Auch wenn ich Regisseur Brett Ratner („Rush Hour“, „Red Dragon“) nur für einen mittelmäßigen Auftragsregisseur halte, so muss ich ihm eins lassen – man bekommt bei ihm inzwischen ohne wenn und aber stets zufriedenstellende Genrekost ohne große Enttäuschungen serviert. Selbiges gilt auch für „After the Sunset“, der dann überraschend nicht das Heist-Movie der alten Schule, sondern spielfreudiges Darstellerkino darstellt.
Auch wenn zu Beginn noch ein trickreicher Diamantencoup im Vordergrund steht, so lebt „After the Sunset“ ganz von seinem amüsanten Ton inmitten der, von Ratner in Hochglanz verpackten, Südseekulisse, wo Meisterdieb Max Burdett (Pierce Brosnan, „Dante's Peak“, „The World Is Not Enough“) sich zusammen mit seiner Lebensgefährtin und Kollegin Lola Cirillo (Salma Hayek, „Desperado“, „Frida“) zur Ruhe setzen will. Doch als FBI-Agent Stan Lloyd (Woody Harrelson, „Natural Born Killers“, „Money Train”) urplötzlich in seinem Domizil auftaucht und fest davon überzeugt ist, dass Max bei einer dortigen, anstehenden Diamantenausstellung das Prunkstück stehen will, ist es mit der Ruhe vorbei…
„After the Sunset“ gehört zum anachronistisches Kino, das heute in Zeiten von CGI-Schlachten nicht mehr gefragt ist. Wohl deshalb musste der sonst so erfolgsverwöhnte Ratner mit ansehen, wie sein aktuellster Film kaum Interesse am amerikanischen Boxoffice fand und gerade mal die Hälfte seines Budgets wieder einspielte.
Die Einbrüche sind weder die filmischen Höhepunkte, noch werden sie hochtechnisiert und akrobatisch durchgezogen. Der Film lebt von seinem locker-flockigen Ton, von dem Jäger und dem Gejagten, die irgendwann, trotz jahrelanger Rivalität, so was wie Sympathien füreinander entwickeln.
Dabei ist es sehr amüsant mit anzusehen, wie Max nun überlegt, was er mit seiner vielen Freizeit überhaupt anfangen soll. Gar nicht angetan von Lolas Versuchen ein „anständiges“ und „normales“ Leben in diesem Urlaubsparadies zu führen, wird das Auftauchen von Stan schnell zu so etwas wie eine willkommene Abwechslung.
In dieses Katz- und Mausspiel zwischen den beiden wird dann auch die Polizistin Sophie (Naomie Harris, „28 Days Later...“) und selbstverständlich auch Lola mit hineingezogen, was wiederum zu weiteren witzigen Situationen führt. Knaller ist ein Abendessen, als sich beide Männer gegenseitig bei ihren Frauen aushelfen, weil die jeweils extrem stinkig auf ihren Partner sind. Von seinen rein komödiantischen Zwischenfällen (Max und Stan cremen sich beim Fischen gegenseitig ein und angeln sich einen Hai) kehrt „After the Sunset“ dann immer wieder zur Kernfrage zurück, ob Max tatsächlich den Versuch unternehmen wird und Stan ihn dann auch tatsächlich fasst.
Bis dahin bleibt aber Zeit für jede Menge Schabernack. Max, der großzügig Stans Präsidentensuite im Nobelhotel finanziert, und Lola verarschen den Agenten mithilfe seiner installierten Abhöranlagen oder locken ihn jedes Mal in eine peinliche Situation. Überhaupt ist dieser FBIler ein extrem trotteliges, bemitleidenswertes Exemplar, dem man gar nicht böse sein kann.
Die Plotkomponente um den lokalen Gangsterboss Henri Mooré (Don Cheadle, „Swordfish“, „Hotel Rwanda“) dient dabei eigentlich nur dazu, den Film auf seine minimale Laufzeit zu strecken (Nettolaufzeit gerade mal 88 Minuten) und zum Schluss eine kleine Überraschung zu präsentieren. Für Twists ist das Drehbuch dann erst zum Ende, wenn der Film noch mal flugs zweimal um 180° schwenkt, zu haben.
Seine Sympathien verdankt der Film vor allem seinen prima aufgelegten Darstellern. Pierce Brosnan, nach „The Thomas Crown Affair” wieder als Meisterdieb unterwegs, kann hier noch problemlos mit nacktem Oberkörper herumlaufen und mit seinem erprobten, trockenen, überlegenen Humor Woody Harrelson abschütteln. Dabei wird dem ehemaligen (oder auch nicht?) Bond-Darsteller nicht viel abverlangt, aber er kann diese Rollen dank seines Charismas nun mal im Schlaf spielen. Die Anspielungen (u.a. die Frage ob er Brite sei..) auf James Bond helfen da natürlich ein wenig.
Besonders Woody Harrelsons Auftritt (ich glaube mit Haarteil) erfreut, waren größere Rollen in Kinofilmen der letzten Jahre doch eine Seltenheit. Meist musste er sich mit Cameos (z.B. „Anger Management“) zufrieden geben. Umso versessener geht er hier zu Werk, macht sich oft genug total zum Affen und überrascht später mit seiner eigentlichen Intention. Wirklich spaßig ihn mal wieder in Aktion zu erleben.
Weitere Nebenrollen sind recht prominent mit Don Cheadle, Chris Penn, Mykelti Williamson und Rex Linn besetzt. Sie alle haben aber viel zu wenig Screentime, um sie wirklich bewerten zu können. Nur Don Cheadle, mit seinen ganz eigenen Auffassungen bezüglich Geld und Reichtum bekommt ein paar Minuten mehr zugestanden, das war es dann auch schon.
Negativ fällt leider immer wieder die etwas einfältige Salma Hayek auf, die zwar mit ihren körperlichen Vorzügen nicht geizt, ansonsten jedoch sehr austauschbar agiert und hierzulande mit einer furchtbaren, akzentbehafteten Synchronstimme ausgestattet worden ist.
Trotz seiner kurzen 88 Minuten bleibt „After the Sunset“ ziellos und wenig spannend. Die wunderschöne Optik, in der hier alle paar Minuten geschwelgt wird, versucht über die leeren Drehbuchseiten hinwegzuhelfen, in der Tat finden sich allerdings immer wieder kleine Durchhänger ein. Das mag daran liegen, dass Ratner eigentlich bisher immer nach klar definierten Regeln inszenieren konnte. Die „Rush Hour“ – Filme und auch „Red Dragon“ konnte man in Schemas stecken. Hier eine Actionszene, da ein spannender Kill, bei „After the Sunset“ ist so was nicht gefragt, hier benötigt man das Gefühl des Regisseurs für pointierten Witz und komische Momente. Nur Humor kann man eben nicht einstudieren.
Ganz schlecht reden sollte man den Film trotzdem nicht. Dafür ist er einfach gutgelaunt. Über die kleinen technischen Unmöglichkeiten zu Beginn braucht man sich nicht aufregen, denn der Fokus liegt ja nicht auf den technischen Gimmicks der Profidiebe.
Fazit:
Zufriedenstellende Gaunerkomödie mit zwei gut aufgelegten Hauptdarstellern, einer die schönsten Werbebroschüren verblassenden Hochglanzurlaubsoptik und viel Humor. Trotz seiner inhaltlichen Schwächen und fehlender Idee bleibt „After the Sunset“ über 88 Minuten sympathisches Schauspielerkino. Richtig satt macht’s nicht, aber als Film für zwischendurch stets zu gebrauchen.