Fernsehfilm der BBC, als Bestandteil einer auf Romanen von Agatha Christie basierenden Reihe um Miss Marple, die ab 1984 und Die Tote in der Bibliothek verkörpert von Joan Hickson sich durch die Belletristik und die entsprechenden Kriminalfälle wühlt. Die Verfilmungen sind auch im Vergleich zu denen mit Margaret Rutherford durchaus im Wert geschätzt und werden als getreu dem literarischen Arbeiten anerkannt, was auch dieses spezielle Produkt schon im Großteil, nicht im allumfassenden Maße glückt. Die Geschichte wie folgt und dort noch dem Buche nah:
St. Mary Mead, ein kleines Dorf im Südwesten Englands. Gemeindepfarrer Reverend Leonard Clement [ Paul Eddington ] findet bei der Heimkehr in seine gute Stube Colonel Protheroe [ Robert Lang ], mit dem er zu einem Gespräch über die Unterschlagung von Kirchengeldern verabredet war, ermordet an seinem Schreibtisch vor. Schnell gesteht der im Anbau des Pfarrers ein Atelier unterhaltende Maler Lawrence Redding [ James Hazeldine ] die Tat, und ebenso schnell auch die nunmehrige Witwe Ann Protheroe [ Polly Adams ]. Das beiderseitige Geständnis entpuppt sich für den ermittelnden Detective Inspektor Slack [ David Horovitch ] allerdings rasch als gegenseitigen Liebesdienst, haben die beiden doch eine heimliche Affäre miteinander gehabt und passen die Aussagen nicht zur Tatzeit und -ort. Verwirrender wird das Geschehen noch, als die unmittelbare Nachbarin des Pfarrers, die Altjungfer Miss Marple [ Joan Hickson ] ihre Beobachtungen und damit auch gleich mehrere Verdächtige, wie die junge Pfarrersgattin Griselda Clement [ Cheryl Campbell ], das Hausmädchen Mary [ Rachel Weaver ], Lettice Protheroe [ Tara MacGowran ], die Tochter des eh überaus unbeliebten Ermordeten, und auch den Finder der Leiche selber präsentiert.
«Es ist schwer zu sagen, wo man mit dieser Geschichte beginnen soll, aber ich habe mich für einen gewissen Mittwoch beim Lunch im Pfarrhaus entschieden. Obwohl das Gespräch im großen Ganzen für die bewusste Angelegenheit belanglos war, fielen doch ein oder zwei Andeutungen, die den Fortgang der Ereignisse beeinflussten.»
1930 als „The Murder at the Vicarage“ veröffentlicht, gilt der Roman als die erste Bearbeitung der Figur der Miss Marple, was sich allein aus Gründen der Veröffentlichung und nicht der Schreibarbeit selber ergibt. Als Einleitung gehalten ist die Person der Jane Marple im Buch selber nur am Rande, als Beobachterin, mal als Kommentatorin und Stichwortgeberin und so schon hilfeleistend, aber nicht in Mittelpunkt gesetzt; eine Tatsache, die sich der Film aufgrund des nunmehrigen Bekanntheitsgrades nicht mehr erlauben kann, und sie so nach und nach und immer mehr in das Zentrum rückt. Erzählt aus der Ich-Perspektive des Pfarrers, in dessen Haus auch der Mord geschieht und sich der einprägsame Titel ergibt, wird hier stattdessen in der Mitte des Zweiteilers, mit cliffhanger, auch die Perspektive und Wichtigkeit gewechselt und geteilt.
Dabei macht man im Grunde im ersten Fünfundvierzigminüter alles richtig und später, im Zweiten nicht mehr allzu viel, aber doch so Einiges und den guten Eindruck angreifend falsch. Bewundernswert wie immer weist das Intro der Serie selber auf die Umstände, die Zeit, ihre besondere Haltung und das gesamte eigentümliche Umfeld der britischen Provinz mit seinen kleinen Häuslein, dem grauen Schleier, der müden Natur und dem darunter lauernden Unheil ein; eine Kunst für sich, die wahrlich schon die halbe Miete der Einstimmung ist. Der Schauplatz des verschlafenen Dorfes selber ist von der Produktion mit wachen Augen und Kenntnis und Empathie des geschriebenen Wortes gewählt, und erwächst nach dem Lesen jetzt ein zweites Mal zur vorgestellten Existenz. Auch die Kleidung ist im erwartet steifen Tweed, den gestärkten Röcken und hochgeschlossen bis zum Kragen gehalten, dazu die etwas formlosen, nicht wirklich optisch ansprechenden Gesichter und die gequälten Frisuren, die die Bigotterie an der Begrenzung zum Nichts, mit braun gesetzten Eichenholz eingedeckt und zeitlich zwischen zwei Weltkriegen gefangen wie verstetigt, querfeldein mit Weile und Muße wiedergibt.
Ein Dorf der Frauen ist es auch, liegt das Augenmerk auf Eheweib und Geliebte, auf Tochter und Dienstmädchen, auf die alten Jungfern, die nur noch als Klatschbasen, aber umso gefährlicher den Ort zusammenhalten. Beim Kaffeekränzchen werden die ersten Todeswünsche ausgestoßen und letztlich auch bei Tee und Keksen die Auflösung, mit begriffsstutzigen Männern als Zuhörer in der zweiten Reihe präsentiert. Dazwischen wird die Information im Rondell reihum verteilt, aber nicht von der ermittelnden Polizei agitiert, sondern von der "lieblichen, grauhaarigen Kobra", also der Miss Marple. Ein Satz, der noch als Kompliment an ansonsten ausgesprochenen Worten wie dem "Alt genug, eine ausgewachsene Hure zu sein", die gerade volljährige Lettice betreffend gilt. Halb Krimi, halb Gesellschaftsstück, fern von Geschwindigkeit und mit der Kirche und ihrer Predigt von Anstand, Zucht und Ordnung als Mittelstück und Anlaufpunkt des Dorfes, das dieses Wortes Gottes so gar nicht entspricht.
Veränderungen gegenüber dem Text, der solche Begriffe sicher nicht ausspricht, sondern vielleicht einmal im Hinterkopf der Lästernden denken lässt, sind insgesamt schon klein gehalten und bewahren das Ambiance schon recht, vereinfachen das Verständnis auch erst, machen sich mit fortschreitender Handlung aber die Dinge etwas zu leicht. Aufwändige Nebenschauplätze werden komplett gestrichen, dafür eine Räuberpistole um einen Wilderer und der Polizei als Häscher auf der Pirsch im nächtlichen Dickicht angezeigt, die mehr als hoppla und ruckartig zur Lösung zumindest dieses Problems, nicht zur Beseitigung des Mangels von Gefühl und Verständnis führt.
«Oh, das würde ich nicht sagen. Ich glaube, im großen Ganzen passt eine Theorie auf fast alles. Das heißt, wenn Sie einen Zufall einkalkulieren – und ich glaube, ein Zufall ist zulässig. Mehr als einer ist natürlich unwahrscheinlich.»