Robert Zemeckis und Tom Hanks dürften derzeit mit zum Besten gehören, was Hollywood zu bieten hat! Der eine ist ein brillanter Regisseur unserer Zeit, der u.a. mit Filmen wie "Zurück in die Zukunft" für Begeisterung sorgte. Der andere ein Oscar-prämierter Darsteller, der als der Liebling aller Schwiegermütter gilt und schon in vielen Filmen zeigte, was für ein Ausnahmetalent in ihm steckt. Logisch, dass diese beiden Ausnahmetalente auch mal ein paar Filme zusammen drehen mussten. Und mit "Forrest Gump" und "Cast Away" wurden dadurch ebenfalls zwei wunderbare Bereicherungen für die Filmwelt geschaffen. Mit "Der Polarexpress" taten sich die beiden nun wieder einmal zusammen und probierten dabei gleich zwei Mammut-Projekte in Gang zu bringen. Zum einen der Versuch, aus einem 16-seitigen Bilderbuch einen interessanten 100 Minüter zu schaffen, zum anderen mit einer ganz neuartigen Qualität von Computeranimation zu protzen. Und was soll ich sagen, beide Vorhaben gelangen einfach prächtig und aus "Der Polarexpress" wurde zwar ein typisch amerikanischer, aber dennoch (oder gerade deswegen) auch einer der schönsten Weihnachtsfilme der letzten Zeit.
Aus dem 16-seitigen Bilderbuch "Der Polarexpress" von Autor Chris van Allsburg wurde ein Geschichte gezaubert, die zum fantasievollsten gehört, was es je auf der Leinwand zu erblicken gab. Der Ideenreichtum und der kindlichen Fantasie wurden hier wirklich keine Grenzen gesetzt und jede einzelne Fantasie funktioniert prächtig. Das fängt schon bei der höchst unterhaltsamen, und mit fabelhaften Einfällen nur so strotzenden, Zugfahrt im Polarexpress an. Da legen die Kellner des Zuges eine fabelhafte Musical-Szene aufs Parkett, es werden tempo- und kurvenreiche Fahrtstrecken zurückgelegt, die nicht ohne Grund an die wildesten Achterbahnfahrten erinnern und es gibt sogar eine schräge Fahrt über dick vereiste Flächen, die atemberaubender kaum sein könnte. Und das stellt nur einen kleinen Bruchteil des Einfallsreichtums da! Dazu kommen noch viele herrlich skurrile Gestalten wie der mysteriöse Bettler auf dem Dach, der glatzköpfige Schaffner, der langbärtige Zugführer und viele mehr. Diese Zugfahrt dürfte damit wohl zum Spannendsten gehören, was man bei solch einer Reise erleben kann.
Und wenn wir dann endlich am Nordpol angekommen sind, wird es im höchsten Grade weihnachtlich. Und auch hier kennt der Einfallsreichtum keine Grenzen. Der Nordpol und die Stadt des Weihnachtsmannes sind unwahrscheinlich Detailverliebt und bieten so viel, wie man es selbst in seinen schönsten (Weihnachts-)Träumen, die man zu Kinderzeiten sicher zu Hauf hatte, nicht hätte ausmahlen können. Tausende von Weihnachtselfen, eine riesige Geschenke-Werkstatt, Millionen von Geschenken, fantastisch ausgeleuchtete Straßen und der wohl größte und prächtigste Weihnachtsbaum, den man je erblicken durfte. Wer hier keine Weihnachtsgefühle bekommt, der kann einem nur noch leid tun!
Doch die größte Brillanz steckt hier, trotz allem, in den Animationen. Durch das neuartige "Performance Capture"-Verfahren entstanden Animationen, die selbst die großartigen Pixar-Filme noch in den Schatten zu stellen vermögen. Unglaublich real und lebendig wirkend, hat man eigentlich durchgehend das Gefühl, einen weichgezeichneten Real-Film zu sehen. Und das kommt auch nicht von ungefähr. Denn beim eben gerade erwähnten Verfahren, wird der Film erst einmal von realen, mit reflektierten Dioden übersähten, Schauspielern dargestellt (in diesem Fall mit einem in ganzen 6 Rollen(!) vertretenen Tom Hanks) und danach am Computer simuliert und verfremdet. Somit erstellt sich eine atemberaubende und eben höchst realistische Animationsvielfalt da, die einem nur mit offenen Mund zurück lässt. Aber auch außerhalb der Figuren sind die Animationen brillant. Vor allem die Detailverliebtheit der Weihnachtsstadt ist schlichtweg sensationell. Wenn die Animationen von Pixar, beim Schulnotensystem, eine 1 verdient hätten, so würde es beim "Polarexpress" noch ein dickes Plus hintendran geben!
Und wie bei jedem Familien-Weihnachtsfilm, so gibt es natürlich auch hier eine Moral von der Geschichte. Wie schon bei der berühmten, auf einem Zeitungs-Leserbrief, basierenden, Geschichte "Ja Virgina, es gibt einen Weihnachtsmann", so geht es auch hier um die Frage "Gibt es nun so etwas wie einen Weihnachtsmann oder nicht?"! Der Glaube an Weihnachten und an Santa Claus, der im Kinderglauben fest verwurzelt ist, gehört definitiv zum Wichtigsten, was es im Leben eines jeden Kindes gibt. Wenn dieser Glaube unter den Kiddies von heute irgendwann einmal erlischen sollte, dann dürfte das Weihnachtsfest wohl nie mehr das sein, wie es derzeit einfach ist. Diese Moral und die Wichtigkeit hinter dem Glauben ansich (egal jetzt an was oder an wen), bringen Hanks und Zemeckis hier wirklich optimal zur Geltung. Kinder dürften, nach diesem Streifen, wohl mehr denn je in ihrem Glauben an den Weihnachtsmann bestärkt sein und das kann doch eigentlich nur für Gut sein!
Als Letztes sei nun noch die Sounduntermahlung erwähnt, die ebenfalls ein absoluter Leckerbissen ist. Grandios, wie der Polarexpress durchs Kino donnert, wunderschön, wenn in der Weihnachtsstadt ein Klassiker nach dem Anderen aus den Lautsprechern dröhnt. Hier hat man wirklich alle Arbeit geleistet, um auch auf tonaler Ebene dicke zu punkten!
Fazit: Wunderschönes, unglaublich fantasiereiches und mit absoluter Brillanz animiertes Weihnachtsmärchen, bei dem die ganze Familie vor Staunen nicht mehr die Lippen zusammenkriegen dürfte. Was Zemeckis und Hanks hier vollbracht haben, sprengt wirklich alle Vorstellungen, die man von Weihnachts-, Kinder-Fantasy- und Animationsfilmen haben kann. Ein technisch wegweisender und wirklich herzerwärmender Weihnachtsfilm, dem maximal zutiefste Weihnachtshasser nichts abgewinnen können. Ein Christmas-Meistwerk, das (wegen einzelner kleiner Längen) nur ganz knapp an der Höchstnote vorbeischrammt!
Danke dafür!
Wertung: 9/10 Punkte!