auch von „Piranha“, mit dessen Neuverfilmung Regisseur Scott P. Levy („Das Alien in dir“) betraut wurde. Der fürs Fernsehen gedrehte Film erschien 1995 und wurde im deutschsprachigen Raum unglücklicherweise unter dem Titel „Die Rückkehr der Piranhas“ als Fortsetzung vermarktet.
„Eine noch sehr unbekannte Art!“ (Da hat jemand das Original nicht gesehen…)
Das Nachtbaden eines jungen Paars in einem ehemaligen militärischen Testgebiet endet tödlich, denn superaggressive Piranhas machen sich über die Liebenden her. Privatdetektivin Maggie McNamara (Alexandra Paul, „Christine“) erhält daraufhin von Industriemagnat J.R. Randolph (Monte Markham, „Baywatch“) den Auftrag, nach seiner Nichte zu suchen. Bei ihren Nachforschungen zusammen mit Aussteiger Paul Grogan (William Katt, „Carrie“) entlässt sie versehentlich die gefräßigen Fische in die Flüsse, die sich daraufhin geradewegs auf einen beliebten Badeort zubewegen und nebenbei diverse „Kollateralschäden“ fordern. Doch die feierliche Eröffnung des Strandhotels will Randolph partout nicht verschoben wissen… Kann die Katastrophe noch abgewendet werden?
„Ich hab‘ ein Floß!“ – „Ach, hör doch auf mit deinen Eingeborenenwitzen!“
Levys Remake hält sich eng an das Original, lediglich die Geschlechter einiger Rollen wurden getauscht und das eine oder andere Detail variiert: Das im Prolog herumalbernde Paar stirbt im Schwimmbecken, der Zuschauer bekommt jedoch nichts davon zu sehen. Nachdem Maggies Detektei beauftragt wurde, nach ihm zu suchen, wird ein alter Fischer Opfer einer Piranha-Attacke, visualisiert durch rotes Gewusel unter Wasser. Maggie und der ehemalige Anwalt, jetzt erfolglose Autor und Einsiedler Paul finden ihn mit abgefressenen Unterschenkeln und seinem trauernden Hund, den es während einer gemeinsamen Floßfahrt erwischt. Auf dem militärischen Testgelände prügeln sie sich mit einer Frau herum und in einem Kindercamp wird der Klassiker zelebriert, nämlich eine Gruselgeschichte am Lagerfeuer.
„Sie nannten es ,Operation Rasierzähne‘!“
Es stellt sich schließlich heraus, dass die Fischchen vom US-Militär als genetisch manipulierte Waffe im Kalten Krieg entwickelt wurden, womit die dem frühen Tierhorror eigene Autoritäts- und Zivilisationskritik einmal mehr als Klischee herhalten muss. Dass sich Randolph vollkommen uneinsichtig zeigt und lediglich den Erfolg seines Strandhotels vor Augen hat, ist dann Klischee Nr. 2, das in keinem Film des Subgenres fehlen darf und als Kapitalismuskritik kaum noch ernstzunehmen ist. Als Maggie und Paul unter Arrest gestellt werden, zitiert Maggie den Klassiker „Zelle R 17“ (wenn mich jetzt nicht alles täuscht), doch endlich wirklich interessant wird es, wenn die Piranhas die Campkinder blutig attackieren, was für einen TV-Horror-Aufguss nicht unbedingt Usus ist – und endlich sieht man hier auch mal ein paar der Fische. Auch das Massaker bei der Hoteleröffnung bleibt nicht aus, sondern avanciert zum ersten richtigen Höhepunkt.
„Was ist mit den verdammten Piranhas?!“ – „Sie essen gerade die Gäste auf, Sir!“
Gegen Ende wird es sogar richtiggehend spannend, als Paul unter Wasser versucht, einen Gifttank zu öffnen und dabei ebenfalls angegriffen wird. Dieser für einiges entschädigenden Spannungskurve zum Trotz ist „Die Rückkehr der Piranhas“ ein reichlich uninspirierter Aufguss des Originals, der kaum noch über dessen Witz und Charme verfügt und noch einmal deutlich billiger daherkommt. Einige Härten hier und da stehen hoffnungslos überholten Spezialeffekten mit Plastikfischen und rotgefärbtem Blubberwasser gegenüber. Den Dialogen mangelt es Esprit, den Charakteren an, nun ja, Charakter über Stereotypen hinaus, Spannung kommt außer partiell im letzten Drittel höchstens für Zuschauer auf, die zum ersten Mal mit Fishploitation konfrontiert werden und ausgerechnet zu diesem Film griffen. Alles in allen also leidlich unterhaltsam und eigentlich ziemlich überflüssig, dennoch bisweilen krude genug, um sich gerade so einen Platz im Durchschnitt für Genre- und Low-Budget-/B-Movie-Fans zu sichern. Aufhorchen aber lässt der Abspann mit seinem Metal/Punk-Song „Killer Mutant Piranha“ von „Uncle Dog Food“.