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Gesamtkritik - Pilotfilm und Serie

Battlestar Galactica ist die Neuverfilmung der mehr oder weniger bekannten und beliebten Sci-Fi Serie aus den 70er Jahren. Golan-Globus stand damals eigentlich für kommerzielle aber gut produzierte Actionprodukte. Die Herren haben auch für die neue Serie Paten gestanden, auch wenn ihre Aufgaben hier wohl mehr von beratender Funktion gewesen ist. Für damalige Verhältnisse war die Serie jedoch sehr düster und hatte eine bittere Story – weshalb sie bei vielen Star Trek/Star Wars Fans nur bedingt ankam. Damals sorgten jedoch ne Menge FX und Weltraumballereien dafür, dass auch der actionorientierte Sci-Fi Fan dem Ganzen etwas abgewinnen konnte.

Damals schon ausgezeichnet besetzt, etablierte sie sich jedoch relativ schnell. Das Allerletzte, was ich haben wollte, wäre ein kommerzieller Abklatsch mit wenig Story, Metal-Soundtrack und einem Effektoverkill a’la Independence Day, tonnenweise geschrotteten Robotern und selbstzelebrierenden Raumfights. Ausnahmsweise aber wurden meine Gebete erhört! Die Serie ist eigenständig und doch vertraut. Sie bietet Tiefgang, regt zum Nachdenken an, hat doch noch die nötige Portion Action im Gepäck und sogar das Szenario ist sehr stimmig: Was kann man denn von einer ernsthaften Sci-Fi Produktion mehr erwarten? 

Story: Der Mensch hat die Roboter als potentielle Diener erschaffen. Die Roboter entwickeln jedoch mit zunehmender Leistungsfähigkeit eine Art Bewusstsein und haben keinen Bock mehr auf Dienerschaft. Ein Krieg beginnt, der die Erde und die anderen Kolonien in Mitleidenschaft zieht. Schließlich wird ein halbgarer Frieden herbeigeführt und den Zylonen – wie die Roboterrasse genannt wird – ein anderer Planet als Kompromiss angeboten, auf dem sie ohne menschliche Einflüsse leben können.

Dies geht zwei oder drei Generationen gut, obwohl die Zylonen jeglichen diplomatischen Kontakt zu der Menschheit abbrechen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Im Rahmen einer überraschenden, geheimen und grossangelegten Invasion werden jedoch die Städte und die Siedlungen der Menschheit auf der Erde und den Kolonien zerstört. Von den Abermillionen bleiben nur knapp 50.000 Menschen auf ein paar Hundert Zivilschiffen übrig. Die schliessen sich dem letzten verbleibenden Schlachtschiff (auch Kampfstern genannt) Galactica an und fliehen vor der zylonischen Übermacht in die Weiten des Alls, auf der Suche nach der vergessenen letzten Kolonie der Menschheit – der Erde.   

Schauspieler: Obwohl hier größtenteils unbekannte Gesichter über die Leinwand huschen, machen alle ihre Sache wirklich überzeugend. Man kann ihnen ansehen, welche Schicksalsschläge jeder einzelne von Ihnen über sich ergehen lassen musste. Hier ist z. B. E. Olmos ein überzeugender desillusionierter aber trotzdem pflichtbewusster und aufrichtiger Commander.

Die Besetzungen sind für Old-School Fans der Original Serie zwar etwas  gewöhnungsbedürftig, da man keine Rücksicht darauf nahm, ob die Charaktere im Original schwarz, weiss, männlich oder weiblich waren, trotzdem spielt jeder seine Rolle überzeugend.  

Optik: Die Requisiten sind top, die Effekte aufgezeichnet. Es wirkt tatsächlich so, als ob die Schiffe in Gebrauch wären. Von den weissen hochglanzpolierten Star Trek Gängen ist hier nichts zu sehen. Die Uniformen und Kostüme sind nicht abgehoben oder fantastisch sondern sehen sehr authentisch aus und passen sich gut in die allgemeine Stimmung ein. Die Weltraumszenen wirken nicht klinisch und insziniert, sondern eher wie ein Live-Mitschnitt der Aussenkameras.

Weniger hektische Schnitte, sondern Großaufnahmen mit Hunderten von Schiffen werden gezeigt, bei denen es von Flugkörpern, Explosionen und Projektilen nur so wimmelt. Kein Luke Skywalker ist hier der Mittelpunkt, der Hunderte von Schiffen im Alleingang ausschaltet, sondern das Team an sich.   

Sound: Vereinzelte Ethno-Klänge mischen sich mit Tribals. Gerade die spärliche Musikuntermalung während der Episoden trägt auch viel zur rohen und einsamen Atmosphäre des unendlichen und lebensfeindlichen Alls bei. Gelegentliche Trommelorgien betonen den rohen Charakter noch mehr. Sehr, sehr stimmungsvoll, wenngleich auch nicht sonderlich virtuos – aber hey: Es wirkt! 

Fazit: Sehr gutes Remake mit Tiefgang und Glaubwürdigkeit. Trotz der fernen Zukunft nicht abgehoben. Man findet hier keinen erhobenen Zeigefinger zwischen den Zeilen, eher das Gegenteil: Sozialkritik an fast jeder Stelle. „Wie können die Befehlshaber nur so eine grobe Entscheidung treffen?“ möchte jeder während der ersten paar Episoden immer zu in den Bildschirm rufen. Politisches Kalkül a’la DS9 und B5 ist genauso vorhanden, wie der roughe und authentische Look von Firefly und Konsorten. Die tragende Epik jeder Entscheidung wird dadurch noch hervorgehoben, dass man sich ja darüber bewusst ist, dass dies die letzten Zucker der Menschheit sein könnten. Jedes Schiff ist wertvoll, jedes Leben unbezahlbar. Kein Hurrapatriotismus und keine scheinheilige Religionsfanatik spielen hier eine Rolle, sondern Ethik und Rationalität. Verdammt, ich will mehr von solchen Produktionen und zwar schnell !!! 

Ich gebe für dieses überzeugende Stück Sci-Fi gerne 9 von 10 Punkten. Der fehlende Punkt ist dadurch begründet, dass es doch selten mal die ein oder andere Länge gibt, und weil der Soundtrack – auch wenn er zweifellos seinen Dienst erfüllt – etwas ausführlicher hätte ausfallen können.

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