Review

Auf einer Kurzgeschichte von Bram Stoker - dem berühmten geistigen Vater von "Dracula" - basierend, drehte Dan Golden diesen kurzweiligen, aber sehr unterhaltsamen TV-Trashfilm, irgendwo angesiedelt zwischen Tierhorror und Erotik:

Der Film beginnt mit einer Kutschfahrt durch einen Wald, welche dann abrupt endet. Ein Achsenbruch, ausgelöst durch einen Hinterhalt, verhindert doch die Weiterfahrt. An Bord: der junge Bram Stoker und sein Vater. Die beiden ausgestiegen staunen nicht schlecht als sie des Kutschers von Ratten abgenagte Leiche auffinden. Kurz darauf werden die beiden von dunkel umhüllten Gestalten angegriffen, Herr Stoker kann noch eine Person erschiessen, wird jedoch dann niedergeschlagen - nur das mutige Eingreifen seines Sohnes rettet ihn vor dem Tod. Dieser wird jedoch verschleppt - von jungen, sehr freizügig bekleideten Damen wie es sich später herausstellt.

Diese sind Untertanen der Königin der Ratten (Adrienne Barbeau), welche durch eine Flöte die Ratten dirigiert. Die Mädchen jedoch sind freiwillig bei ihr. Die "Amazonen" haben ein gemeinsames Ziel: die Ausrottung der Männer, die Domäne der Frauen. Geschlagen, gedemütigt und grausam gepeinigt rotteten sie sich zusammen um in völliger Isolation zu leben und nur ihr Schloß zu verlassen um Jagd auf Männer zu machen und neue Kriegerinnen zu rekrutieren. Lesbische Liebe ist die einzige die sie kennen. So wundert es die rechte Hand der Königin namens Anna nicht, das ihre Gespielin Madeleine (die beiden sind für den Angriff auf die Stokers verantwortlich) Gefallen an dem jungen Mann findet. Bei einer Folterung Stokers kann sie ihn nicht töten, ein Zeichen von Schwäche? Im Kerker seiner nächsten Tortur ausharrend, kann Brams Talent zu schreiben ihm vorerst sein Leben retten.

Nachdem er Zeuge eines Überfalls der "Rattenfrauen" wurde und seine Erlebnisse niederschreibt, werden seine Unterlagen von der Königin entdeckt - doch statt Hass ziert Freude ihr Herz:: Brams angstmachender Stil gefällt ihr und so wird er verschont...unter der Bedingung die Überfälle zu protokollieren, so das die Männerwelt von dem seltsamen Rattenvolk erfährt. Doch Bram verfolgt andere Pläne...die Flucht mit Madeleine - kann ihm dies, umringt von Dutzenden Ratten und Kampflesben, gelingen?

Diese Inhaltsangabe hört sich merkwürdig an? Der Film ist es auch, kann aber in seinen knapp 78 Minuten Spielzeit prächtig unterhalten. Zwar ist der Film selten spannend, hat aber eine schön trashig-fesselnde Atmosphäre und Handlung, die vor allem Dank der Darstellerinnen zu gefallen weiß. Ausführender Produzent ist Roger Corman, König des B-Movies. Und weil selbst in den USA B-Filme zu produzieren teuer ist wurde das Geschehen nach Russland verlagert. Leider gibt es hier wenig von dem wunderbaren Land zu sehen; außer besagter Kutschfahrt und wenigen Außenaufnahmen spielt sich das meiste in Innenräumen mit jedoch akzeptablen Kulissen ab. Folterkammern und die Burg der Rattenfrauen sehen ganz gut aus; Ausstattung und Kostüme sind opulent, aber trotzdem noch einen billig-naiven Charme ausstrahlend, was dem Film jedoch in keinster Weise schadet. Trashfreunde werden sich auf jeden Fall wohl fühlen.

Die Rattenfrauen sehen überwiegend sehr lecker aus, die schönsten dürfen ihre Brüste öfters ins Bild rücken, einige sogar mehr. Hier kommt der Freund osteuropäischer Schönheiten dann in vollen Sehgenuß, es gibt sogar eine Sexszene zwischen der blonden Madeine und Bram. Jedoch wird vorzeitig abgeblendet, aber egal. Denn im restlichen Film ist meist in jeder Szene eine Frau fast unbekleidet und selbst in ihren hautengen, spärlichen Outfits ist der Erotikfaktor ziemlich hoch. Viele Kamerafahrten und Winkel rücken das Fleisch dann in greifbare Nähe.

Den Erotikfaktor strahlt Adrienne Barbeau wegen ihres hohen Alters natürlich nicht aus, auch wenn sie als Königin die besten und schrillsten Kostüme trägt. Dafür ist sie auch die einzige die wirklich als Schauspielerin bezeichnet werden kann; der Rest ist unbekannt, passt sich aber dem Film an. So ist die Rolle des Bram Stoker mit Kevin Alber vielleicht nicht optimal besetzt, sieht der Junge doch etwas naiv aus, jedoch ist er sehr sympathisch, Identifikationsfigur und bemüht sich im agieren. Klar das der Film weniger auf Charaktere baut, aber die Dreiecksbeziehung Bram, Anna und Madeleine ist dennoch überzeugend dargestellt.

Obwohl der Film in gewisser Weise "Tierhorror" ist, geht von den Ratten eigentlich keine Bedrohung aus. Ausgesetzt von den Frauen kündigen sie meist nur deren Ankunft an und sind eher selten in Aktion zu sehen. So ist dieser Anteil an Horror eher marginal; die Ratten tummeln sich auf abgenagten Skeletten die aus dem Anatomiesaal zu stammen scheinen und mit roter Farbe angepinselt wurden. In einer Szene wird einer Ratte mittels Mini-Guillotine der Kopf abgehackt; dies kommt sehr trashig rüber und ist einer der ironischen Momente im Film. Auch gefallen hat mir eine Szene in der Folterkammer: die Frauen schlachten massenweise Folterknechte ab, pressen einen an die Gitterstäbe und schlitzen ihm den Magen auf (unblutig). Als er tot umfällt und die Frau sich umsieht, greifen Männerhände durch die Stäbe und diese bitten um Freilassung. Wo in anderen Filmen die Türen geöffnet würden, wird hier kurzerhand die rausragende Hand abgeschlagen; kompromißlos und gerecht. Denn in der Welt der Rattenfrauen werden Männer nicht verschont. Doch dies ist neben der Pfählung eines sexgeilen Priesters mit die einzige wirklich "echte" Splatterszene, wenn auch sehr unblutig gemacht. Auch die diversen Fechtduelle und Folterungen sind meist blutarm, die Attacken der Ratten wie bereits erwähnt sowieso. Einer gewissen (leichten) Härte entbehrt der Film aber nicht; Freunde von kruden Effekten kommen aber eher nicht auf ihre Kosten.

Es wundert einen schon das Stoker dann so lange leben darf und das die Damen sich SO becircen lassen ohne mißtrauisch zu werden, aber über diese kleinen Drehbuchschwächen sieht man dann doch gerne hinweg. Vor allem aufgrund der Damen ist eigentlich der Sehgenuß immer hoch. Und das ist das schöne an diesem Trashfilm. Es geht um Frauen, die sich nichts bieten lassen, quasi ein Frauenfilm. Aber gerade durch die Zurschaustellung des Fleisches wird dies wieder zunichte gemacht. Ein echter Männerfilm also doch irgendwie. Denn am Ende siegt bekanntlich immer das Gute und das sind dann doch wir, oder? Auch ohne Bier sehr genießbar, Taschentücher werden trotzdem nicht zum Tränen wegwischen gebraucht... ;-)

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