Stephen T.Kay, seines Zeichens Regisseur, hat uns zwar mit dem „Get Carter“-Remake wahrhaft Schlimmes angetan, aber ich bin ausnahmsweise mal geneigt, nicht das Schwert über „Boogeyman“ zu brechen.
Sicherlich, die Angst vor der Dunkelheit und dem Ding im Schrank ist nun wahrhaftig nicht mehr so prickelnd und mit „Darkness Falls“ hatten wir ein artverwandtes Thema schon vor einiger Zeit, aber insgesamt habe ich mich doch ganz passabel unterhalten. Und das ist in der Horrorecke schon nicht wenig.
Kay arbeitet hier mit den Steinzeitwerkzeugen des unheimlichen Films, er baut auf Atmosphäre, Dunkelheit und das Unerwartete. Der junge Mann, der ständig Schiß vor offenen Türen hat, seit sein Vater damals von einem unbekannten Ding zwischen seine Unterwäsche gezogen wurde. Als seine Mutter stirbt, geht er das Trauma mal direkt an und mietet sich im renovierungsbedürftigen Heimathaus am Rektum der Welt ein, um dort eine Runde zu nächtigen. Und der Spaß beginnt...
In ruhigen und relativ actionarmen Bildern baut Kay seine Geschichte auf und bemüht sich, das Leiden seines Protagonisten mit all seinen Ängsten wirksam aufzubauen. Das Problem: wir wissen schon seit dem Prolog, daß er mit seinen Ängsten richtig liegt, also verändert sich beim Zuschauer die Erwartungshaltung und man möchte nur noch, daß es endlich los geht. Aber stattdessen darf man hier „Old Dark House“ spielen und das funktioniert ganz ordentlich, während tatsächlich brauchbare Figuren um den guten Tim aufgebaut werden, Freundin, Jugendfreundin, Onkel, Nachbarsmädchen. Natürlich gibt’s da ein paar übernatürliche Twists, aber der Film ist an den richtigen Stellen druckvoll und zieht sowohl seinem Protagonisten wie auch den Zuschauern öfters mal den Boden unter den Füßen weg.
Das Tempo, zunächst relativ langsam, wird später ständig gesteigert und die Verfolgung des schwarzen Manns querdimensional durch die Tatorte und Zeiten ist geschickt aufgebaut.
Am Ende geht’s dann aber doch noch tricktechnisch zu Sache, wenn der böse Geist dann endlich aus dem Einbaumöbel fährt und unseren Helden grabschen will. Das ist dann leider deutlich CGI der mittelmäßigen Sorte, aber noch ein erträglicher Höhepunkt, der allerdings einen kleinen Schwachpunkt hat. Denn wenn man bedenkt, mit welchen Mitteln Tim dem Geist zu Leibe rückt, kann man daraus schließen, daß er ihr sozusagen selbst mit seinen irrationalen Ängsten konstruiert hat, was damit nicht erklärt, wohin die Leute verschleppt werden, bzw. wieso so viele Kinder in der Umgebung verschwunden sind.
Da bleiben Fragezeichen, ob es immer der gleiche böse Geist ist oder jeder seinen persönlichen bastelt und wieso das Vieh vor allem völlig ausgewachsene und angstfreie Leute extra attackiert, außer um beim Helden noch mehr Angst zu erzeugen.
Bei der Erklärung der Herkünfte und Motivationen haperts also und auch sonst ist nicht alles Meisterklasse, aber insgesamt ein befriedigender kleiner Grusler, der noch einmal die alte Unruhe beschwört, wenn irgendwo eine Schranktür offen steht. Old School aus der Postmoderne, akzeptabel. (5/10)