Review

<!--StartFragment -->Einer der auffallend besser produzierten, aber leider und nichtdestrotrotz in Richtung der schmachtenden Nichtswürdigkeit schielenden Phillip Ko Werke späterer Tage; als Abschluss eines letzten Aufbäumens kurz vor dem endgültigen Ruin. Der kollektive Wille zum Untergang samt der Verbannung selbst aus dem DTV - Heimkino gestaltet die finale Arbeit zu einer Notsituation zwischen Macht und Ohnmacht: Ko und seine treu ergebenen Schützlinge versteifen sich mangels eigener Ideen und der kreativen Entwicklung selbst aus der Praxis gewonnener Erkenntnisse erneut auf eine vermeintlich philosophische Fundierung ihrer sicherlich auch ohne dies funktionierenden Standardgeschichte und verlagern sich wieder einmal zu sehr auf das metaphorische Darben, Verarbeiten, Bewältigen. Ein unbedingtes Festhalten an unvergleichlichen Werten.

Die Figuren in noch stilbewusster Garderobe durchleiden eine Phase der Sinnkrise in Selbstverwirklichung, öfters als zuvor wird sich über längst Gesagtes und Besprochenes noch einmal ausgetauscht, Vergangenes wie in hängengebliebener Schallplatte wiederholt und zerkaut, mit der Zigarette in der Hand sinniert und die Antworten tiefgreifend verzagter Problemchen am besten bei einem langen Blick auf das Meer hinaus gesucht. Ein Lebensknoten des Schweigens, in dessen bloßem Dasein schon die selige Seinsgüte liegt. Ein Raum ohne einen ihn erfüllenden Stoff.
Eine Verschleierungstaktik nicht nur drohender, sondern längst eingetroffener Rezession, die nicht einmal mehr die ursprüngliche Angst vor der Katastrophe einer kontraktiven Ära aufweist, sondern schon derart allgemeingültig für alle Beteiligten ist, dass man sich gar an die narrative Aufbereitung dieses Tiefstandes der Entbehrung machen kann. Gestern blühend, heute welk. Das Ende einer Karriere. Die unwiderrufliche Schließung der Tore der Schöpfung.

Kin Siu [ Lily Chung ] führt das Erbe ihres Vaters mit eiserner Hand fort, wobei sie auch ihren leider der Polizei angehörenden Insp. Ben Cheung [ Ken Wong ] zugunsten großkrimineller Aktivitäten den unvermeidlichen Laufpass gegeben hat. Als ihr Geschäftsfeind Tung Sheung Fei [ Phillip Ko ] aus der Verbannung der Philippinen wieder auftaucht und die alten Fäden im Drogenschmuggel wieder aufnehmen möchte, lässt Kin Siu ihre rechte Hand San Bun [ Yau Ming ] seinen Scharfschützen [ Samuel Leung ] auf das lästige Problem ansetzen. Komplizierter wird die Lage, nachdem ihr als Modedesigner arbeitender Bruder Ah Tim [ Nishikawa Takakazu ] zusammen mit seiner Kollegin Helen [ Lily Lee ] während einer Dienstreise ebenfalls in das Kreuzfeuer gerät, und dem unbeteiligten Pärchen auch nicht durch Uncle Five [ Law Kar-ying ] geholfen werden kann. Währenddessen bekommt der immer noch verliebte Inspector Cheung erheblichen Druck von seinem Vorgesetzten [ Jimmy Leung ], das Töten zu unterbinden und damit auch Schritte gegen die gleichfalls der gemeinsamen Zeit nachtrauernden Kin Siu zu unternehmen.

Love / Death. Rast mit Ratio.
Auch die Personen im Beziehungsgleichgewicht der Geschichte reden von nichts anderem als der allumfassenden Misere. Die einstmals gefürchteten Triaden können sich keine Kreditkarte mehr leisten, keinen den Mindestpreis überschreitenden Linienflug, haben Beschwerden bei der Überfahrt selbst von Philippinen nach Hong Kong. Ein trauriger Zwischenstand von Mittellosigkeit mit zerrüttender Wirkung, einhergehend mit der Unsicherheit der Lebensstellung und der Notwendigkeit, selbst niederste Tätigkeiten und Dienste in Anspruch zu nehmen.
Die Handlung entsprechend dessen als schon wieder Recycling der ewigen pathologischen Ausartungen von Interesse am Geld gerade in den Zeiten der Verknappung, als wohl unfreiwillig ironisierende Verdrehung, als re-telling der immerwährenden Wahrheiten vom Kampf der Individuen um den besten Platz an der Tafel ökonomischer Natur. Die Hung Hing Society auf der einen Seite der Bedürftigkeit und die Tung Sheung Fei auf der anderen, dazwischen in brückenloser Distanz die Kleine Bibliothek der Weltweisheit. Der Charakter des Geldes in seiner erinnerten Fassung als Endzweck.

Das übliche bedeutungsschwangere Leid einschliesslich der Schlüsselwörter des Genres in liasionsreicher Veflechtung, nur mit Seelen- und hierbei auch Totenmesse in erstarrend leerer Tautologie, statt dem Jubelgesang schwerkalibriger Waffen. Sicherlich werden auch die Pistolen gezückt und abgefeuert, aber nach einem knappen Versprechen zu Beginn erst wieder nach einer Stunde der nachdenklichen Überlegung und damit dem vorübergehenden Stillstand inmitten der Bewegung. Als begleitende Zwischenaktsmusik werden Episoden diesseits einer persönlichen Sphäre in überquellender Ausführlichkeit eingestreut, mit der Konzentration auf den eigentlichen Außenstehenden Ah Tim, der nach einem Studium in Frankreich zurückgekehrt schon leicht unfreiwillig, aber mit nicht wirklicher Gegenwehr in den Machenschaften der Triaden gesogen wird, da er die Vorteile dankend nutzt und die Nachteile nicht sieht. Eine rasche Bewerbung und Jobannahme wird ihm durch Klüngel gesichert, den love interest praktischerweise gleich im Tarifvertrag inbegriffen; alles unnütze und uninteressante Extrakapitel, die als Füllmaterial von vornherein gar nicht darauf angelegt und so auch niemals dafür da sind, um Eindruck zu machen. Eine Dramaturgie völligster Beruhigung, in der völlig haltlos grundsätzlich Niedriges zu Höherem hinaufbeschwören werden möchte.

Aus dem herrlichen Imponierstil grober Unbekümmertheit und furioser Rechthaberei speziell die Jahre kurz vor und nach 1990 ist längst ein falsches Gerührtsein, die Kräfte von geistiger Art und damit ein Sichbemächtigenwollen verkehrter Abstraktion geworden. Eine marternde Erleuchtung, die nur noch in kaum spür- und so allein schon gar nicht erleb- oder genießbaren Ansätzen noch den pragmatischen Wirklichkeitssinn von Final Run (1989), Interpol Connection (1992) oder Deadly Target (1994) aufweist – wie in einer ausführlich aufgenommenen Shootoutsszene im ortseigenen Schiffsfriedhof, mit entsprechenden Wrack als Unterstand, Motorbootattacken als Appetizer und einer Bootsexplosion als finales Dessert – , und sich stattdessen auf den Zeitgeist und seine Modeströmungen und die stete Bemühung desselben versteift. Völlig unpassend wird die Herbeiführung von visuellem Popanz mit entsprechend sinnlichen Empfindungen versucht und Druck und Dynamik mit ausschliesslich peripheren Erscheinungen ersetzt. Ein Schwertkampf im Blaudunst in einer strömenden Regennacht eingeschnitten, der schon allein durch die mißratene Choreographie, der ewigdauernden Beharrung auf Stockung und Aussetzung im Ablauf und dem Festhalten gar lieblicher Schallerfressen in der lichtdurchflutenden Zeitlupe wie der gesamte Rest niemals auch nur den Hauch einer Chance auf weiterreichendes Interesse erwecken kann.

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