Review
von Leimbacher-Mario
Ich sehe. Also töte ich.
"Manhunter" ist ein vollkommener Thriller. Der erste Auftritt von Hannibal Lecter (oder hier: Lecktor!) in einem Film, Michael Mann in voller Blüte, das Jahrzent der Neonfarben und Schulterpolster ebenfalls auf einem Höhepunkt. Ein finanzieller Flop, der eigentlich ein qualitativer Vollhit ist. "Manhunter" erzählt von Will Graham, einem Profiler des FBIs, der einen Serienmörder ausfindig machen soll. Dafür zieht er die Hilfe von Hannibal Lecter zu, den er vor wenigen Jahren selbst hinter Gitter gebracht hat... Michael Mann hat eine echte Karriereachterbahn hinter sich. Zuerst etwas belächelt als hervorragender Stilist aber schwacher Geschichtenerzähler, dann endlich gewürdigt und verehrt, in den letzten Jahren dann eher wieder enttäuscht beäugt mit suboptimalen Beiträgen wie "Public Enemies" oder "Blackhat". "Manhunter" ist allerdings ein perfektes Beispiel aus seiner Hochzeit, das man heutzutage eigentlich kaum hoch genug schätzen kann.
"Manhunter" ist der späteren Verfilmung "Red Dragon" mit Ralph Fiennes und von Brett "Rush Hour" Rattner haushoch überlegen. Der Look ist packender, der Soundtrack (positiv) cheesiger und Brian Cox als Hannibal ist alles andere als übel. Selbst wenn Hopkins ihm ein paar Jahre später in allen Belangen überlegen ist. Doch "Manhunter" ist ja (zum Glück) alles andere als die Hannibal Lecter-Show. Tom Noonan als "Roter Drache" beispielsweise spielt erschreckend gut, verletztlich und monströs zugleich. Zudem ist Manns Regie über jeden Zweifel erhaben, jeder Shot durchdacht und zur Analyse bereit. Voller Augen und Blicke, voller Spiegel und Fenster, voller optischem Licht und seelischer Schatten. Ein Vexierspiel der Gegensätze und Gemeinsamkeiten. Psychopathen und Helden ganz nah beisammen. "Manhunter" habe ich gut erwartet. Doch er ist sehr gut. Er schlägt die Brücke zwischen "Blow Up" und "Silence of the Lambs" und ist der beste Beweis für das außergewöhnliche Können Manns. Eines, das er bis heute nicht vollkommen verlernt oder verlegt haben kann. Das kann und will ich einfach nicht glauben... Der perfekte, wunde Punkt zwischen Fernsehfilm ("Miami Vice"!) und Essenz des Kinos, des Sehen.
Fazit: "Manhunter" ist stylisch, spannend, vollkommen 80er und vollkommen Michael Mann. Ein extraklassiger Thriller voller Schauwerte. Intelligent und ansehnlich. Blickfang und Schocker. Thriller kommen kaum unterschätzter. Unterkühlt und feurig heiß. Ziemlich fantastisch!